Silicon Valley Bank: Startup-Bank kollabiert in größtem Crash seit Finanzkrise
Es gibt keine Rettung mehr: Gerade gehen die Meldungen hinaus, dass die Silicon Valley Bank (SVB), quasi die Hausbank der US-Startup-Welt, zusperren muss. Erst vor wenigen Tagen wurde wirklich klar, in welcher finanzieller Schieflage sich das Geldhaus aus dem Silicon Valley befand. Kurzfristig hätte die Bank 2,3 Milliarden Dollar gebraucht, konnte aber weder Käufer:innen für Firmenanteile noch einen Käufer finden, der das börsennotierte Unternehmen komplett übernimmt.
Soeben hat die in Kalifornien zuständige Finanzbehörde California Department of Financial Protection and Innovation (CFPI) verkündet, dass die SVB geschlossen wird und alle (noch vorhandenen) versicherte Einlagen der Kund:innen zur Deposit Insurance National Bank of Santa Clara (DINB) transferiert werden. Zum 31. Dezember 2022 verfügte die Silicon Valley Bank über eine Bilanzsumme von ca. 209,0 Mrd. USD und Einlagen in Höhe von ca. 175,4 Mrd. USD. Zum Zeitpunkt des Abschlusses war die Höhe der Einlagen, die über die Versicherungsgrenzen hinausgehen, nicht bekannt. Die Höhe der nicht versicherten Einlagen wird ermittelt, sobald die FDIC zusätzliche Informationen von der Bank und den Kunden erhalten hat“, heißt es seitens der Behörde.
Das bedeutet konkret, dass aktuell nicht klar ist, dass jeder Kunde sein Geld von der SVB zurück bekommt. Wie berichtet, hat die SVB zuletzt Wertpapiere in der Höhe von satten 21 Milliarden Dollar verkauft, was dem Bankhaus anschließend einen Verlust von 1,8 Milliarden Dollar einbrachte. Das alleine zeigt, dass da viel Geld fehlt, um weiter ordentlich operieren zu können. Die FDIC weist darauf hin, dass Kunden mit Konten von mehr als 250.000 Dollar die Behörde kontaktieren sollten. Einlagen nur bis zu dieser Höhe sind geschützt, alles darüber hinaus ist nun eine Frage, wie viel Geld in der SVB noch vorhanden ist.
Der Kollaps der Bank kann auch folgende Effekte haben: Laut Parker Conrad, der CEO und Mitbegründer der HR-Plattform Rippling, sollen Unternehmen bereits die Auszahlungen von Gehältern aufgrund der „Solvenzprobleme“ der Bank verzögern müssen. Auch sollen VCs bereits ihre Prtfolio-Startups angewiesen haben, offenzulegen, ob sie Geld bei SVB hatten. Die UK-Tochter der SVB soll ihrem CEO zufolge weiterhin wie gewohnt Zahlungen und Funding-Darlehen durchführen. Wie es um die deutsche Tochter steht, ist aktuell nicht ganz klar.
Wird Silicon Valley Bank zu Lehman II? Angst vor Banken-Crash greift um sich
Startups müssen um ihr Geld bangen
Konkret bedeutet das, dass Unternehmen und vermögende Privatpersonen, die mehr als 250.000 Dollar bei der SVB hatten, nun um ihr Geld bangen müssen. Da wohl dutzende, wenn nicht hunderte Startups und Scale-ups zu den Kunden gehören, könnte das nun in weiterer Folge eine Kaskade an Firmenpleiten nach sich ziehen. Die FDIC hat angekündigt, den nicht versicherten Einlegern innerhalb der nächsten Woche eine vorgezogene Dividende zu zahlen. Wie viel das sein kann, ist unklar. Die FDIC wird am Montag auch die 17 Filialen der Bank in Kalifornien und Massachusetts wieder unter Aufsicht aufmachen, damit Kund:innen betreut werden können. Dann soll auch das Online-Banking wieder nutzbar sein.
Der Crash der Silicon Valley Bank, die eigenen Angaben zufolge in den vergaangenen etwa 35 Jahren 700 Unicorns und 60 Decacorns zu den Kunden zählte, ist der größte Banken-Crash in den USA seit der Finanzkrise 2008/2009. Deswegen werden mittlerweile auch gerne Vergleiche zum Kollaps der Lehman Brothers gezogen, die damals die Finanzkrise einleitete. Die US-Regierung in Person von Finanzministerin Yellen hat heute auch verkündet, dass man angesichts der Probleme bei der SVB „ein paar“ Banken bereits überwachen würde. Es gibt Befürchtungen, dass nach den Zusammenbrüchen der Krypto-Bank Silvergate und nun der Startup-Bank SVB diese Krise auf andere Finanzinstitute überschwappen könnte.
Die weiteren Banken, die die US-Regierung derzeit genau beobachtet, könnten etwa die Signature Bank und die First Republic Bank (FRB) sein. Deren Börsenkurse sind am Freitag stark gefallen bzw. wurde der Handel mit den Aktien im Falle der FRB sogar ausgesetzt. Auch keine Überraschung: Auch der Handel mit SVB-Aktien ist nicht mehr möglich.
Ausfall wurde von einigen antizipiert
Das Problem der SVB dürfte gewesen sein, dass im Zuge der COVID-Pandemie mit lockerer Geldpolitik viele jener Startups, die viel Geld geraised haben, viel Geld eingelegt haben. Durch die Wirtschaftskrise 2022 dürften diese dann auch viel Geld wieder abgezogen haben, was dann wiederum die SVB wackeln ließ. Der VC Greenoaks warnte seine Portfolio-Firmen bereits im Dezember – ein Dutzend soll dann bereits Einlagen im Wert von etwa einer Milliarde Dollar abgezogen haben. Auch gab es Shortseller, die auf den Fall der SVB-Aktien wetteten. Später haben auch die Großinvestoren Coatue, Sequoia Capital und Founders Fund von Peter Thiel ihre Portfolio-Firmen angewiesen, ihre Gelder von SVB abzuziehen.