Silvergate: Nach Krypto-Bankrun crashen die Kurse
Am Donnerstag hat es sich bereits angekündigt, in der Nacht auf Freitag verschlechterte sich die Situation zunehmend: Die kalifornische Krypto-Bank Silvergate, die unter anderem auch FTX und BlockFi zu ihren Kunden zählte, kämpft ums Überleben. Am Donnerstag hat die führende US-Kryptobörse Coinbase in einer Blitzaktion zum Mitbewerber Signature Bank gewechselt, um weiter mit Großkunden arbeiten zu können. Nach Coinbase haben sich mit Galaxy Digital, Tether, Bitstamp sowie die Stablecoin-Firmen Circle (USDC) und Paxos (selbst wegen BUSD ins Kreuzfeuer der Behörden gekommen) von Silvergate abgewandt. Ein echter Krypto-Bankrun im großen Stil also.
Das sind dramatische Entwicklungen in kurzer Zeit. Die Silvergate Bank galt bis vor gar nicht allzu langer Zeit als „Go to“-Adresse für Krypto-Unternehmen, die Business in den USA machen wollen und dafür einen Krypto-freundlichen Bankpartner brauchen. Doch die kalifornische Bank konnte zuletzt ihren Jahresbericht für 2022 nicht vorlegen – also über jenes Crash-Jahr, das bereits zahlreiche Krypto-Firmen ins Nirvana schickte. Nun gehen offenbar viele in der Industrie aus, dass Silvergate das nächste Opfer des Krypto-Winters sein könnte. Und das hat die Krypto-Märkte in der Nacht auf Freitag tief ins Minus geschickt.
BTC und ETH sacken ordentlich ab
Innerhalb von 24 Stunden sind die Krypto-Märkte um 4 Prozent eingebrochen, Bitcoin und Ethereum deutlich um 4,5 Prozent. Mit großen Aktienindizes wie dem S&P500 aus den USA oder dem Nikkei 225 oder dem Hang Seng Index (HSI) für Asien gibt es keine deutlichen Korrelationen – deswegen muss der Einbruch in der Krypto-Industrie selbst seinen Grund haben. Und da ist naheliegend, dass sich viele Anleger:innen vor einem Crash der Silvergate Bank und daraus folgenden Schockwellen fürchtet. In diesem Chart sieht man den Einbruch von BTC und ETH, während NIKKEI und HSI weiter seitwärts laufen:
„Als Vorsichtsmaßnahme in Anbetracht der jüngsten Nachrichten bearbeiten wir keine Überweisungen mehr mit Silvergate. Die Überweisungsdienstleistungen werden nun von unseren anderen globalen Bankpartnern erbracht“, heißt es beispielhaft seitens Bitstamp über die Gründe für die Abkehr von Silvergate. Bitstamp ist eigentlich einer der wichtigsten Partner der US-Bank – genauso wie Coinbase, Circle (=USDC), Gemini, Genesis (gehört zur ebenfalls wankenden Digital Currency Group) und Paxos (gerade erst wegen Binance USD abgewatscht). Sie formten eigentlich gemeinsam das Silvergate Exchange Network (SEN) für schnelle Dollar-Überweisungen zwischen ihren Silvergate-Konten und den Konten der anderen Silvergate-Kunden. Doch nun will niemand mehr damit zu tun haben. Auch MicroStrategy, die eines 205 Millionen Dollar großes Darlehen der Bank haben, hat sich von Silvergate distanziert.
FTX, Genesis und BlockFi als Kunden
Würde die Silvergate Bank crashen, dann wären wohl viele Großkunden sowie wiederum deren Kundschaft betroffen. Bisher hatte die Bank oft ein schlechtes Händchen bei den Kunden. So zählten die 2022 spektakulär gefallenen Krypto-Firmen FTX und BlockFi zu den Kunden, sowie die strauchelnde Genesis Tochter der ebenfalls angeschlagenen Digital Currency Group). Außerdem hatte sich die Bank die (technischen) Überreste des Facebook-Stablecoins Diem (früher Libra) zugekauft. Alleine dafür musste sie im vierten Quartal 2022 eine Wertminderung in Höhe von 196 Millionen US-Dollar für Technologie, die von der Diem Group erworben wurde, hinnehmen. Insgesamt hat sich der Verlust der Bank im vierten Quartal auf eine satte Milliarde Dollar erhöht. Dass nun der Jahresbericht nicht vorgelegt werden kann, lässt viele am Fortbestehen der Bank zweifeln.
Würde Silvergate fallen, dann müssten sich auch US-Regulierungsbehörden Fragen stellen. Immerhin ist Silvergate keine unregulierte Firma im Cyberspace und operiert auch nicht über die Bahamas oder Asien, sondern sitzt eben in Kalifornien. Sie wird von der Federal Reserve Bank of San Francisco und als börsennotiertes Unternehmen von der US-Börsenaufsicht SEC beaufsichtigt. Dementsprechend spannend sind die Entwicklungen rund um das Unternehmen von CEO Alan Lane.