Interview

Single Use Support: Tiroler Scale-up auf dem Weg zu 150 Mio. Euro Umsatz

Thomas Wurm und Johannes Kirchmair, Gründer von Single Use Support. © Single Use Support
Thomas Wurm und Johannes Kirchmair, Gründer von Single Use Support. © Single Use Support
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Diese Zahlen muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen. Bereit? here we go:

  • 2019: 2,8 Mio. Euro
  • 2020: 50 Mio. Euro
  • 2021: voraussichtlich 150 Mio. Euro

Und 2025, da wollen sie die halbe Milliarde Euro an Jahresumsatz knacken. Die meisten Österreicher haben dieses Jahr wahrscheinlich von Bitpanda und GoStudent gehört, aber wahrscheinlich nicht von Single Use Support. Sollten sie aber; denn auch wenn die erst 2016 gegründete Firma aus dem Tiroler Endach nichts mit Bitcoin oder Krisen-verstärktes Online-Learning zu tun hat – da entsteht etwas ganz Großes.

Die beiden Masterminds hinter Single Use Support heißen Thomas Wurm und Johannes Kirchmair. Auch sie haben eigentlich nicht damit gerechnet, dass sie den großen Hauptpreis beim „Entrepreneur of the Year“-Award von EY gewinnen werden – und schalteten sich zur Preisverleihung mit Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck in der Wiener Hofburg deswegen „nur“ per Video-Stream zu. Nächstes Jahr fahren sie als österreichische Vertreter zum globalen Finale des großen Unternehmer-Wettbewerbs.

Big Business in der Pharma-Industrie

„Unsere Kunden sind die Hersteller von lebenswichtigen Krebstherapien oder Impfstoffen“, sagt Wurm, CEO und Mitgründer im Interview mit Trending Topics. „Die brauchen hochwertige Proteinlösungen zu tausenden von Litern. Und die werden in hochwertigen Kunststoffbeuteln gelagert, eingefroren und transportiert und dann weiter zu Medikamenten verarbeitet. Und wir lösen mit Abfüllanlagen und Transportlösungen diese Zwischenschritte und sind somit ein Plattform-Anbieter für die Böhringer-Ingelsheims, Novartis‘ und Roches dieser Welt.“

In der Pharma-Branche sind sie also angekommen, diesen herbst endlich auch auf der großen Bühne. „Wir haben auch nicht damit gerechnet, weil etwa GoStudent viel mehr in der Öffentlichkeit stehen. Aber die Jury hat wohl dieses enorme Scale-up der letzten Jahre überzeugt“, sagt Wurm. Und das wird so weitergehen. Derzeit planen Wurm und Kirchmair den massiven Ausbau der Produktionskapazitäten. An einem neuen, zweiten Standort in Tirol sollen sie versechsfacht werden, um den Wachstumsmarkt der Zell- und Gentherapie zu bedienen. 10 bis 20 Millionen Euro Investment für neue Transporttechnologien für diese Therapien bzw. deren Produktion werden eingeplant.

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„Wir wollten immer frei sein“

Und dann, 2025, soll der Umsatz eine halbe Milliarde Euro betragen. Single Use Support wird dann längst ein gefeiertes Unicorn sein, wenn das alles so klappt, wie der Plan es vorsieht. Wobei, Plan. „Die Erfolgsaussichten waren gleich null. Aber wir wollten immer frei sein und nicht in einem Konzern. Da war das Unternehmertum der einzige Weg, und aus heutiger Sicht der Richtige“, sagt Wurm. Heute über große Preise und riesige Umsätze sprechen zu können, hat auch viel mit Glück und Zufall zu tun. „Das ist wie 100 Kreisverkehre und zufällig immer die richtige Ausfahrt erwischen.“

Wo aber liegen nun die Erfolgsfaktoren von Single Use Support? Erstens im Sales. „Der Johannes und ich waren immer schon im Vertrieb weltweit tätig“, sagt Wurm. „Wir haben immer bei Kunden Freunde gefunden, die wir überzeugt haben, die dann in ihrer eigenen Firma herumgelaufen sind und uns verkauft haben. Das Geschäft im B2B-Bereich ist immer Vertrauenssache.“

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Die Erfolgsfaktoren

Zweiter Faktor: Das Geschäftsmodell: „Wir nennen unser Modell Reverse-Razor-Razorblade-Modell. Wir können die Kunden sehr schnell entern, und können ihnen dann in Folge die Anlagen verkaufen“, sagt Wurm. Die Transportbeutel würden einige hundert Euro kosten (dieses Jahr verkauft man 60.000 bis 70.000 der Produkte, nächstes Jahr sind 100.000 geplant), wer dann aber auch die Anlage für diese möchte, bezahlt mehrere hunderttausende Euro. Bisher hätte man bereits mehr als 100 solcher Anlagen auf der ganzen Welt verkauft, und das sehr erfolgreich. „Wir sind hochprofitabel. Die EBIT-Margen würden viele verblüffen. Ich kann sie nicht verraten, aber sie sind auf alle Fälle gut zweistellig.“

Und drittens der Innovationsgeist. „Wir fördern das Scheitern bei den Mitarbeitern. Lieber viele schnelle Entscheidungen, von denen 20 Prozent falsch sind, als wenige, langsame Entscheidungen. Schnelligkeit ist entscheidend im Geschäft“, sagt Wurm. Einfach machen anstatt lange zu planen. So habe man etwa Prototypen gleich an Kunden verkauft und diese dann mit ihm weiter entwickelt. „Unsere Mitbewerber, die zwei, drei Milliarden wert sind, die würden eine Schutztechnologie nie so wie wir entwickeln. Aber wir waren naiv und haben es einfach gemacht.“

„Finanzierungsrunden waren so trendy“

Und damit sie sich Single Use Support sehr wohl als Startup, das mit der Lean-Methodik schnelles Wachstum aus dem Bilderbuch hinkriegte. Der Startup-Trend ging auch an den beiden nicht vorbei. „Es war so trendy. Alle haben Finanzierungsrunden gemacht, deswegen haben wir auch eine gemacht, obwohl wir das Geld gar nicht brauchten“, erzählt Wurm. Der damalige Finanzinvestor blieb aber nur ein halbes Jahr dabei, dann kam später der heutige strategische Investor (Pall aus den USA) an Bord, der in der Pharmaindustrie verwurzelt ist und 40 Prozent an Single Use Support hält.

Wurm und Kirchmair sitzen als Mehrheitseigentümer weiterhin am Steuer – und sie werden in Tirol bleiben. „Wir sind sehr konservative Herren, wir sind in unseren Gemeinden extrem verwurzelt. Mit unseren Familien irgendwohin zu ziehen, das käme nicht in Frage. Aber virtueller Vertrieb geht heute von Tokio bis San Francisco, da kann man in Tirol bleiben.“

Single Use Support: CEO Thomas Wurm über das Scale-up aus dem Bilderbuch

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