Essen bestellen: Wiener Gründerin ersetzt Verpackungsmüll durch Mehrweggeschirr
Beim Bestellen von Essen greift man sich als umweltbewusster Mensch regelmäßig auf den Kopf. Denn die gelieferten Leckereien werden in der Regel in Unmengen von Plastik und Karton verpackt, das dann den Mistkübel verstopft. Dieses Problem hat auch eine österreichische Gründerin erkannt. Die Wienerin Isabelle Maria Weigand hat deswegen mit Skoonu ihr eigenes Startup ins Leben gerufen, dass dem Müllproblem Herr werden und Verpackungsmaterial mit Mehrweggeschirr ersetzt.
„Es fällt so viel Müll an, wenn man sich Essen aus Restaurants bestellt oder mitnimmt. Das will ich ändern“, sagt Weigand im Gespräch mit Tech & Nature. Take Away-Essen ist auch in Österreich mittlerweile üblich, sei es zu Mittag in der Büropause oder am Heimweg fürs Abendessen. Deswegen hat sie mit Skoonu ein Leihsystem mit qualitativem Mehrweggeschirr entwickelt, dem sich Restaurants und deren Gäste anschließen können.
12 Lokale im Netzwerk
Über eine App und TAN-Codes wird dabei geregelt, wer sich bei welchem Lokal das Geschirr geholt hat und wo er es wieder zurückbringen kann. 12 Lokale in Wien haben sich dem Netzwerk mittlerweile angeschlossen, rund 1.000 Nutzer haben sich in der App registriert. „Die Lokale ersparen sich so, selbst ein Pfandsystem einzuführen“, sagt Weigand. Für den Gast ist das Mehrweggeschirr kostenlos, die Restaurants bezahlen eine kleine Gebühr pro Geschirr.
Auch für das Waschen und Verteilen der Behälter hat Weigand, die mit einem Team von fünf Leuten an den jungen Projekt arbeitet, eine Lösung gefunden. Restaurants, die das Geschirr selbst waschen, zahlen weniger, und um die Behälter an die Lokale zu verteilen, gondelt ein Lastenrad regelmäßig durch die Stadt. Die Kunden selbst haben 21 Tage Zeit, das Geschirr bei einem der Lokale zurückzubringen – die App erinnert daran.
21 Tage Zeit zum Zurückbringen
„Wir wollen das nun flächendeckend machen“, sagt Weigand. Im Corona-Jahr 2020 hat sie die Testphase des Konzepts mit den Partnerlokalen erfolgreich absolviert und das System verfeinert. So müssen Nutzer nicht mehr ihr Bankkonto mit der App verbinden, damit etwaige Strafen bei Nicht-Zurück-Bringen eingezogen werden können. „Wir arbeiten jetzt mit dem Belohnungs- und nicht mit dem Bestrafungssystem“, sagt die Gründerin. So sollen Menschen, die das Geschirr gewaschen und frühzeitig zurückbringen, etwa mit einer kostenlosen Nachspeise belohnt werden. Wer die 21 Tage überschreitet, wird in der App aufgefordert, das Geld für die Behälter zu überweisen.
Auch in Kombination mit Lieferdiensten wie Mjam oder Lieferando soll Skoonu funktionieren. Das ist noch umständlich – aber im Kommentarfeld kann man dem Restaurant vermitteln, dass man bei Skoonu mitmacht und den TAN-Code für die Leihe mitschicken. Über offizielle Partnerschaften mit den Lieferdiensten hat Weigand schon nachgedacht, aber da sträubt sich etwas in ihr. „Die Arbeitsbedingungen bei den Lieferdiensten sind etwas, das mich abschreckt, eine Kooperation einzugehen“, sagt sie. „Das passt nicht zu unserem Konzept.“ Mjam und Co stehen immer wieder in der Kritik, die Lieferfahrer schlecht zu behandeln. Weigand: „Vielleicht wagen wir den Sprung ins kalte Wasser und machen einen eigenen Lieferdienst.“
Vorher gilt es aber, das System zu verfeinern und möglichst viele Restaurants in die App aufzunehmen. Im Optimalfall hat jeder Nutzer ein Lokal ums Eck, wo er das Geschirr wieder zurück in den Kreislauf bringen kann. „Das Thema Müll lässt heute niemanden mehr kalt. Meine Bitte ist an alle, dass man immer vor der eigenen Haustüre kehren sollte. Man muss sich eben diese 30 Sekunden mehr Zeit nehmen, um uns zu benutzen.“
Skoonu ist nicht das einzige Startup, das mit Mehrweggeschirr gegen Verpackungsmüll kämpft. Wie berichtet ist das deutsche Startup Vytal von Tim Breker, Sven Witthöft und Fabian Barthel mit einem ähnlichen Konzept gestartet. Sie haben recycelbare Kunststoffbehältern für Essen geschaffen und ein Rückgabesystem ohne Pfand entwickelt. Geplant ist mittlerweile, auch in Wien zu starten.
Campfire Solutions: Wiener Software Keea soll die Industrie grüner machen