Gründungen

Skurriles Sekunden-Rennen um die erste FlexCo Österreichs

FlexCo-Graffiti an Hauswand. © Dall-E
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Mit dem 1. Jänner 2024 gibt es in Österreich die Möglichkeit, seine Firma als FlexCo zu gründen – wir berichteten ausführlich. Nun ist an diesem Tag ein echtes Rennen ausgebrochen, um die erste FlexCo Österreichs zu gründen. Mindestens vier Firmen beanspruchen den Titel für sich, und eine wurde sogar skurrilerweise „Allererste FlexCo“ getauft – damit will sich der Macher, ein bekannter Startup-Anwalt, gewissermaßen lustig über dieses Rennen machen.

Aber von vorne: Mit einem Stammkapital von 10.000 Euro (mind. 50% in bar), einer einfachen Beteiligung von Mitarbeiter:innen und dem Wegfall von Notariatsakten bei bestimmten Vorgängen wie der Übertragung von Anteilen soll die „Flexible Company“ (FlexCo) gerade Startups entgegen kommen. Auch wenn die Regierung, die nach langen Ringen um die Details das Gesetz zur FlexCo schließlich durchbrachte, sich keine Gründungswelle erwartet, gab es im Vorfeld bereits Ankündigungen, dass Founder die erste FlexCo Österreichs ins Leben rufen sollen.

Seedback: „Wir wollen die erste FlexCo Österreichs gründen“

Seedback und Business & Biceps beanspruchen Titel für sich

Seedback von Gabriel Heiml und Sebastian Körber etwa sieht sich würdiger Träges des Titels. Per Screenshot zeigt die Jungfirma, das ein Software-Tool für Feedback in Unternehmen entwickelt, das man den Firmenbucheintrag am 1. Jänner 2024 um 00:00:15 – also 15 Sekunden nach Mitternacht – gemacht habe. Heute im Laufe des Tages würde sich das Handelsgericht Wien darum bemühen, dass die Seedback FlexCo bereits im Firmenbuch aufscheint. Seedback gibt es schon länger, bisher hatte man die Steuerthemen über eine GmbH eines Mitgründers erledigt, aber die eigenständige Gesellschaft hätte man als FlexCo gründen wollen – und deswegen dazu auf den 1. Jänner 2024 gewartet.

Doch eben Seedback gibt es noch drei weitere Firmen, die den Titel „Erste FlexCo“ für sich beanspruchen. Eine davon heißt Business & Biceps FlexCo, wurde von Patrick Taschner und Beniamino Grossrubatscher ins Leben gerufen, und ist eine auf Business Consulting spezialisierte Firma aus Wien. Hier sieht man den Zeitpunkt der Errichtung der FlexCo um 00:00:44 bzw. 00:01:44 Uhr am 1. Jänner – denn da habe man per ID Austria die Unterschriften am Gesellschaftsvertrag gemacht. „Statt den Silvesterwalzer zu tanzen, fanden sich unsere Co-Founder Beniamino Grossrubatscher und Patrick Taschner zu einem virtuellen Notartermin beim renommierten Notariat Puhr & Partner ein, um die erste Flexible Kapitalgesellschaft Österreichs zu gründen“, heißt es seitens des blutjungen Unternehmens.

Propcorn und die „Allererste FlexCo“

Nun gibt es aber noch zwei weitere FlexCos, die #1 sein wollen. Nämlich die Propcorn FlexCo von Niki Stadler (CEO), Benni B, (CPO) und Bertty Contreras (CTO), die Immobilienbaupotenzial mittels AI in Echtzeit analysieren will, sowie die Allererste FlexCo (sic!) von Startup-Anwalt Christof Strasser. Strasser hat Propcorn geholfen und es folgendermaßen gemacht: „Unterzeichnet wurden die Gründungsdokumente für beide FlexCos schon letzte Woche – und zwar aufschiebend bedingt zum 1. Januar 2024, 0.01 Uhr. Damit trat das FlexCo-Gesetz um Mitternacht in Kraft und wir haben mit der Dokumentation sicherheitshalber noch 60 Sekunden dazugelegt“, heißt es seitens Strasser.

Er merkt auch an, dass es eigentlich zwei Zeitpunkte gibt, die man in dem Rennen berücksichtigen müsse. Beim der Unterzeichnung des Gesellschaftsvertrags passiere die Gründung, weil da die Vorgesellschaft entsteht, die bereits Verträge unterzeichnen kann; dann bei der Eintragung im Firmenbuch entsteht die Gesellschaft selbst. Einen eindeutigen Gewinner gebe es keinen. „Jeder – ob Seedback, Propcorn.ai oder die „Allererste FlexCo“ – konnte den Gesellschaftsvertrag erst um Mitternacht wirksam werden lassen, weil erst dann das Gesetz in Kraft trat“, so Strasser.

Die Allererste FlexCo sieht er übrigens als Österreichs erste experimentelle FlexCo. „Wir werden sechs Monate lang jeden Monat eine Umgründungsmaßnahme durchführen, z.B. eine Kapitalerhöhung, die Ausgabe oder Einziehung von Unternehmenswert-Anteilen, einen Verkauf mit Berücksichtigung komplizierter Liquidation Preference-Regelungen, etc.  Was auch immer“, so Strasser. Die Firma sei ein Testfeld für FleCo-Belange. „Eventuell lassen wir die Community abstimmen, was wir als nächstes machen.“

FlexCo vs GmbH: Was die neue Gesellschaftsform kann – und was noch fehlt

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