Interview

skyzr und Drei: Dynamische Bewegungsdaten für “sicherere“ Drohnenflüge in Österreich

Drohnenflug von St. Pölten nach Melk: skyzr-CEO Markus Bardach demonstrierte im wingman-Tool, wie sich das Level des Bodenrisikos durch die „Dynamic Population“-Daten von Risikowert 5 auf 3 reduzierte. © Canva
Drohnenflug von St. Pölten nach Melk: skyzr-CEO Markus Bardach demonstrierte im wingman-Tool, wie sich das Level des Bodenrisikos durch die „Dynamic Population“-Daten von Risikowert 5 auf 3 reduzierte. © Canva
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Der Wiener Drohnendienstleister “skyzr“ gehört zu den größten Anbietern im DACH-Raum.  Mit “wingman“ betreibt er ein Tool, das die Sicherheit von Drohnenflügen kalkulieren kann. Um künftig bei der Risikoanalyse der Flugrouten nicht länger auf statische Daten angewiesen zu sein, wurde der Mobilfunkanbieter “Drei Österreich“ als Partner hinzugeholt.

Im exklusiven Hintergrundgespräch stellte skyzr-CEO Markus Bardach einen neuen Meilenstein vor: Drei liefert ab sofort dynamische Bewegungsdaten aus dem Mobilfunknetz, die eine präzisere Berechnung der Drohnenflüge in Österreich ermöglichen sollen.

Flugplanung durch Risikobewertungen

Bevor Drohnen in Österreich unterwegs sein dürfen, braucht es eine Genehmigung durch die Luftfahrtbehörde Austro Control. Um diese zu erhalten, müssen genehmigungspflichtige Flüge in der Specific Category eine Risikoanalyse durchführen, das sogenannte Specific Operations Risk Assessment (SORA). Das von skyzr im Mai 2024 gelaunchte Tool “wingman“ will genau bei diesem Prozess unterstützen, indem es die entsprechenden Berechnungen automatisiert und digital durchführt. Es erfasst dabei alle relevanten Informationen rund um den Drohnenflug, wie etwa technische Daten der Drohne, die maximale Flughöhe, Lufträume, Hindernisse sowie spezielle Risikopuffer und Notfallpläne.

Statische Daten wurden durch dynamische ersetzt

Bis dato wurden Boden- und Luftrisiko auf Basis statischer Daten zur Bevölkerungsdichte der Statistik Austria analysiert. Das Problem: Die Daten seien nicht aktuell und daher nicht so aussagekräftig wie die tagesaktuellen, dynamischen Daten, wie jene, die “Hutchison Drei“ anonymisiert aus dem Mobilfunknetz zieht und zur Verfügung stellt. Ermittelt werden die Daten durch die Anzahl der Smartphones, die in einer bestimmten Mobilfunkzelle eingeloggt sind. Damit soll es nicht mehr darauf ankommen, wie viele Menschen an einem Ort gemeldet sind, sondern wer sich dort tatsächlich aufhält.

Markus Bardach erklärte das anhand eines Beispiels: “In einem Industriegebiet können sich tagsüber mehr Personen aufhalten, als man annehmen würde. wingman nimmt darauf Rücksicht und ermöglicht eine bessere Flugplanung, indem stark frequentierte Gebiete umgangen werden.“

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Erste Drohnen-Flüge zur Genehmigung eingereicht

skyzr ist überzeugt: Das Update der wingman-Plattform durch die Kooperation mit Drei Österreich sei ebenso ein großer Vorteil für die Behörde AustroControl. Sie soll Bewilligungen nun effizienter erteilen können. “Wir übertreffen damit sogar gesetzliche Vorgaben“, so Markus Bardach. Erste Drohnenflug-Anträge für den österreichischen Luftraum wurden laut ihm bereits von Kunden bei der Behörde eingereicht. Es gibt ein Flugprojekt im Agrarbereich und ein weiteres, das den Transport medizinischer Güter direkt vom Krankenhaus in die Apotheke organisiert. Dabei handle es sich um ein Flugprojekt im Agrarbereich und ein weiteres, das den Transport medizinischer Güter direkt vom Krankenhaus in die Apotheke organisieren soll.

Risiko für Drohnenflug über SAIL-Level bestimmen

Die vorläufige Risikoanalyse im gewünschten Drohnen-Fluggebiet setzt sich aus der Bodenrisiko- und Luftrisiko-Klasse zusammen. Beides gemeinsam ergibt den SAIL-Level (Specific Assurance and Integrity Level). Bardach erklärt, die Risikolevel reichen von 1 bis 6, die Kategorisierung ist von der europäischen Luftfahrtbehörde vorgegeben.

“Aktuell kann man in der Praxis davon ausgehen, dass Flüge in SAIL 1 und 2 sehr wahrscheinlich genehmigt werden – auch in Zeitspannen unter drei Monaten. In diesen Kategorien sind schon viele Drohnenpiloten aktiv. Flüge in SAIL 3 und 4 sind anspruchsvoller, aber auch in diesen Zonen gibt es in Europa bereits einige Drohnen, die automatisiert operieren. Für SAIL 5 und SAIL 6 gibt es meines Wissens nach noch keine Genehmigungen.“ Nach dem sechsten SAIL-Level beginnt die Kategorie “Flugtaxi“, also der bemannten Drohnen-Transport. Auf welchem Level man sich als Antragsteller befindet, soll “wingman“ vorab einordnen.

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SORA-Antrag an Austro Control schicken

Der große Vorteil des Tools sei seine Flexibilität. Risikominderungen, wie beispielsweise Flugstreckenanpassungen, sollen sich auch manuell bearbeiten lassen. Auf einer interaktiven Karte werden die verschiedenen Zonen eingeblendet, Hindernissen wie stark besiedelten Gebieten kann ausgewichen werden. “Durch das Tool bekommt man sehr viel Verständnis dafür, worauf man bei der Planung der Flugstrecke achten muss“, teilte CEO Bardach mit.

Was (noch) nicht möglich ist, ist den SORA-Antrag automatisch an die Austro Control zu übermitteln. Dies muss auf traditionellem Weg über die Übermittlung des pdf-Dokuments geschehen, das der wingman den Drohnenpiloten nach der Dateneingabe zur Verfügung stellt. Trotzdem verspricht “wingman“ effizient zu sein. Laut “skyzr“ sei das Recherchieren von Vorschriften und Regeln zum Flugverkehr mit stundenlangem Aufwand verbunden. Das Tool will den Aufwand um bis zu 75 Prozent reduzieren.

skyzr-Ziel: Europaweite Expansion

skyzr wurde 2020 in Wien gegründet und versteht sich als Corporate Startup – es gehört der Frequentis Gruppe an. Ziel des Jungunternehmens ist es unter anderem, seine Kunden bei der Durchführung kommerzieller Drohneneinsätze zu unterstützen.

Mit seinem Tool “wingman“ und den integrierten dynamischen Bewegungsdaten will “skyzr“ Schritt für Schritt nach ganz Europa expandieren. Die Methodik der Risikoberechnung sei in jedem EU-Land gleich. Konkret wird schon an einem Proof of Concept mit der Flugsicherung in Litauen gearbeitet – als nächstes will das STartup Drohnenflüge im litauischen Markt sicherer machen. Auch Gespräche mit dem Luftfahrt-Bundesamt in Deutschland seien bereits im Gange, teilte Bardach abschließend mit.

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