Steel but Smart

Warum sollte man Stahl mit der Blockchain verknüpfen, Stefan Grüll?

Stefan Grüll, Gründer und Geschäftsführer von Smart But Steel. © S1Seven GmbH
Stefan Grüll, Gründer und Geschäftsführer von Smart But Steel. © S1Seven GmbH
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Wenn sind in Österreich etwas rund um neue Blockchain-Anwendungen im Industriebereich tut, dann oft rund um die Wiener Firma Riddle & Code. Diese hat sich nun vor kurzem an einem der Aufsteiger-Startups in dem Bereich beteiligt: Steel But Smart. Das Startup wurde dieses Jahr vom Austrian Blockchain Center und der Wirtschaftskammer Österreich als mit dem Austrian Blockchain Award in der Kategorie Wirtschaft ausgezeichnet.

Gegründet wurde die dahinter stehende S1Seven GmbH erst 2019 – aber schon kann Gründer und Geschäftsführer Stefan Grüll von einem Projekt für einen großen Konzern im Aerospace-Bereich berichten.

Blockchain wird in unterschiedlichen Bereichen, etwa auch bei Diamanten oder Kobalt, zur manipulationssicheren Rückverfolgbarkeit von Produkten oder Rohstoffen eingesetzt. Warum setzt Ihr Startup gerade auf Stahl?

Stefan Grüll: Stahl und Metall ist der der wichtigste Industrie-Rohstoff mit Anwendungen in unterschiedlichsten Branchen. Jeder von uns verbraucht nahezu ein 1kg Stahl pro Tag, d.h. wir nutzen täglich Infrastruktur, Maschinen und Anlage in denen Stahl und Metall eingesetzt wird. Vieles davon sind sicherheitsrelevante Anwendungen, denken Sie an öffentlichen Verkehrsmittel oder den Bereich Aerospace etc.

Damit gehen ständig steigenden Anforderungen an nachvollziehbare und rückverfolgbare Qualitätsdokumentation einher. So müssen Sie heute beispielsweise schon bei einer Stahlbrücke für jede Niete und jedes verbaute Stahlteil eine lückenlose Rückverfolgbarkeit bis zu Hersteller nachweisen können.

Welches grundlegende Problem will Ihr Startup S1Seven dabei lösen?

Die vorhin beschriebene Dokumentation erfolgt für metallische Halbzeuge über so genannte Materialprüfbescheinigungen. Diese sind vom Hersteller verpflichtend auszustellen. In diesen Prüfbescheinigungen werden die Material- und Herkunftseigenschaften der konkret gelieferten Charge beschrieben und durch Stempel und Unterschrift bestätigt.

Sie müssen sich das vorstellen wie einen Zulassungsschein bei einem PKW. Wir können diesen Prozess nun erstmals digitalisieren, indem wir Blockchain-Technologie nutzen, um Papierdokumente durch rückverfolgbare, fälschungssichere, digitale Aufzeichnungen zu ersetzen. Damit bleiben die geforderten Dokumenteigenschaften gewahrt, aber die Daten stehen elektronisch zu Verfügung.

S1Seven setzt ein Pilotprojekt im Bereich Aerospace-Bereich um – worum geht es da?

In der Luftfahrt sind die Anforderungen an Sicherheit extrem hoch. Hier gehen die Standards über den vorhin beschriebenen Prozess hinaus. Für jedes Bauteil werden vorab ausgesuchte Lieferanten für die einzusetzenden Materialien und die Fertigungsschritte qualifiziert. Dann wird jedes Teil auf Konformität geprüft und all das muss natürlich dokumentiert werden.

Hier geht es vor allem darum, dass die einzelnen Qualitätszertifikate miteinander verkettet bleiben. Sie müssen sozusagen aus einem Dokument für eine Baugruppe auf jene der einzelnen Bauteile und weiter der verwendeten Metall Halbzeuge zurückgehen können. Es geht also um lückenlose Rückverfolgbarkeit – diese ermöglichen wir mit unserer Lösung auf Basis Blockchain.

Auf welche Blockchain setzen Sie?

Wir setzen auf die Technologie unseres Partners Riddle & Code. Für uns waren drei Kriterien wesentlich:

1. hoher Durchsatz an Transaktion/pro Sekunde mit einer geringen Blockzeit, selbst bei hoher Anzahl der validierende Knoten.

2. Einschränkung der Sichtbarkeit der an einer Transaktion beteiligten Partner für Dritte, die nicht an der Transaktion beteiligt sind

3. Nachführung und kryptografische Absicherung der physischen Materialanhänger (Tags) auf der Blockchain, mit welchen die physischen Produkte identifiziert werden. Am Ende geht es ja darum, die Datenebene auch wieder mit den physikalischen Produkten in unserer Welt zu verbinden.

Sie sagen, das damit der CO2-Abdruck der Schwerindustrie verringert werden kann? Wie wird das berechnet?

Die wesentlichen Einflussgrößen entstehen mit den verwendeten Rohmaterialien, energieeffizienten Fertigungstechnologien mit weitreichender Reduktion der Emission von Treibhausgasen und der Verwendung von alternativen Energiequellen wie zum Beispiel grünem Strom. Die Rechenmodelle dafür sind vorhanden und werden ja auch heute schon für die Abbildung von Ökobilanzen verwendet.

Die Herausforderung besteht in der Frage, wie man von einer Ökobilanz eines Unternehmens auf jene einer einzelnen Fertigungstrasse und von dieser auf jene einer konkreten Charge der darauf hergestellten Produkte schließt. Es gilt also eine Menge Daten in Echtzeit abgesichert in einem Rechenmodell zu verarbeiten und das Ergebnis für Dritte nachvollziehbar und damit auditierbar zu halten. Mit der gleichen Lösung, mit der wir Traceability für Qualitätsdaten schaffen, können wir auch eine vertrauenswürdige Bemessunggrundlage für den in einer konkreten Charge gebundenen CO-Abdruck zu Verfügung stellen.

Gerade Stahlproduzenten gelten als besonders große CO2-Produzenten – gibt es „nachhaltigen“ Stahl überhaupt?

Stahl ist Vorreiter in der Kreislaufwirtschaft. Nahezu 95 Prozent des Stahls werden als Schrott der Produktion wieder zugeführt. Aber in ja, Stahl hat ein CO2-Problem. Etwa 7 Prozent der globalen CO2-Emissionen gehen auf die Stahlwirtschaft zurück. Aber dass soll sich ändern! Die europäischen Stahlhersteller habe sich am Pariser Klimaschutzabkommen ehrgeizige Ziele gesetzt. In weniger als zehn Jahren von heute sollen die Emissionen um 30Prozent reduziert werden. Bis 2050 soll Stahl weitgehend emissionsfrei erzeugt werden.

Dafür ist zunächst einmal der Herstellprozess neu zu denken, zum Beispiel durch Einsatz von Wasserstoff aus grüner Energie. Die Stahlhersteller liefern sich hier gerade einen Wettlauf in Sachen Innovation. Es wird aber auch politische Rahmenbedingungen brauchen, die diese Entwicklung unterstützen und die hohen Investitionen rechtfertigen. Es braucht ökonomische Anreizsysteme, diesen Weg zu Ende zu gehen: etwa die Förderung von fortschrittlicherer, energiesparender und damit CO2 einsparender Fertigungstechniken oder die Umsetzung einer wie von EUROFER für Stahl vorgeschlagenen CO2-Grenzsteuer. Genau hier kommt unsere Lösung ins Spiel: Wir stellen sicher, dass „grüner Stahl“ auch als solcher identifiziert werden kann und damit einen entscheiden Faktor für klimarelevante Verbesserungen.

S1Seven hat im Juli eine strategische Partnerschaft mit der österreichischen Blockchain-Firma Riddle & Code bekannt gegeben, die nun 25 Prozent an Ihrem Startup hält. Worum geht es da?

Riddle & Code entwickelt hoch innovative Technologie, die in Punkto Skalierbarkeit, Sicherheit und Zertifizierung für dein Einsatz und Anwendungen in der Industrie führend ist. Für mich und meinen Gründungspartner war klar, dass wir uns auf die Entwicklung der Branchenlösung für Stahl und Metall konzentrieren wollen, also die “Anwendung“ aber nicht das dahinterliegende “Betriebssystem”.

Wir sind stolz, dass wir Riddle & Code als Partner gewinnen konnten und freuen uns über das Vertrauen in unser Team. Wir profitieren natürlich auch stark von den Entwicklungen, die Riddle & Code mit ihren Partnern in der Finanzindustrie oder der Energiewirtschaft auf den Weg bringt – umgekehrt ist von unseren Entwicklungen auch einiges für andere Anwendungen relevant und fließt zurück. Das gibt Synergien und erzeugt Gravitation für intelligente Köpfe – und genau die brauchen wir. Wir haben noch viel vor!

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