Smart City: Österreicher haben kaum Angst vor Überwachung
Städte, in denen alles von der Verkehrsampel über Mistkübel bis hin zu den Verkehrsmitteln vernetzt ist, sind auf dem Vormarsch. Auch in Österreich ist die „Smart City“ ein großes Thema geworden, geht es im Kern doch darum, das Leben in großen Metropolen effizienter, nachhaltiger und angenehmer zu gestalten. Der Unternehmensberater Ernst &Young (EY) hat deswegen kürzlich eine Befragung in Österreich durchgeführt, um die Einstellung der Bevölkerung zur vernetzten Stadt zu erheben.
Freies WLAN am beliebtesten
„Obwohl jeder zweite Befragte angibt, mit dem Begriff Smart City nicht viel anfangen zu können, ist die Gruppe der Befürworter von Smart-City-Angeboten groß: 56 Prozent der Österreicher sind dezidiert für Angebote, ein Viertel ist unschlüssig oder neutral, nur acht Prozent sind eher ablehnend eingestellt – aus Desinteresse, wegen der gefühlten Störungsanfälligkeit oder auch aus Angst vor Überwachung“, sagt Christoph Harreither, Sector Leader Government und Public Services bei EY Österreich. Die Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen beinhaltet die stärksten Befürworter – 64 Prozent sind pro Smart City eingestellt.
Damit sind Befürchtungen, in Städten (wie es in China oder London bereits gemacht wird) durchgehend von Kameras getrackt zu werden, in der Bevölkerung kaum verbreitet. Das beliebteste Smart City-Angebot ist laut Aussage der Befragten freies WLAN – 61 Prozent würden diese Leistung sofort in Anspruch nehmen. Jeweils etwa ein Drittel (31%) würde Car- oder Bike-Sharing (31%), Routenoptimierung (33%) oder Online-Zugang zu Bibliotheken (32%) nutzen. Wenig interessant für die Österreicher sind dagegen Bildungsangebote über Online-Lernkurse sowie autonomes Fahren in Form von Taxis oder öffentlichen Verkehrsmitteln – diese Angebote zu nutzen können sich derzeit nur jeweils 15 Prozent vorstellen, Urban Gardening ist nur für 16 Prozent interessant.
„Smart City“-Begriff kaum bekannt
Damit überwiegen die Vorteile, die die Smart City bietet, die Nachteile bei den Befragten deutlich. Befürwortung ist dabei aber nicht gleichbedeutend mit aktiver Nutzung. Denn laut EY-Studie ist der „Smart City“-Begriff an sich bei den Befragten kaum bekannt. Der Sammelbegriff ist mehr als der Hälfte der Österreicher (52%) nicht geläufig – 15 Prozent der Befragten haben sich mit diesem Thema noch nicht beschäftigt, 37 Prozent hörten den Begriff im Zuge der Umfrage zum ersten Mal.
„Bekanntheit von Smart-City-Angeboten heißt nicht gleich Nutzung – hier ergibt sich ein ganz anderes Bild. Es gilt, die Angebote nicht nur bekannter zu machen, sondern die Bürgerinnen und Bürger auch dazu zu bringen, sie wirklich aktiv zu nutzen“, so Christian Horak, Partner bei Contrast EY. So kennen zwar viele Konzepte wie Smart Meter (45%) oder Urban Gardening (44%) – das heißt aber nicht, dass sich das auch schon durchgesetzt hat.