SmartNinja: „Jene, die es verabsäumen, Coden zu lernen, werden die Analphabeten des 21. Jahrhunderts“
„Digitale Kompetenz ist neben Schreiben, Rechnen und Lesen die vierte Kulturtechnik.“ Auch in der österreichischen Regierung, wie Staatssekretärin Sonja Steßl (SPÖ) kürzlich im Interview sagte, ist man mittlerweile der Überzeugung, dass sich der Schulunterricht an die Digitalisierung anpassen muss. Ob das wie in Großbritannien oder Australien bedeutet, dass Schüler schon sehr früh in den Genuss von Programmierunterricht kommen, ist aber fraglich.
Wer in seiner Ausbildung keine Programmierkenntnisse vermittelt bekommen hat, Coden aber als unumgänglich für den eigenen Werdegang sieht, muss sich das privat aneignen. Das slowenische Start-up SmartNinja hat diesen Markt für sich erkannt und hat kürzlich mit Hilfe der neuen Team-Mitglieder Larisa Stanescu und Eva Krizsanits (wiederum die Gründerinnen von Knowbie) nach Österreich expandiert. Aktuell kann man dort etwa einen 12-Wochen-Kurs buchen, bei dem man Programmierung von Webseiten und Web-Apps lernt. Kostenpunkt: 800 Euro.
Zum Einstieg: Was ist SmartNinja genau?
Larisa Stanescu: SmartNinja ist eine Coding School, die Kurse zu den verschiedenen Programmiersprachen sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene anbietet: HTML, CSS, Bootstrap, Python, Angularjs usw. Diese Fähigkeiten helfen dabei, Projekte umzusetzen, einen Job zu finden – oder sogar neue Jobs zu schaffen.
Welche Programmiersprachen kann man lernen?
Anfänger lernen beispielsweise, Websites zu bauen. Für das Front-End nutzen sie HTML, CSS und Bootstrap, für das Back-End lernen sie Python. Künftig werden wir auch Kurse für Fortgeschrittene zu unterschiedlichen Themen anbieten, etwa iOS-Development, Android-Development oder AngularJS.
Für einen blutigen Anfänger, der gar nichts kann: Welche Programmiersprache ist am Anfang am sinnvollsten?
Für absolute AnfängerInnen ist es am besten, mit HTML und CSS zu starten. Mit diesen Programmiersprachen kommt man am leichtesten ins Coding, weil man mit wenig Aufwand sehr schnell Resultate im Browser sieht. Aber HTML und CSS eignen sich nur für Front-End oder statische Websites. Für dynamische Webseiten gibt es viele Programmiersprachen, aber wir empfehlen Python, da es eine sehr klare Syntax hat.
Wer sind die Trainer, die die Programmiersprachen vermitteln?
Die SmartNinja-Trainer sind IT-Profis: Sie arbeiten entweder als Programmierer oder sind IT-Selbstständige. Uns ist besonders wichtig, dass sie bereits viel Erfahrung gesammelt haben. So können sie den KursteilnehmerInnen einerseits Coding beibringen und ihnen andererseits auch zeigen, wie das Leben eines Coders aussieht.
Bekommt man nach Absolvierung des Kurses ein Zeugnis oder Zertifikat? Wie anerkannt sind die Kurse?
Alle Teilnehmer bekommen eine Kursbestätigung, wenn sie den Kurs absolviert haben. Derzeit sind wir in Gesprächen mit IT-Unternehmen, um Praktika für die besten Absolventen der Kurse zu vermitteln. Im Zuge dieser Gespräche wollen wir auch herausfinden, worauf diese künftigen Arbeitgeber besonders Wert legen. Dementsprechend werden wir auch unsere Kurse anpassen. Unser Ziel ist es natürlich, die Personen so auszubilden, dass sie in Zukunft entweder selbständig Projekte aufsetzen können oder einen Job in einem IT-Unternehmen bekommen.
Welche Zielgruppe soll das Angebot ansprechen?
Wir sprechen an und für sich alle Personen ab 18 Jahren an, freuen uns aber auch über jüngere TeilnehmerInnen. Dabei legen wir sowohl Augenmerk auf absolute AnfängerInnen bis hin zu Fortgeschrittenen. Unser Ziel ist es, so vielen Menschen wie möglich Coden beizubringen.
Soll und kann SmartNinja einen Mangel an Ausbildung im Programmieren in der formalen Schulbildung ausgleichen?
Wir sind der Meinung, dass es in uns allen verborgene Talente gibt, die in der formalen Schulbildung nicht oder nicht ausreichend gefördert werden. In unserem Schulsystem gibt es sicherlich starke Defizite, was die IT-Ausbildung von SchülerInnen betrifft. Die Mission von SmartNinja ist es, diese Talente zu entdecken und zu fördern.
Gibt es Ideen, die Kurse in Zusammenarbeit mit Schulen anzubieten?
Wir sind grundsätzlich für Kooperationen aller Art offen und führen derzeit Gespräche mit IT-Unternehmen, vor allem wenn es um das Thema Praktikumsplätze geht. Das hat für uns momentan höchste Priorität. Schulen sind natürlich auch interessante Kooperationspartner, weil wir da Coding-Skills in einem sehr frühen Stadium vermitteln könnten.
Sollte jeder Programmieren können?
Programmieren ist eines der wichtigsten Skills der Zukunft. Die Personen, die es in den kommenden 50 Jahren verabsäumen, Coden zu lernen, werden die Analphabeten des 21. Jahrhunderts sein. Eine Person, die Programmieren kann, gewinnt an Selbstständigkeit, denn sie kann Tools bauen, die den Alltag oder die Arbeit vereinfachen; sie ist nicht an einen Arbeitsplatz gebunden; sie kann mit Leuten aus der ganzen Welt zusammenarbeiten; sie kann Snippets von anderen für die eigene Arbeit nutzen, indem sie auf den Codes von anderen Personen aufbaut; oder sie hat es leichter, ein Start-up zu gründen. Viel wichtiger als die Programmiersprachen selber ist aber die Coding-Mentalität. Eine lösungsorientierte Denkweise kann man überall im Alltag gebrauchen. Und Coding bedeutet Disziplin, logisches Denken und Durchhaltevermögen.