Snapchat wird erwachsen(er) – wie sich der coolste Messenger rund um die Kamera neu erfindet
Man möge uns das schlechte Wortspiel verzeihen, aber Snapchat begeistert! 150 Millionen Menschen schauen im Socialmedialiebkind jeden Tag mehr als 10 Milliarden Videos. Das sind nicht nur mehr aktive Nutzer als auf Twitter, sondern auch mehr als die Hälfte der auf Snapchat registrierten Nutzer. Die Engagement-Rate auf Snapchat ist gigantisch. Und: real. Es gibt immerhin keine Autoplayfunktion, User müssen Content aktiv anwählen. Und sie tun es. Höchste Zeit für Teil 1b unsere Snapchat-Reihe.
Produktwerbung, Imagepflege oder aktive Kommunikation mit der Zielgruppe – Snapchat ist the place to be. Die ungeschminkte Backstage-Atmosphäre macht Brands greifbar, die Begrenzung auf Mikroupdates überreizt die Aufmerksamkeitsspanne nicht und die eingeschränkte Verfügbarkeit von maximal 24 Stunden bringt den nötigen Suchtfaktor. Das Konzept funktioniert und der demographische Wandel hat begonnen. Noch gilt Snapchat als junge App, der Anteil der User über 25 Jahren wächst aber doppelt so schnell wie jener der unter 25jährigen.
Snap Inc packt die Kamera aus
Der erste Teil des Silicon Valley Mantras „growth first, monetization later“ wäre abgehakt, jetzt kommen Werbeeinnahmen. Snap Inc., wie das Unternehmen seit September heißt, hat 2016 fast 370 Millionen Dollar erwirtschaftet, Ende nächsten Jahres soll die Umsatzmilliarde erreicht werden. Nebenbei wird eifrig am für das Frühjahr 2017 geplanten Börsengang gearbeitet. Google hat bereits, versteckt über die Beteiligungsdivision CapitalG des Mutterkonzerns Alphabet, Anteile an Snapchat erworben. Ob man sich einen Profit vom Börsengang erwartet oder gar an Übernahme denkt, bleibt reine Spekulation.
Solche rasanten Entwicklungen kennen wir von sozialen Netzwerken. Erinnerst du dich noch an Facebook 2013? Es wird wieder passieren. Social Media Guru Gary Vaynerchuk hat im Jänner in der Huffingtonpost-Unternehmen dazu aufgerufen, noch in diesem Jahr auf Snapchat aktiv zu werden. Ein paar Wochen hast du noch. Worauf wartest du? Wie Snapchat prinzipiell funktioniert, haben wir dir hier erklärt. Eine Hand voll Updates später ist das Prinzip das Gleiche, die Möglichkeiten umso vielfältiger.
Memories
Ein Schelm, wer denkt, sowas wie Erinnerungen würden den ursprünglichen Spontan-Charme Snapchats zerstören. Workarounds um auf bereits bestehendes Material zuzugreifen gibt es ohnehin schon. Snapchat reagierte mit Memories und damit der größten Änderung des Jahres. Kurz: alle gespeicherten Snaps und deine gesamte Mediathek. Du kannst sie bearbeiten, nochmal versenden oder neue Stories daraus basteln. Original Aufnahmeort und -datum werden auf dem Snap vermerkt.
Lenses
Lenses verwandeln dein Gesicht in lauter großartige Sachen: einen Mops, eine Photoshopversion deiner Selbst, oder Albert Einstein. Die Auswahl ändert sich, jeden Tag kommen neue Lenses dazu, ältere verschwinden. Ab und zu gibt es Sponsored Lenses großer Marken. Für Werbung ist das erstaunlich unterhaltsam, für Snap eine Cashcow. Kleiner Tipp: brauchst du für einen Snap dringend eine gerade nicht verfügbare Lense, kannst du das Datum auf deinem Smartphone ändern. Wir empfehlen dir, nach dem Snappen wieder zur tatsächlichen Zeit zu wechseln, um deine anderen Apps nicht unnötig zu verwirren.
Bitmojis
Ein Emoji, das so aussieht wie du. In den Einstellungen aktiveren, schon kannst du dir im externen App einen Avatar erstellen und hast Zugriff auf zahlreiche Sticker, in denen dein Comic-Ich ausdrucksstarken Kram macht. In Snaps an Freunde, die auch ein Bitmoji haben, stehen dir individualisierte Freundschaftsemojis zur Verfügung. Ihr lauft zum Beispiel glücklich in Einhornkostümen durch die Gegend, was absolut Sinn macht.
Was noch kommt
Im September hat Snap Spectacles angekündigt – Sonnenbrillen mit integrierter Videokamera, die aufgenommenen Content direkt kabellos in die App übertragen. Die Spectacles sind im Moment nur in PopUp-Vending Machines in den USA zu haben. Rechne außerdem mit einer Ausweitung der Live Stories. Snapchats neuestes Gimmick ist Story Explorer, eine spannende Variante des „More of the same“. Siehst du in einer von Snapchat kuratierten Live Story etwas, das dir gefällt, kannst du nach oben swipen und mehr Snaps dieses Moments sehen – aus jeder möglichen Perspektive. Funktioniert aktuell leider nur bei Live Stories in New York und Los Angeles. Mal sehen, was 2017 bringen wird. Wir bringen dir jedenfalls nächste Woche Tipps & Tricks für bessere Snaps.