So funktioniert die Klima-Innovations-Schmiede der Stadt Wien
In der Stadt Wien arbeitet heuer ein Kernteam von 20 MitarbeiterInnen gezielt an Klimaprojekten. In dem Programm „Deep Demonstration“ geht es darum, im Austausch mit anderen Städten, EinwohnerInnen und internationalen ExpertInnen städtische Lösungen für die Klimakrise zu entwickeln. „Wien ist neben Amsterdam, Kopenhagen, Madrid oder Mailand eine von 15 Städten in dem Programm“, erklärt Programmleiterin Sarah Haas im Gespräch mit Tech & Nature. „Es geht darum, Hebel, Barrikaden und Hürden zu identifizieren, um Städte klimaneutral zu machen“.
„Owe vom Gas“
Die „Experimente“, wie die Projekte in Deep Demo genannt werden, finden vor allem in den Bereichen Mobilität, Energie und Sanierung statt, wie Haas erklärt: „Wir haben uns auf die drei größten Hebel zur CO2-Reduktion in der Stadt konzentriert“. Im Zentrum der Experimente stehen dabei immer die Wienerinnen und Wiener. In „Owe vom Gas“ (Wienerisch für „runter vom Gas“) geht es zum Beispiel darum, wie ein Umstieg von einer Gastherme auf eine Wärmepumpe für BewohnerInnen eines Gemeindebaus funktionieren kann. In solchen kleinen Pilotprojekten soll Generelles gelernt werden: „Es geht darum, herauszufinden, wie diese Projekte auf die ganze Stadt oder andere Städte übertragbar sind. Wir schauen, welche Rahmenbedingungen notwendig sind, damit solche Projekte reibungslos umgesetzt werden können. Also welche Regularien optimiert werden müssen oder wie BürgeInnen verstärkt miteinbezogen werden können“, erklärt Haas.
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„Innovation Community“ greift Wien unter die Arme
Das Team rund um Haas kommt aus fünf verschiedenen Abteilungen der Stadt und arbeitet mit zahlreichen anderen Organisationen und Unternehmen wie Wiener Linien oder Wien Energie zusammen. Unter anderem auch mit einem eigenen Team von EIT Climate KIC, das hinter dem internationalen „Deep Demonstration“-Programm steckt.
Das Climate KIC ist ein vom European Institute of Technology (EIT) lanciertes Programm, das in verschiedenen Ländern Innovationsprojekte fördern soll (KIC steht für Knowledge and Innovation Community). Neben einen Startup-Accelerator fährt das EIT Climate KIC in Österreich eben auch das Deep Demo Programm. „Es geht nicht darum, Vorzeigeregionen mit musealem Charakter zu schaffen“, sagt Climate-KIC-Österreich-Leiter Johannes Naimer-Stach. „Wir wollen das gesamte Spektrum an notwendigen Änderungen abdecken, damit Dinge wirklich umgesetzt werden“.
Hürden für erneuerbare Energie abbauen
Insgesamt zehn Experimente hat das „Deep Demo“-Team in Wien bereits ausgearbeitet. Die spielerischen Wiener Bezeichnungen sollen dabei nicht über den ersten Kern hinwegtäuschen. Bei „Griane Dächer“ (Grüne Dächer) geht es beispielsweise um eine Hürde in der Bauordnung, die die Nutzung einer Pergola auf Dachterrassen für Photovoltaik-Anlagen verhindert. Wird eine Pergola mit Solarpaneelen gedeckt, gilt sie derzeit als weiteres Stockwerk.
In „Den Strom moch ma uns söwa“ (Den Strom machen wir uns selbst) geht es darum, eine zentrale Anlaufstelle für jene zu schaffen, die eine Erneuerbare-Energie-Gemeinschaft gründen wollen. „Erst kürzlich hat die EU dafür einen rechtlichen Rahmen geschaffen. Nun geht es darum für interessierte Personen Hilfe anzubieten, und Ihnen die Nutzung von selbst produzierter Ökoenergie zu erleichtern. Dazu soll es eine Beratungsstelle geben“, so Haas. In den kommenden 5 bis 10 Jahren sollen einzelne Projekte aus Deep Demo realisiert werden.
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