So kannst du beim Online-Shopping automatisch Bäume pflanzen
Eine Milliarde Hektar könnten weltweit zusätzlich mit Bäumen bepflanzt werden. Das ist 250 Mal die gesamte Waldfläche Österreichs. Diese Fläche liegt derzeit brach und wartet darauf, aufgeforstet zu werden. „Damit ließen sich zwei Drittel der vom Menschen verursachten CO2-Emissionen kompensieren“, sagt Chris Müller, der mit seinem Startup Clickatree mithelfen will und dafür Marketingbudgets von Unternehmen mobilisiert.
Das Ergebnis sieht dann meist so aus: „Wir pflanzen für jeden Einkauf einen Baum“. Das liest man immer häufiger in Online-Shops und dahinter steckt manchmal Clickatree. Zu den Kunden zählen Firmen wie Booking.com, Best Western, das österreichische Startup Refurbed, aber auch kleinere Unternehmen wie etwa ein Sushi-Restaurant in Stuttgart.“Bezahlt werden die Bäume aus den Marketingbudgets unserer Partner. Anstatt das Geld in Google AdWords oder Fernsehwerbung zu stecken, pflanzen sie eben Bäume damit“, erklärt Kaiser.
Das Startup bietet auch eine Browser-Erweiterung an, über die bei Partner-Online-Shops die Option zum Bäumepflanzen automatisch aktiviert werden kann. Ist das der Fall, gehen 1 bis 3 Prozent der Bestellsumme an Clickatree – bisher zählen allerdings vor allem Reisebuchungsportale zu den Partnern.
Elefanten als Inspiration
Auf die Idee zu Clickatree kam Kaiser in Thailand. „Ich habe dort fünf Jahre lang in engem Kontakt mit Elefanten gelebt. Deren größte Herausforderung ist der Verlust von Lebensraum“, erzählt Kaiser. Bäume bekämpfen Klimakrise und Biodiversitätskrise gleichzeitig – sie binden CO2 und schaffen Lebensräume für zahlreiche Tier- und Insektenarten. Außerdem schaffen sie regional Arbeitsplätze, argumentiert Kaiser.
Vertrauenssache
Den eigenen CO2-Fußabdruck über das Pflanzen von Bäumen zu kompensieren, ist in Mode. Eine große Herausforderung dabei ist das Vertrauen: Wie kann man sichergehen, dass der bezahlte Baum tatsächlich gepflanzt und gepflegt wird? Clickatree hält seine Kunden und Nutzer mit aktuellen Informationen am Laufenden: „Wir dokumentieren das Wachstum der Bäume mit Bildern und Reports, und arbeiten derzeit an einer Visualisierung von Polygonen, damit man unsere Wälder praktisch auf Google Maps wachsen sehen kann“, so Kaiser.
Trotzdem sei das Bäumepflanzen eine Vertrauenssache, denn nur wenige Menschen würden ihren Baum tatsächlich besuchen. Dass nicht jeder Anbieter seriös ist, zeigt sich daran, dass selbst Kaiser schon einmal Betrügern auf den Leim gegangen ist: „Ein Team in Indien sollte 1,000 Bäume für uns pflanzen. Nach der Überweisung erhielten wir zwei eher unscharfe Bilder, welche mit einer Handykamera geschossen worden waren. Das sollte der Nachweis sein, dass die Arbeiten erfolgreich vonstatten gegangen sind.“
„Kein Ablasshandel“
Beim Bäumepflanzen gibt es noch einen gängigen Vorwurf: Menschen würden weniger auf ihren CO2-Fußabdruck achten und sich über diese Kompensation ein gutes Gewissen erkaufen. Das wäre „ungefähr so, als würden wir unsere Müllprobleme lösen, indem wir unser Plastik nach China verfrachten“, meint Kaiser. Das sei auch der Grund dafür, warum es auf Clickatree keinen CO2-Rechner gibt, der zeigt, wieviel CO2 genau gebunden wird. „Ja, auch unsere Bäume kompensieren CO2, und zwar ziemlich viel. Wir verraten aber nicht, wie viel, um eben exakt jene Vergleiche mit dem Ablasshandel zu vermeiden“.