Ausverkauft

So profitieren österreichische Startups vom Trend zum E-Bike

Holz-E-Bike von My Esel © My Esel/Max.Ones Photography
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Pop-Up-Radwege, Fahrradstraßen, Investitionspakete und Fördergelder: Das Radfahren als nachhaltiges und im Sinne der Ansteckungsgefahr sicheres Verkehrsmittel hat in der Zeit der Coronakrise politisch enorm an Fahrt aufgenommen. Besonders der E-Bike-Sektor dürfte davon international profitieren – in den USA haben fast alle großen Anbieter Lieferschwierigkeiten, berichtet die New York Times. Die Verkäufe haben in den USA um 85 % angezogen. Auch in Österreich ist der Trend angekommen und einige Startups profitieren davon bereits.

„Seit den Lockerungen der Corona-Verordnungen und der Wiedereröffnung des Fachhandels ist die Nachfrage nach E-Bikes europaweit erfreulicherweise stark angestiegen“, teilt Bosch E-Bike Systems, Marktführer bei E-Bike-Motoren, auf Nachfrage von Tech & Nature mit. Das Wiener Startup Vello, Anbieter eines Klapprades mit E-Antrieb, spürt diese Nachfrage durch ein internationales Händlernetzwerk stark.

„Wollen Produktion verdoppeln“

In zwei Monaten habe man nun so viele Räder abgesetzt, wie sonst in einem ganzen Jahr, erklärt Vello-Co-Founderin Valerie Wolff. „Wir haben eigene Kontingente für unseren Vello Flagship Shop in Wien reserviert, sonst hätten unsere weltweit 50 Fachhändler unser Lager im Mai bereits leer gekauft“, so Wolff, die auch mit einem nachhaltigen Trend zum E-Bike rechnet: „Wir wollen unsere Produktion für 2021 verdoppeln“. Die Aufmerksamkeit nutzt das Jungunternehmen in den kommenden Wochen auch für den Start einer Crowdinvesting-Kampagne.

Auch bei Greenstorm, einem Tiroler Jungunternehmen, das unter anderem gebrauchte Verleih-Räder vertreibt, ist der Absatz in den vergangenen Wochen stark gestiegen. Nur noch 800 E-Bikes seien von den ursprünglich 12.000 gebrauchten Hotel-Rädern übrig: „Mit diesem Bestand kommen wir sicher nicht durch den Sommer. Wir gehen davon aus, dass wir mit Juli ausverkauft sind und erst im Oktober wieder in den Vorverkauf für Dezember gehen können“, sagt Geschäftsführer Richard Hirschhuber. Dann stünde wieder ein Kontingent von 10.000 gebrauchten E-Bikes aus dem Verleih für Hotelgästen zur Verfügung.

Geschlossene Fachhändler

Weniger einfach dürfte es hingegen für Startups mit Nischenprodukten sein. My Esel etwa bietet E-Bikes mit Holzrahmen an – Holz hat in diesem Fall viele Vorteile, allerdings sei My Esel „ein Produkt, das man Kunden erst einmal erklären muss“, meint Gründer Christoph Fraundorfer im Gespräch mit Tech & Nature. Doch der Fachhandel war lange geschlossen und auch jetzt würden sich Kunden noch möglichst kurz in Geschäften aufhalten und seien kaum offen für lange Beratungsgespräche, glaubt Fraundorfer: „Profiteure des Trends sind sicher Anbieter einfacher und bekannter Produkte“. Trotzdem läuft es für My Esel gut, die „hoch gesteckten“ Planzahlen würden derzeit erreicht – allerdings sei man im Jänner und Februar beim Absatz sogar über dem Plan gelegen.

Noch spezieller ist das Angebot des Kärntner Startups Add-E, das einen Aufrüstsatz entwickelt hat, mit dem man normale Fahrräder in E-Bikes verwandeln kann. Dass die Geschäfte zusperren musste, habe sich deutlich niedergeschlagen und seither würden die Verkäufe nur langsam wieder ansteigen, erzählt Gründer Fabian Gutbrod.

Nachfrage im Stadtzentrum geringer?

Ob E-Bikes boomen dürfte auch ein wenig vom konkreten Standort abhängen. Der Wiener Fahrrad-Shop Starbike „tut sich mit dem Thema E-Bike schwer“, erzählt Inhaber Michael Knoll. „Die Nachfrage nach normalen Fahrrädern ist durch die Decke gegangen“, allerdings bei E-Bikes: „Leider nein“. Knoll ist davon überzeugt, dass in einem Stadtzentrum der Bedarf an E-Bikes nicht so groß ist: „Die systemischen Nachteile der E-Bikes kommen bei uns zum Tragen. Man kann sie nur schwer transportieren (zum Beispiel in einen Radkeller) oder schwer laden (wenn man im Radkeller keinen Stromanschluss hat und der Akku integriert ist, zum Beispiel) und für sportliche E-Fullys sind wir zu weit von den Bergen“.

„Corona war für uns in diesem Segment kein nennenswerter Umsatzbooster“, sagt Knoll. Dennoch war auch im Starbike im Wiener Stadtzentrum ein Anstieg des Interesses bemerkbar und einen Teil der Nachfrage habe man mangels Fokus auf dieses Segment gar nicht bedienen können und: „nachbestellen ist derzeit, unter anderem wegen Corona, de facto nicht möglich“. 

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