So sieht Microsofts ChatGPT-Angriff auf Google Search und Chrome aus
Bei Search sind es 9 Prozent, bei Browser sind es etwa 11 Prozent: Sowohl bei der Internet-Suche als auch der zugehörigen Browser-Software ist Microsoft im Vergleich zu Google mit jeweils 80 Prozent und mehr Marktanteil ein Zwerg. Das soll sich aber ab heute ändern. Denn wie bereits angekündigt, sollen sich die investierten Milliarden bezahlt machen – und OpenAI mit der AI-Technologie GPT („Generative Pre-trained Transformer“) Microsoft Suchmaschine Bing und den Browser Edge endlich attraktiver machen als Google Search und Chrome.
Dazu hat Microsoft am Dienstag Abend europäischer Zeit etwa 100 Pressevertreter:innen ins Hauptquartier in Redmond geladen, um dort die „InternetSuche neu zu erfinden“, wie es großspurig heißt. „KI wird jede Softwarekategorie grundlegend verändern, angefangen bei der größten Kategorie von allen – der Suche“, sagte Satya Nadella, Chairman und CEO von Microsoft. „Heute bringen wir Bing und Edge mit KI-Copilot und Chat auf den Markt, um den Menschen zu helfen, mehr aus der Suche und dem Web herauszuholen.“
Und das sieht so aus:
Neben der bekannten Suche gibt es eine Chat-Funktion, über die man sich mit einem lernenden Sprachmodel des Startups OpenAI unterhalten kann. Dieses läuft auf einer verbesserten Version jener Modelle, die man bei ChatGPT und GPT 3.5 in den letzten Wochen bereits kennen gelernt hat. So kann man die Funktion etwa anwerfen, um sich eine Planung für einen Städtetrip zusammenstellen zu lassen. Dabei will man auch dafür gesorgt haben, dass der Chat keine schädlichen oder diskriminierenden Inhalte ausspuckt. Bekanntermaßen hat OpenAI in Niedriglohnländern Menschen beschäftigt, die solche schädlichen Inhalte für die KI markiert haben, um diese zu trainieren (Trending Topics berichtete).
GPT-basierte Ergebnisse werden in einem Feld auf der rechten Seite der Suchergebnisseite angezeigt, kommen also den klassischen Such-Links nur am Rande in die Quere. Man wolle in den nächsten Wochen „Millionen“ von Usern die neuen Features zugänglich machen. Eine mobile Version für Smartphones folgt erst später.
ChatGPT: Billigarbeiter:innen filterten schädliche Inhalte für die gehypte AI
Edge-Browser soll Linkedin-Posts schreiben
„Bing überprüft Ergebnisse aus dem gesamten Internet, um die gesuchte Antwort zu finden und zusammenzufassen. So können Sie zum Beispiel detaillierte Anweisungen erhalten, wie Sie Eier durch eine andere Zutat in einem Kuchen ersetzen können, den Sie gerade backen, ohne sich durch mehrere Ergebnisse scrollen zu müssen“, heißt es seitens Microsoft. Auch der Edge-Browser bekommt eine Integration: Dort kann man sich etwa Webseiten-Inhalte zusammenfassen lassen (z.B. Finanzberichte) oder das Verfassen von Inhalten erledigen lassen, z. B. einen LinkedIn-Beitrag.
Mit dem heutigen Tag eröffnet Microsoft offiziell die AI-Schlacht mit Google. Die Redmonder haben viele Milliarden in OpenAI investiert, um mit Google (seit Jahren an der KI-Forschung) zumindest gleichziehen zu können. Mountain View bzw. CEO Sundar Pichai hat bereits gestern „Bard“ vorgestellt – eine KI, die direkt in der Suche ebenfalls Fragen von Search-Nutzer:innen beantworten können soll. Nähere Details dazu werden am Mittwoch bei einer Pressekonferenz bekannt gegeben.
Nun muss sich aber auch zeigen, ob der Hype seinen Versprecehn gerecht wird – und ob Microsoft/OpenAI sowie Google die goßen Versprechen der AI einlösen können und wirklich ein komplett neues Suchererlebnis entsteht. Gleichzeitig geht es vor allem für Google auch darum, zu zeigen, dass das Geschäftsmodell Search Advertising (beruht auf Klicken auf Links) nicht wackelt oder durch etwas anderes ersetzt werden kann.
Microsoft hofft sogar darauf, dass GPT sein Search-Advertising-Geschäft verbessern kann. „Wir gehen davon aus, dass wir den Verbrauchern mit stark personalisierten Erlebnissen noch relevantere Botschaften übermitteln können, mit dem Ziel, den ROI für Werbetreibende zu verbessern. Und da die Nutzung zunimmt, erwarten wir ein größeres Volumen, das Werbetreibenden mehr Möglichkeiten bietet, ihre gewünschten Kunden zu erreichen“, so Rob Wilk, bei Microsoft fürs Werbegeschäft zuständig. Bedeutet im Klartext: Der Bing-Chat wird bald mit Werbebotschaften daherkommen.