Gastbeitrag

So steht Crypto Anfang 2023 da

Bitcoin und Ethereum. © Jonathan Borba on Unsplash
Bitcoin und Ethereum. © Jonathan Borba on Unsplash
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Leena ElDeeb und Karim AbdelMawla sind Research Associates bei 21.co, einem Krypto-Asset-Manager aus der Schweiz. In diesem Gastbeitrag befassen sie sich mit den Makro-Trends, die aktuell die Krypto-Märkte bestimmen. 

Die Märkte waren über die Feiertage verhältnismäßig ruhig, die wöchentliche Volatilität von Bitcoin liegt nahe den bislang verzeichneten Allzeittiefs. Bis zum Handelsschluss am Montag legten Bitcoin und Ethereum um 2,88 bzw. 5,12 Prozent zu. Darüber hinaus erlebten Solana (mit einem Minus von 15,65 Prozent nach TVL – Total Value Locked – unter den alternativen Layer 1 Blockchains), die Ethereum-Skalierungslösung Optimism (mit einem Plus von 6,98 Prozent unter den großen Layer 2’s) und Lido (mit einer Aufwärtsbewegung von 9,17 Prozent unter den prominentesten DeFi-Playern) die größten Schwankungen der vergangenen Woche.

Abbildung 1: Entwicklung nach TVL (Total Value Locked) und Renditen der größten Kryptoassets

Quelle: CoinGecko, Daten vom 26. Dezember (Schlusskurs)

Spot- und Derivatemärkte

Abbildung 2: Funding Rates bei BTC

 

Quelle: lookintobitcoin.com

Ein Blick auf den Derivatemarkt zeigt, dass die Fundingrates[1] bei Bitcoin seit dem 16. Dezember durchweg positiv sind, was darauf hindeutet, dass sich viele Anleger nach dem durch das FTX-Debakel im vergangenen Monat verursachten Marktrückgang nun in Richtung höherer Kurse positionieren (siehe Abbildung 2).

On-Chain-Indikatoren

Abbildung 3: Wöchentliche Volatilität bei BTC

Quelle: BitMEX, TradingView

Der BitMEX Weekly Historical Bitcoin Volatility Index befindet sich in der Nähe von Allzeittiefs. Es gibt nur zwei weitere Fälle, in denen wir in den letzten fünf Jahren ähnliche Volatilitätsniveaus gesehen haben, die zu entgegengesetzten Ergebnissen führten. Der jüngste Präzedenzfall ist der Juli 2020, der den Beginn der Hausse des letzten Zyklus markierte. Der zweite Fall datiert aus dem Oktober 2018, bevor Bitcoin einen 50-prozentigen Rückgang von 6.000 auf 3.000 Dollar erlebte. In beiden Fällen sahen wir einen steilen Anstieg der Volatilität, ein Muster, das wir auch in den kommenden Wochen beobachten könnten.

Abbildung 4: Bitcoin – Verhältnis von Marktwert zu realisiertem Wert (MVRV)

Quelle: Glassnode

Die obige Abbildung 4 illustriert den Marktwert von BTC im Verhältnis zum realisierten Wert. Der „Marktwert“ bezieht sich auf die Marktkapitalisierung, während sich der „realisierte Wert“ auf die Kostenbasis des Angebots bezieht. In der Vergangenheit fielen hohe MRVR-Ratios mit den Höchstständen der Märkte zusammen, während Werte unter eins den Tiefstständen der vergangenen Zyklen vorausgingen. Das MRVR-Verhältnis lag im vergangenen Monat so hoch wie seit Februar/März 2019 nicht mehr, also in der Endphase des letzten Bärenmarktes.

Makroökonomie und Regulierung

China gibt Zero-Covid Politik auf

Bloomberg-Daten zufolge hat sich die chinesische Konjunktur im Dezember vor dem Hintergrund des massiven COVID-19 Ausbruchs im ganzen Land weiter verlangsamt. Deshalb hoben die chinesischen Behörden ihre Null-COVID-Politik auf. Wie die Nationale Gesundheitskommission (NHC) am 26. Dezember mitteilte, wird die Regierung Einreisende ab dem 8. Januar nicht mehr unter Quarantäne stellen. Am 27. Dezember veröffentlichte S&P Global den S&P CoreLogic Case-Shiller-Index, die wichtigste Messgröße für die US-Immobilienpreise. Die für Oktober 2022 veröffentlichten Daten zeigen, dass die Hauspreise in den Vereinigten Staaten den vierten Monat in Folge gesunken sind.

FTX-Nachwehen

Am 21. Dezember gab die US-amerikanische Securities and Exchange Commission (SEC) bekannt, dass Caroline Elison, die frühere CEO von Alameda Research, und Gary Wang, der Mitbegründer von FTX, sich wegen ihrer Rolle in einem mehrjährigen Betrugsprojekt an FTX-Anlegern schuldig bekannt haben und mit der Staatsanwaltschaft zusammenarbeiten. Die Ankündigung erfolgte, nachdem der ehemalige FTX-CEO Bankman-Fried zugestimmt hatte, von den Bahamas an die USA ausgeliefert zu werden, um sich wegen milliardenschweren Betrugs vor Gericht zu verantworten. Am 22. Dezember einigte sich Bankman-Fried mit den Behörden auf seine Freilassung gegen eine Kaution von 250 Millionen Dollar, die durch das Vermögen seiner Eltern gesichert ist. Die Kautionsvereinbarung sieht vor, dass Bankman-Fried seinen Reisepass abgibt und im Haus seiner Eltern in Palo Alto untergebracht bleibt, während er auf seinen Prozess in New York wartet.

Übernahmeangebot für Grayscale GBTC

Grayscale Investments kündigte die Prüfung eines Übernahmeangebots für bis zu 20 Prozent des Trusts an, falls die SEC den Antrag des Unternehmens auf Umwandlung in einen börsengehandelten Spotfonds (ETF) nicht genehmigen sollte. Das Angebot würde sich direkt an die Aktionäre richten, die ihre derzeit mit einem Abschlag von 46 Prozent gehandelten Aktien verkaufen sollen. Im vergangenen Juni verklagte Grayscale die SEC, nachdem die US-Aufsichtsbehörde den Antrag des Investmenthauses auf Zulassung eines ETF abgelehnt hatte. Zum besseren Verständnis: Grayscale gehört zur Digital Currency Group (DCG) und ist ein Schwesterunternehmen des Lending Desk Genesis Global Capital, das im Zentrum der derzeitigen Probleme am Kryptomarkt steht.

Bitcoin-Mining weiter unter Preisdruck

Am 21. Dezember beantragte der Bitcoin-Miner Core Scientific Insolvenz nach Chapter 11. Greenidge, ein weiteres Mining-Unternehmen, erzielte eine Einigung mit seinem Gläubiger, dem Fintech-Unternehmen NYDIG, zur Umstrukturierung von Schulden im Wert von etwa 74 Millionen Dollar. Inmitten steigender Energiekosten und sinkender BTC-Preise haben viele Miner Schwierigkeiten, sich über Wasser zu halten. Am 18. November deuteten Daten von Glassnode darauf hin, dass Bitcoin-Miner etwa 135 % der BTC pro Tag aus dem Mining und ihren Reserven verkauften. Mit anderen Worten: Die Miner liquidierten die Gesamtheit der neu geschürften Coins und zudem Teile ihrer BTC-Reserven. Diese Situation könnte dazu führen, dass weitere Miner ihre Tätigkeit einstellen und die Konsolidierung in der Mining-Branche im kommenden Jahr weiter voranschreitet.

Krypto-Infrastruktur

Visa plant automatische Zahlungsabwicklung über StarkNet

Im Rahmen einer recht kurzfristigen Ankündigung, die auch das fulminante Wachstumsjahr von Skalierbarkeitslösungen widerspiegelt, hat der Payment-Gigant Visa einen neuen Vorschlag zur Einrichtung automatischer, wiederkehrender Zahlungen über das StarkNet-Netzwerk vorgelegt. Das geplante System würde eine neue Funktion nutzen, die als „Kontoabstraktion“ bekannt ist, ein Kernbestandteil der Ethereum-Roadmap, die noch im Mainnet implementiert werden muss. Visa hat sich für Starknet entschieden, weil das Netzwerk bereits über diese Funktion verfügt.

Hintergrund: Die Ethereum Blockchain beinhaltet zwei Arten von Smart Contracts: Externally Owned Accounts (EOA) und Contract Accounts. EOAs haben einen privaten und einen öffentlichen Schlüssel, mit denen sie Transaktionen initiieren können. Andererseits sind Vertragskonten Smart Contracts, die sich auf vordefinierte Codes verlassen, um bestimmte Transaktionen auszulösen. In dieser Hinsicht bezieht sich die Abstraktion von Konten auf den Prozess der Vereinheitlichung beider Verträge unter einem einzigen fusionierten Typ. Dieser erleichtert es den Usern, mit Blockchain-basierten Anwendungen zu interagieren und ermöglicht den Nutzerkonten, sich wie intelligente Verträge zu verhalten, was viele neue Anwendungsfälle erschließen würde. So könnten die Nutzer beispielsweise Delegiertenkonten einrichten, die automatische regelmäßige Zahlungen im Namen der Nutzer abwickeln. Die Abstraktion von Konten kann daneben ein breiteres Spektrum innovativer Funktionen freisetzen, die das Web 3-Erlebnis für den Durchschnittsnutzer vereinfachen, wie z. B. gaslose (gebührenfreie) Transaktionen oder der Wechsel des Kontounterzeichners in bestimmten Abständen zur Erhöhung der Sicherheit.

Dezentralisiertes Finanzwesen (DeFi)

Ethereum Ökosystem

Der derzeit größte Krypto-Handelsplatz Uniswap gab eine neue Zusammenarbeit mit dem Krypto-Zahlungsdienst MoonPay bekannt, die es Nutzern ermöglichen soll, Kryptos direkt mit ihrer Kreditkarte zu kaufen. Ursprünglich ging man davon aus, dass User Kryptos entweder auf zentralen Börsen kaufen und dann die Gelder auf der Krypto-Wallet MetaMask einzahlen, um mit DEXs (dezentrale Börsen) zu interagieren oder aber eine der bereits unterstützten Zahlungsmethoden, wie Transak oder Wyre, verwenden. MoonPay bietet nun noch viel mehr unterschiedliche Optionen für User aus aller Welt zum Kauf von USDC, USDT, WBTC, WETH und DAI in den Netzwerken Ethereum, Optimism, Arbitrum und Polygon.

Darüber hinaus haben die CME Group, Handelsplatz für Derivate und der Krypto-Index-Anbieter CF Benchmark Referenzkurse für drei Blue-Chip-Protokolle der Sub-Industrie eingeführt: Aave, Curve und Syntethix. CME wird sich auf mehrere Börsen stützen, darunter Coinbase, Gemini, Kraken und Bitstamp, um die Preisdaten für die drei Token zu liefern. Das jüngste Angebot der weltgrößten Derivatbörse in Kombination mit dem zuvor eingeführten Uniswap-Referenzsatz sollte der Börse dabei helfen, institutionelle Abdeckung für Protokolle zu bieten, die den Löwenanteil (40 Prozent) des Gesamtwerts im Ethereum-Netzwerk ausmachen. Dieser Schritt ist insofern von Bedeutung, als er auf eine stärkere Beteiligung institutioneller Anleger im DeFi-Bereich drängt. Schließlich hat die Lending-Plattform Aave DAO einen neuen Vorschlag ratifiziert, der die Integration des Proof-of-Reserves-System (PoR) von Chainlink in das Geldmarktprotokoll vorsieht. Obwohl die undurchsichtige Art und Weise, mit der zentralisierte Börsen wie beispielsweise die nicht mehr existierende FTX arbeiten, nicht die Umgebung von Aave widerspiegelt, die vollständig auf der Chain lebt, gibt es dennoch andere Sicherheitsrisiken, denen die Lendingplattform ausgesetzt sein könnte. Aave wird nämlich das PoR-Tool von Chainlink nutzen, um einige der via Bridging übertragenen Vermögenswerte des Protokolls abzusichern. Mit anderen Worten: das Protokoll würde Bescheinigungen über die Besicherung einiger der (im Zuge des Bridging) übertragenen Vermögenswerte der Aave V2- und V3-Märkte im Avalanche-Netzwerk anbieten und zudem auch Token wie USDT, DAI und USDC. So würde sichergestellt, dass die Vermögenswerte ordnungsgemäß geprüft sind, bevor die Nutzer sie beleihen können und im Zuge dessen die Notwendigkeit beseitigt, sich in Bezug auf den Nachweis der Rücklagenmeldung auf eine zentralisierte Behörde zu verlassen.

Solana Ökosystem

Lido Finance, nach TVL größte Plattform für liquide Stakings, hat die zweite Version seiner Iteration auf dem Solana-Netzwerk gestartet. Diese neue Version verbessert die Rentabilität der Validatoren. Erstens entfällt die Notwendigkeit von 100-prozentigen Provisions-Nodes, zweitens erhalten die Validierer nun Block Rewards und Staking Rewards in SOL (statt stSOL) direkt auf ihre Konten. Zu guter Letzt wird die maximale Node-Provision auf 5 Prozent festgelegt. Ziel dieser Änderungen ist es, den Lido-Nutzern ein sichereres Staking-Erlebnis zu bieten.

Darüber hinaus wurde das Solana-Ökosystem Zeuge der Einführung von Chainlink Price Feeds, womit Chainlink zum ersten Mal seine Oracle-Services auf eine Nicht-EVM-Blockchain[2] bringt.

NFTs und das Metaverse

Weitere Konsolidierung in Richtung Ethereum und seine Layer

DeGods und Y00ts, zwei der beliebtesten NFT-Projekte auf Solana, gaben bekannt, dass sie die Blockchain verlassen und zu Ethereum und Polygon migrieren werden. DeGods wird auf die Ethereum-Blockchain wechseln, Y00ts zu Polygon. Bemerkenswert ist, dass mit dem Wechsel das Volumen von Y00ts 41,4 Prozent des NFT-Volumens von Polygon ausmachen würde. Dieser Trend könnte sich unserer Überzeugung nach durchaus fortsetzen und dazu führen, dass mehr Projekte zu Ethereum und seinen Layer2-Blockchains wechseln, da der Erfolg des Merge den Wettbewerbsvorteil konkurrierender Blockchains zunichte machte. Außerdem hat Polygon eine glückliche Hand in puncto Partnerschaften – die Blockchain hat zuletzt große Unternehmen wie Nike, Starbucks, Walt Disney, Instagram und Reddit angezogen.

Fidelity betritt das Metaverse

Fidelity Investments hat in den Vereinigten Staaten drei Markenanmeldungen für eine Reihe von Web 3-Produkten und -Dienstleistungen eingereicht, darunter ein NFT-Marktplatz und Handelsdienstleistungen im Metaverse. Fidelity ist somit die jüngste große Marke, die sich dem Metaverse-Zug anschließt, in dem vom Bankensektor (so etwa J.P. Morgan) bis hin zur Modeindustrie (Adidas, Gucci) bekannte Namen mit Metaverse-Protokollen zusammenarbeiten, um digitale Nutzererfahrungen anzubieten.

 

Rechtliche Hinweise:

Das in diesem Beitrag enthaltene Material dient ausschließlich Informationszwecken. 21.co und die verbundenen Unternehmen empfehlen keine Maßnahmen auf der Grundlage dieser Informationen. Das Material ist weder als Angebot oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers, noch als Anlageberatung auszulegen. Darüber hinaus stellen diese Informationen keine Zusicherung dar, dass die hier beschriebenen Anlagen für eine Person geeignet oder sinnvoll sind. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Indikator für künftige Kursentwicklungen.

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