Agri-Water-Innovation-Challenge

So wollen heimische Startups in Südafrika die Wassernot lösen und die „Stunde Null“ aufhalten

Die Startups der Agri-Water-Innovation-Challenge in Südafrika ©Gerald Reischl
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Die „Stunde Null“ ist für heuer zwar abgesagt, das Problem ist aber längst nicht gelöst. Im Gegenteil. Aufgrund einer noch nie dagewesenen Wasserknappheit haben die Behörden in der 4,5-Millionen-Metropole Kapstadt ein Wassersparprogramm aktiviert, das sichtbar und auch spürbar ist. Gleich nach dem Aussteigen aus dem Flugzeug beim Gate wird man mit Plakaten und Aufklebern „Help Us – Save Water“ oder „Don’t Waste a Drop“ begrüßt, im Hotel wird man darauf aufmerksam gemacht, nicht länger als 90 Sekunden zu duschen und auf öffentlichen Toiletten sind die Wasserhähne trocken, es wurden Desinfektionsmittelspender aufgestellt.

©Gerald Reischl
©Gerald Reischl

Zukunfts-Szenario: 25 Liter Wasser pro Tag

„Es wird heuer zum Glück keinen Day Zero geben, bei dem jeder Bürger nur noch 25 Liter pro Tag zur Verfügung gehabt hätte, aber wir brauchen neue, kostengünstige Ideen, wie wir die Wasserknappheit lösen können“, sagt Kapstadts Vizebürgermeister Ian Neilson im TrendingTopcis-Gespräch, gegenwärtig sollte jeder Bewohner mit 50 Liter auskommen. „Die Herausforderung ist, dass diese Ideen und Lösungen rasch umsetzbar sein müssen.“ Kapstadt steht nämlich unter Zeitdruck, denn die Dämme vor der Stadt sind fast ausgetrocknet, der Jahresniederschlag beträgt 464 mm und wird, so Prognosen, bis 2050 auf etwa 320 mm sinken. Hinzu kommt das Bevölkerungswachstum, Kapstadt wächst pro Jahr um durchschnittlich 150.000 Menschen.

Österreich ist bei Green-Tech-Lösungen führend

Da österreichische Firmen ein großes Know-How bei Umwelttechnologien haben, hatten der Handelsdelegierte In Südafrika, Johannes Brunner, und sein Stellvertreter Thomas Spazier die Idee zur Agri-Water-Innovation-Challenge. „Da Österreich bei Green-Tech-Lösungen weltweit führend ist, haben wir uns gefragt, wie Österreich hier helfen kann“, sagt Brunner. Mit der Challenge, die gleichzeitig auch der Start eine großen Innovationsinitiative in Afrika sein soll, hat man einen Testballon gestartet, wie ein solcher Wettbewerb funktionieren könnte. „Wir hatten 70 Bewerber und haben zwölf von ihnen eingeladen, ihre Projekte und Ideen zu präsentieren.“ Zusätzlich wurden noch fünf südafrikanische Startups eingeladen, die ihre Lösungen vorstellten.

Abmontierte Wasserhähne in Kapstadt ©Gerald Reischl

Wasser ist eine „global challenge“

Nicht nur Brunner, auch sämtliche Partner vor Ort, wie die Silicon Cape Initiative, das Innovation-Consulting-Unternehmen RIIS oder die Technology Innovation Agency waren vom großen Interesse und vor allem von den verschiedenen Zugängen, wie man das Problem lösen will, begeistert. Das beginnt bei Osmose-Systemen, geht über Bewässerungslösungen, Solar-Installationen oder Brunnenprojekten bis hin zu Satellitenbilder-gestützten Analyse- und Prognose-Tools. „Wasser ist eine der so genannten ,Global Challenges‘, für die es gute Lösungen braucht“, sagt Brunner. Weltweit haben mehr als 780 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, weitere 1,5 Milliarden haben nur einen eingeschränkten Zugang zu Wasser. Tendenz stark steigend, da die Weltbevölkerung bis 2050 von derzeit 8,5 auf 10 Milliarden Menschen wachsen wird.

Zwar gab es mit dem Startup Fluvicon und dem südafrikanischen Jungunternehmen Kusini Water, das aus Schalen von Macadamianüssen Aktivkohlefilter herstellt, zwei Sieger, allerdings hat jedes der heimischen Startups Aufträge erhalten bzw. entwickelt nun mit Partnern vor Ort Pilotprojekte.

Das waren die österreichischen Teilnehmer der Agri-Water-Innovation-Challenge:

Fluvicon aus dem steirischen Leoben hat eine Lösung präsentiert, die auf der Vorwärts-Osmose (VO) basiert. Diese Technologie ist die Grundlage jeder lebender Zelle. Bei der Vorwärtsosmose wird verschmutztes Wasser gereinigt.

JR AquaConSol ist ein Unternehmen der Joanneum Research Gruppe und konnte gemeinsam mit dem Konsortialpartner wpa Beratende Ingenieure aus Wien mit einer Softwarelösung zur Unterstützung der Entscheidungsfindung im Wassermanagement punkten.

Das Kärntner Unternehmen PM Pumpmakers entwickelt solarbetriebene Pumpsysteme, mit denen Menschen in wasserarmen Regionen und auch an den entlegensten Orten mit Brunnen versorgt werden können. Ausgezeichnet wurde Pumpmakers auch deshalb, weil sie mit dem Konzept der „Campus of Water Technology“ in den Regionen nicht nur Brunnen bauen, sondern lokale Partner zu Brunnenbauern ausbilden und für Photovoltaik sensibilisieren.

Das Wiener Startup Lite-Soil hat ein spezielles Vlies aus Geotextilien entwickelt, das für Wasserspeicher- und Drainagematten im Garten-, Landschafts- und Städtebau eingesetzt wird und bis zu 70 Prozent Wasser spart.

Die 1stLevelSolar GmbH hat zwei Zugänge: Einerseits plant, installiert und wartet 1stLevelSolar Photovoltaik-Systeme jeder Größe, mit SunDrops hat man ein mobiles “Solarkraftwerk” entwickelt. Diese Photovoltaik-Systeme können andererseits aber auch Pumpsysteme und Bewässerungsanlangen (über oder unter der Erde) mit Energie versorgen.

Die GreenSense GmbH setzt auf die Datenanalyse, die in der Land- und Forstwirtschaft anfallen bzw. für diese wichtig sind. Daten aus Sensoren werden in wertvolle Informationen verwandelt, mit denen beide Branchen den Ertrag steigern bzw. Probleme eindämmen oder früh lösen können. Greensense setzt dabei auch auf Satellitenbilder, mit denen die Bauern detaillierteste Informationen erhalten, wo u.a. ein Feld oder Wald Wasser braucht.

Das niederösterreichische Unternehmen Renercon, das bereits in Namibia erfolgreich tätig ist, hat sich auf Projekte im Themenfeld erneuerbare Energie und (Ab)Wasser-Management spezialisiert. In Afrika präsentierte das Team Mobile Flex Power. Ein Container mit Solardach, in dem die gesamte Energie- und Wassermanagement-Lösung integriert werden kann. Die Lösung ist nicht nur mobil, sondern kann durch weitere Container vergrößert werden. Auch eine stationäre Lösung für Großprojekte ist möglich.

Hydrip und Raintime haben ein gemeinsames Bewässerungsprojekt eingereicht. Mit Sequana wurde ein innovatives Bewässerungssystem entwickelt, das bereits in mehreren afrikanischen Ländern im Einsatz ist und mit Systemen verschiedener Hersteller, von Hunter über Rainbird bis Irritex kompatibel ist. Herzstück sind Sensoren, die die Bodenfeuchte messen und auch die Wetterprognosen berücksichtigen; dadurch wird bis zu 70 Prozent Wasser gespart.

Die MTA Messtechnik GmbH ist zwar kein Startup mehr, weil es bereits seit Mitte der 80er Jahre Produkte für die Trinkwasser- und Abwasserwirtschaft, Industrie und Umwelttechnik entwickelt. Das Geschäftsfeld ist die Optimierung hydrotechnischer Systeme, und dazu gehören Inspektion, Überwachung, Ortung und Reinigung von Leitungen mit zum Teil selbst entwickelten Geräten und Messsystemen, wie etwa den MTA Pipe-Inspector, der Leitungen u.a. per Video drahtlos inspiziert.

Die Tiroler Abwassertechnik Schell baut Vakuum-Verdampfer, mit der Abwasser, das in der Industrie oder in der Landwirtschaft anfällt, behandelt werden kann.

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