Social Chain AG: Mega-Pleite für Firma der DHDL-Investoren Kofler und Dümmel
Bis vor kurzem haben sie vollmundig über Startup-Gründer:innen und ihre geschäftsmodelle im Hauptabendprogramm geurteilt, nun sind sie selbst pleite: Das Unternehmen Social Chain AG der beiden „Höhle der Löwen“-Investoren Georg Kofler und Ralf Dümmel hat soeben Insolvenz angemeldet. Der Vorstand der Firma hätte festgestellt, dass es „keine positive Fortbestehensprognose“ gebe, eine laufende Kapitalerhöhung wird nicht mehr durchgeführt.
Die Social Chain AG wollte eigentlich ein E-Commerce-Powerhaus sein, mit Produkt- und Markenentwicklung, Social Media Publishing und Social Media Marketing und Omnichannel-Vertriebsstruktur unter einem Dach. Vorzugsweise wurde mit jungen Marken aus dem Startup-Bereich gearbeitet, mit dem Ziel, Direct-to-Consumer-Modelle zu kreieren.
Größter Anteilseigner des börsennotierten Berliner Unternehmens ist der ehemalige Pro-Sieben-Chef Georg Kofler, einer der DHDL-Investoren. 2021 wurden zudem 100 Prozent der DS Gruppe aus Hamburg übernommen, der geschäftsführende Gesellschafter der DS Gruppe, Ralf Dümmel, wurde damals in den Vorstand der Social Chain AG berufen und dann Chief Product Officer (CPO).
„Nachdem am heutigen Tag die Verhandlungen über die Bereitstellung weiterer Finanzmittel gescheitert sind und auch der säumige Backstop-Investor seinen Zahlungspflichten nicht nachgekommen ist, geht der Vorstand nunmehr davon aus, dass keine hinreichende Wahrscheinlichkeit mehr besteht, dass der kurzfristige Finanzbedarf der Gesellschaft gedeckt werden kann. Aus diesem Grund kann die positive Fortbestehensprognose für die Gesellschaft nach heute vorhandener Einschätzung des Vorstands nicht mehr aufrechterhalten werden“, heißt es in einer offiziellen Mitteilung. Nicht nur Stefan Kiwit legt seine Vorstandsfunktion sofort nieder auch, auch der Vorstandsvorsitzende Kofler legt sein Amt mit sofortiger Wirkung nieder. Kiwit war erst im Juni 2023 zum COO der Gruppe gemacht worden.
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Fehler in der Bilanz: Bankdarlehen als Cashflow verbucht
Der Insolvenz sind bereits finanzielle Probleme vorhergegangen. Erst vor kurzem wurde via Bafin-Rüge bekannt, dass bei der Social Chain AG 50 Mio. Euro aus einem Bankdarlehen sowie 9 Mio. Euro aus dem Verkauf eigener Aktien fälschlicherweise als Cashflow aus operativer Tätigkeit verbucht wurden; in der Bilanz 2023 wurde eigentlich negative Cashflow positiv dargestellt. Nach den millionenschwere Fehlbuchungen verzögerte sich zuletzt die Durchführung der Kapitalerhöhung, nun muss das börsennotierte Unternehmen.
Nun wurde ein Antrag auf Eigenverwaltung gestellt. Die Aktie der Social Chain AG ist am Montag nach bekanntwerden der Insolvenz unter 1 Euro gefallen, mit etwa 75 Prozent Minus. Das Unternehmen ist an der Börse nur mehr ein Schatten seiner selbst. Im November 2021 wurden in der Spitze noch 54 Euro je Aktie gezahlt. Die Social Chain AG arbeitete mit einer Reihe bekannter Startups zusammen bzw. hat zumindest dazu kommuniziert – unter anderem auch Flasher aus Österreich, Vytal, HistaFood, Clever Cakes, TRIGGin und einige andere.
„Das Unternehmen war eigentlich als großer Triumph der Fernsehstars Kofler und Dümmel aus der TV-Sendung „Höhle der Löwen“ angelegt. Doch daraus wurde nichts: Tatsächlich wurde die Social Chain AG zum Lehrstück darüber, wie dreist an der Börse geblendet werden kann – und wie TV-Promis ihre Berühmtheit einsetzen, um Investoren ein hochriskantes Investment zu verkaufen“, schreibt das manager magazin aktuell.
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