Analyse

Solana’s langsamer Tod & die FTX-Connection

Solana co-founder Anatoly Yakovenko. @Solana
Solana co-founder Anatoly Yakovenko. @Solana
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Die Blockchain aufs Smartphone bringen, Netzwerk-Upgrades, einen neuen Token einführen, die Sicherheit erhöhen: Wenn man den neusten Blog-Eintrag der Solana-Macher:innen mit einem Ausblick auf 2023 liest, könnte man den Eindruck gewinnen: 2022 ist nie passiert. Kein Wort über den Krypto-Crash, kein Wort über FTX, kein Wort über die dramatischen Preisrückgänge aller Token, die mit der Solana-Blockchain in direkter Verbindung stehen.

Denn was das Solana-Team rund um die Gründer Anatoly Yakovenko und Raj Gokal derzeit lieber nicht auf der Webseite stehen haben, ist irgendeine Verbindung zum größten Krypto-Skandal der Welt. Tatsächlich aber waren und sind Solana – selbst als VC-Chain verschrien – und FTX/Alameda Research von Sam Bankman-Fried (SBF) eng miteinander verwoben. Der FTX-CEO, der zu Hause bei seinen Eltern auf sein Verfahren wegen jahrelangem geplanten Milliardenbetrug wartet, hat früh in Solana investiert – FTX und Alameda kauften rund 58 Millionen SOL-Token ein. Der mittlerweile geschlossene Hedge-Fonds Alameda Research war unter jenen Investoren dabei, die frühzeitig und vergünstigt große Mengen an SOL kauften (mehr dazu hier).

FTX-Gründer kommt gegen Kaution von 250 Mio. Dollar frei

SBF setzte stark auf Solana

Auch sonst versuchte SBF, Solana zu pushen. So wurde die Blockchain, die auf ihrem Zenit sogar als Ethereum-Killer bezeichnet wurde, auserwählt, um Aktien-Token bei FTX einzuführen. Im Juni 2021 kündigte SBF an, in Kooperation mit Solana und der Schweizer Digital Assets AG (DAAG) rund 60 tokenisierte Aktien bei FTX handelbar zu machen – DAAG wurde später sogar zugekauft und soll nach dem FTX-Kollaps auch wieder aus der Konkursmasse gelöst und verkauft werden.

2020 launchte FTX im Versuch, den dezentralisierten Exchanges wie Uniswap etwas entgegen zu setzen, eine eigene DEX, nämlich Serum. Diese basierte ebenfalls auf Solana, ging dann aber durch den Crash von FTX und Alameda Research Ende November in die Knie; Auch Raydium, ein automatisierter Market Maker (AMM), der auf Solana aufbaute, ist ordentlich ins Strudeln gekommen. Die Token-Kurse von SOL, SER, RAY oder FTT zeigen, dass sie mit einem Minus von mehr als 90 Prozent viel stärker abgestürzt sind als Bitcoin oder Ethereum, die jeweils „nur“ etwa zwei Drittel an Wert seit Jahresbeginn verloren haben.

  • Ethereum = Blau
  • Bitcoin = Orange
  • Solana = Türkis
  • Serum = Gelb
  • Raydium = Violett
  • FTX Token = Grün

Aktuell droht Solana, das Ende 2021 sogar Cardano bei der Marktkapitalisierung überholte und zum größten Ethereum-Herausforderer wurde, sogar, aus den Top 20 der Krypto-Charts zu fallen. War SOL mal mehr als 200 Euro wert, fiel der Kurs des Solana-Token nun erstmals seit langem unter die Marke von 10 Euro. Es ist anzuzweifeln, dass sich das so bald wieder ändern wird.

Kritiker:innen hatten Solana schon vor dem Crash-Jahr 2022 im Visier. Beanstandet wurde der massive Einfluss von Token-Investor:innen zu denen neben Alameda Research auch Andreessen Horowitz, Polychain Capital, Blockchange Ventures, CMS Holdings, Coinfund und CoinShares zählten – Solana sei eine VC-Chain, SOL ein VC-Token, und mit Dezentralität hätte das Ganze nichts zu tun. Da konnte Yakovenko noch so oft auf die mittlerweile fast 2.000 Validatoren verweisen, die das Netzwerk berechnen – echtes Vertrauen von Krypto-Insidern bekam Solana nie. Dazu kam, dass die Blockchain mehrmals einfach ausfiel und neu gestartet werden musste (Trending Topics berichtete).

Ringen um Entwickler:innen und Startups

Die aktuelle Kommunikationsstrategie der Solana-Macher ist klar: Entwickler:innen binden, so lange es noch geht, und durch die Krise tauchen. Wenn Startups wie Unstoppable Finance (a.k.a. Ultimate-Wallet) aus Berlin oder Audius (AUDIO) aus San Francisco sowie Phantom (Wallet) künftig stärker auf Ethereum setzen, würde das Solana obsolet machen. Unstoppable hat gegenüber Trending Topics bereits angekündigt, bald auch auf Ethereum zu setzen, auch Phantom erweiterte Ende November auf Ethereum (via Polygon). Die Solana-Projekte y00ts und DeGods wechselten bereits zu Polygon bzw. Ethereum. Laut Solana-Gründer Yakovenko hatten 80% der Projekte auf der Solana-Blockchain keinen Bezug zu FTX – aber jedes fünfte eben schon.

Nach dem Wechsel von Ethereum hin zu Proof of Stake und den Möglichkeiten für Entwickler:innen, die Sidechain Polygon sowie die Skalierungslösungen Optimism und Arbitrum nutzen zu können, stellt sich ohnehin die Frage, warum man noch Solana nützen sollte. Polygon, Arbitrum und Optimsim bringen die Möglichkeit schneller, günstiger und sicherer Transaktionen auf Ethereum mit sich – also eigentlich Dinge, mit denen stets Solana warb. Dieser vermeintliche Wettbewerbsvorteil schmilzt immer mehr dahin.

Eine überraschende Wortmeldung in der Krise kam aber vor wenigen Stunden von Ethereum-Kopf Vitalik Buterin selbst. „Some smart people tell me there is an earnest smart developer community in Solana, and now that the awful opportunistic money people have been washed out, the chain has a bright future. Hard for me to tell from outside, but I hope the community gets its fair chance to thrive“, twitterte Vitalik. Ob er damit meint, dass es für Solana eine Zukunft gibt – oder eben nur für die Solana-Projekte, die auf Ethereum wechseln können, sei dahingestellt.

Solana: Herbe Verluste, weil die Blockchain schon wieder still stand

 

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