Solar Foods: Ein finnisches Startup stellt Nahrung aus CO2 her
Es klingt nahezu unglaublich, aber Investoren konnte sie damit überzeugen: Das finnische FoodTech-Startup Solar Foods hat ein Verfahren entwickelt, um aus CO2 aus der Luft und mit Hilfe von erneuerbaren Energien ein Proteinpulver zu fabrizieren. Dieses Pulver namens „Solein“ ähnelt im Aussehen und Geschmack Weizenmehl und soll dem Unternehmen zufolge als Nahrungsergänzungsmittel eingesetzt werden. Da es einen sehr hohen Eiweißanteil von über 50 Prozent hat, wird es auch als Sojaersatz angesehen bzw. als Alternative zu tierischem oder pflanzlichem Eiweiß.
15 Millionen Euro Investment
Ein Nahrungsmittel also, das aus Luft und der Energie der Sonne hergestellt wird? Ja klar, haben sich nun Investoren gedacht und 15 Millionen Euro in das Unternehmen rund um CEO Pasi Vainikka gepumpt. Angeführt wird die Finanzierungsrunde, die zusätzlich zu den 3,5 Millionen Euro von Ende 2019 kommen, von der Fazer Group. Diese ist in Skandinavien, Großbritanniens und Teilen Osteuropas für ihre Schokolade bekannt und wird ihre Expertise in Sachen Lebensmittelproduktion einbringen können. Als weitere Investoren kommen Bridford Investments Limited, Agronomics Limited, Lifeline Ventures and CPT Capital an Bord.
Ursprung in der Weltraumtechnologie
Mit dem frischen Kapital soll nun eine Solein-Fabrik aufgebaut werden und dann Ende 2022 in den Regulärbetrieb gehen. Bereits 2021 soll die Kommerzialisierung des neuartigen Produkts, das unter die Novel Food-Verordnung der EU fällt, beginnen. Bisher hätte man bereits 20 verschiedene Gerichte bzw. Produkte entwickelt, die Solein enthalten (z.B. Palatschinken, vegane Leibchen).
Die Idee zu dem neuartigen Nahrungsmittel entstammt der NASA und wurde dann am finnischen Forschungszentrum für Technologie VTT und der Technischen Universität Lappeenranta im Südosten Finnlands weiter entwickelt. Aus dem gemeinsamen Forschungsprojekt „Food From Electricity“ ist dann das Verfahren entstanden, auf dem Solar Foods heute aufbaut.
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Produktion im Bioreaktor
Kurz zum so genannten „Power to Food“-Verfahren, der vom Prinzip her ähnliche Prozesse wie beim Bierbrauen oder Weinkeltern auslöst. Bodenbakterien werden im Bioreaktor mit eben dem CO2 und Stickstoff aus der Luft sowie mit Wasserstoff und Mineralien wie Phosphor und Calcium gefüttert – dann fängt die Mischung zum Gären an. Nach dem Fermentationsprozess kann die Firma aus einer immer dicker werdenden Flüssigkeit einen Brei abschöpfen, und der wird dann zu dem Pulver getrocknet. Für Elektrolyse und CO2-Filterung wird viel Strom gebraucht – dieser soll aus erneuerbaren Energiequellen wie Solar und Wind kommen.
„Unsere erste Fabrik wird sich in Finnland befinden und soll die erste kommerzielle Fabrik der Welt sein, die Lebensmittel aus CO2 aus der Luft herstellt. In der Anlaufphase wird unsere Produktion auf fünf Millionen Mahlzeiten pro Jahr geschätzt. Wir wollen die Proteinproduktion von der ständig zunehmenden Nutzung von Umweltressourcen abkoppeln. Diese Möglichkeit Wirklichkeit werden zu lassen, ist eine aufregende Aussicht“, sagt Gründer Vainikka.
Die Hoffnung ist auch, dass Solein-Fabriken in Regionen der Welt aufgebaut werden können, in denen landwirtschaftlich nicht viel geht. Auch soll die Soja-Alternative langfristig dafür sorgen, das auf diesem Weg Protein hergestellt wird und dafür nicht Tiere gezüchtet oder riesige Flachen mit Pflanzenabau belastet werden müssen. Und natürlich: Das Treibhausgas CO2 kann auf diesem Weg ebenfalls abgebaut und einer neuen Verwendung zugeführt werden.