Solar Foods: Millionen für die erste Fabrik zur Herstellung von Protein aus CO2
Können wir Essen aus Luft herstellen? Das finnische FoodTech Startup Solar Foods hat dafür zumindest ein Verfahren entwickelt. Das von ihnen produzierte Proteinpulver „Solein“ besteht aus einer Hauptzutat: CO2 aus der Luft, welches mit Hilfe von Strom in Proteinpulver fabriziert wird. Dieses Pulver ähnelt im Aussehen und Geschmack Weizenmehl und soll dem Unternehmen zufolge als Nahrungsergänzungsmittel eingesetzt werden. Da es einen sehr hohen Eiweißanteil von über 50 Prozent hat, wird es auch als Sojaersatz angesehen bzw. als Alternative zu tierischem oder pflanzlichem Eiweiß.
10 Mio. für die Solar Foods-Fabrik
Ein Nahrungsmittel also, das aus Luft und der Energie der Sonne hergestellt wird? Das scheint anzukommen, denn das finnische Startup konnte nun bereits wiederholt sich ein Millioneninvestment sichern. Wie Solar Foods Mitte Februar bekannt gibt, investiert der Pharmazie-Pensionsfonds (Apteekkien eläkekassa) 10 Millionen Euro. Diese sind für eine spezielle Verwendung vorgesehen. So soll damit der Bau der ersten Fabrik des Unternehmens, in der die erste kommerzielle Solein®-Produktionslinie, der neue Hauptsitz von Solar Foods und ein künftiges Lebensmittel-Erlebniszentrum untergebracht werden sollen, vorangetrieben werden.
Neben der Zucht von Solein, das Protein, welches aus Mikroben gezüchtet wird, welche wiederrum laut Angaben des Startups aus Strom und Luft gezüchtet werden, soll die Anlage eine Art Schauwerk für Besucher:innen sein. Als Standort wurde das finnische Vantaa, unweit von Helsinki ausgewählt. Der Bau soll noch dieses Jahr beendet werden, die erste kommerzielle Produktion sei für die erste Hälfe des Jahres 2023 geplant, so Solar Foods. Das Jungunternehmen selbst investiert dafür den eigenen Angaben nach weitere mehr als 20 Millionen Euro in die Anlage.
Solar Foods: Ein finnisches Startup stellt Nahrung aus CO2 her
Großes Interesse bei Investor:innen
Das ist nicht das erste Investment, was sich das finnische Startup sichert. Bereits im April 2021 konnten sie sich 10 Millionen Euro des finnischen Klimafonds sichern. Im September 2020 wurden zudem 15 Millionen Euro in das Unternehmen rund um CEO Pasi Vainikka gepumpt. Angeführt wurde die damalige Finanzierungsrunde, die zusätzlich zu den 3,5 Millionen Euro von Ende 2019 kommen, von der Fazer Group. Diese ist in Skandinavien, Großbritanniens und Teilen Osteuropas für ihre Schokolade bekannt und wird ihre Expertise in Sachen Lebensmittelproduktion einbringen können. Als weitere Investoren kommen Bridford Investments Limited, Agronomics Limited, Lifeline Ventures and CPT Capital an Bord.
Inspiriert von der NASA
Seit 2017 arbeitet das Startup an seinem Solein. Die Idee zu dem neuartigen Nahrungsmittel entstammt der NASA und wurde dann am finnischen Forschungszentrum für Technologie VTT und der Technischen Universität Lappeenranta im Südosten Finnlands weiter entwickelt. Aus dem gemeinsamen Forschungsprojekt „Food From Electricity“ ist dann das Verfahren entstanden, auf dem Solar Foods heute aufbaut. Um das Proteinpulver herzustellen, werden Bodenbakterien im Bioreaktor mit dem CO2 und Stickstoff aus der Luft sowie mit Wasserstoff und Mineralien wie Phosphor und Calcium gefüttert – dann fängt die Mischung zum Gären an. Nach dem Fermentationsprozess kann die Firma aus einer immer dicker werdenden Flüssigkeit einen Brei abschöpfen, und der wird dann zu dem Pulver getrocknet. Für Elektrolyse und CO2-Abscheidung wird viel Strom gebraucht – dieser soll aus erneuerbaren Energiequellen kommen.