Solar-Unicorn Enpal holt satte 855 Millionen Euro Finanzierung an Bord
Sie installieren und vermieten Solaranlagen auf den Dächern ihrer Kund:innen und haben damit den Nerv der Zeit (aka Energiekrise und Klimawandel) voll getroffen. Für die Geschäfte des Berliner Tech-Unicorn Enpal läuft es derart gut, dass es wie berichtet 2022 auf einen Umsatz von 340 bis 400 Millionen Euro Umsatz kommt. Das wäre eine Verdrei- bis Vervierfachung gegenüber 2021 (110 Millionen Euro Umsatz) und eine Vervielfachung gegenüber 2020 (56 Millionen Euro).
Jetzt wird das Geschäftsmodell, das auch durchaus in der Kritik steht, durch eine massive Finanzierungsrunde gepusht. Enpal nimmt satte 855 Millionen Euro an Fremdkapital auf, wie aktuell EU-Startups berichtet. Diese massive Summe an Geld kommt von einer Reihe sehr bekannter Vermögensverwalter und Banken, darunter BlackRock Alternatives, ING, Pricoa Private Capital und dem französischen Asset-Manager Infranity, der zur Generali-Gruppe gehört. Insgesamt hat Enpal, erst 2017 von CEO Mario Kohle mitgegründet, rund 1,4 Milliarden Euro an Kapital aufgenommen. Die Firmenbewertung soll Marktgerüchten zufolge auf zwei Milliarden Euro verdoppelt worden sein.
Offen ist aber noch, ob Eigenkapital etwa von VCs oder PEs ins Unternehmen kommt – auch dazu gab es in den letzten Monaten vermehrt Marktgerüchte. Da die Geschäfte aber offenbar am Schnürchen laufen und bald Profitabilität erreicht wird, dürften sich die Gründer der Berliner Firma lieber für Kredite entschieden haben.
Enpal: Solar-Unicorn peilt 2022 bis zu 400 Mio. Euro Umsatz an
Strittiges Geschäftsmodell
„Wir freuen uns über die erneute Zusammenarbeit mit dieser großartigen Gruppe von Banken und institutionellen Investoren, die unsere Mission unterstützen, grüne Energie einfach, erschwinglich und für alle zugänglich zu machen. Da wir sehen, dass die Kundennachfrage kontinuierlich steigt, da immer mehr Menschen das Modell der Energieunabhängigkeit annehmen, sind wir auf ein robustes Netzwerk von Finanzierungspartnern angewiesen, das es uns ermöglicht, schneller als jeder andere auf dem Markt zu wachsen und einige tausend neue Solaranlagen pro Monat zu installieren“, so CEO Kohle in einer Aussendung.
Das Mietmodell von Enpal soll Haushalten helfen, sich einfacher eine Solaranlage zu installieren. Anstatt am Anfang die Anschaffungskosten stemmen zu müssen, mietet man die PV-Anlage bei Enpal auf 20 Jahre und bezahlt dafür monatlichen Beträge. Die Notwendigkeit einer Finanzierung über Kredit oder Ersparnisse entfalle so für die Kund:innen, argumentiert Enpal. Zusätzlich ist die Firma um vertikale Integration bemüht und bildet in einer eigenen Akademie mittlerweile monatlich bis zu 120 neue Solarmonteur:innen und Elektriker:innen aus. So will man im Fachkräftemangel schnell das nötige Personal bekommen, um monatlich 2.000 PV-Anlagen installieren zu können.
Das Mietmodell steht aber auch in der Kritik. Gegenüber einmaligen Anschaffungskosten würden Kund:innen über die Laufzeit der Miete viel mehr für eine PV-Anlage bezahlen, als wenn sie diese kaufen. Enpal argumentiert, dass im Abopreis neben der Hardware auch Montage, Wartung, Service und ein smarter Energiemanager mit dabei. Man reduziere die Komplexität für die Kund:innen.
Enpal: Das erste grüne deutsche Solar-Unicorn im großen Interview