Lightyear, Sono Motors, Ari Motors

Solarfahrzeuge: Wenn Autos anfangen sich selbst zu laden

Nicht nur PKWs sondern auch LKWs sollen mit Solartechnik ausgestattet werden, um unabhängiger von Ladesäulen zu werden. ©Sono Motors GmbH
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Elektrische Fahrzeuge werden als vielversprechende Maßnahme gehandelt, um den CO2-Ausstoß des Verkehrssektors zu verringern. Während sie anfangs einen schwierigen Start hatten, setzt sich die elektrische Alternative nun langsam auf den Straßen durch – auch in Österreich. Gerade das Jahr 2021 war von Premieren in der E-Mobilität-Branche geprägt. Im August diesen Jahres überholte die Anzahl der Neuzulassungen von Elektroautos und Hybridautos erstmals die Anzahl der Neuzulassungen von Verbrennern, wir berichteten.

Doch auch im Winter diesen Jahres ist der Trend klar zu sehen. Im November 2021 waren auf Österreichs Straßen 73.588 Elektroautos unterwegs, so die Statistik Austria. Damit machten sie im gesamten Pkw-Bestand 1,4 Prozent aus. Das ist so noch nicht besonders viel, aber deutlicher wird der Zuwachs bei den PKW-Neuzulassungen im Vergleich. Laut der Statistik Austria wurden alleine im November 2021 3.498 rein elektrische Fahrzeuge zugelassen, während es im November 2020 noch nur 2.061 waren. Das ist eine Steigerung von fast 70 Prozent. 

 

 

 

Dies ist zwar ein Teilerfolg, es könnten jedoch noch deutlich mehr sein. Viele potentielle Käufer:innen werden durch die fehlende Infrastruktur abgeschreckt oder fürchten um die Stabilität der Stromversorgung. Und das zum Teil nicht ohne Grund: In Österreich gab es bis zum 30. September 2021 nur rund 4.955 Ladestellen mit insgesamt 9.713 Ladepunkten, so das nationales Ladestellenregister. Das sind laut der letzten Bürger:innen-Zählung von 2011 nur 115 Ladestellen pro 100.000 Einwohner.

World Solar Challenge als Brutstätte für Solarautos

Diese Probleme könnten sich lösen lassen, wenn elektrifizierte Fahrzeuge ihren Strom einfach selbst erzeugen würden – mit Photovoltaik-Modulen. Versuche gibt es dazu schon einige. Doch nun sollen die Solarfahrzeuge in wenigen Jahren auch Teil des alltäglichen Straßenverkehrs werden. 

Bereits seit 1987 findet regelmäßig die sogenannte World Solar Challenge statt – bei der vor allem Studierende aus aller Welt mit experimentellen Fahrzeugen antreten, die allein mit Sonnenenergie rund 3.000 Kilometer durch die australische Wüste zurücklegen. Jahrelang war dies hauptsächlich als technische Herausforderung gedacht. Doch nun könnte es die Zukunft für eine kommerzielle Produktion geebnet haben. 

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Erste Solarautos bereits 2022

Aus einem Team von Studierenden, das bereits mehrfach an der World Solar Challenge teilgenommen hatte, gründete sich 2016 das niederländische Startup Lightyear. Mittlerweile ist es bereits Pioneer in seiner Branche und hat große Pläne: Das inzwischen über 200-köpfige  Unternehmen will bereits im Jahr 2022 die ersten Exemplare seines Solarwagens ausliefern, der Limousine Lightyear One. 

Dabei soll der 150.000 Euro teure Wagen mit seinen fünf Quadratmetern an Solarzellen auf Dach und Motorhaube an sonnigen Sommertagen in einer Stunde Sonnenladung genug Strom für 12 Kilometer zu generieren – pro Jahr bis zu 20.000 Kilometer. Somit reicht das alleine als Antriebsform nicht,  sondern ist eher als Ergänzung zu werten.

Dem widerspricht auch der Gründer des Startups, Lex Hoefsloot nicht: “Es geht nicht nur darum, die Solarenergie in den Wagen zu bringen“, sagt Hoefsloot in einem Interview mit 1E9:. „Unser Augenmerk liegt auch darauf, ein Auto zu konzipieren, das effizient ist. Es geht darum, den Energieverbrauch des Fahrzeugs zu verringern, den Wagen hinsichtlich der Reichweite zu optimieren und die Netzabhängigkeit und den Ladebedarf zu reduzieren.“

Die Limousine Lightyear One soll bereits 2022 ausgeliefert werden ©Raoul Cooijmans/Lightyear

Deutsches Solarauto-Unternehmen schafft Börsengang

Doch auch aus Deutschland kommen erste Startups, die den Traum vom Solarwagen möglich machen wollen. Seit 2016 arbeiten Sono Motors aus München an ihrem Sion, einem alltagstauglichen Elektroauto mit integrierten Solarzellen. Ganze 248 Solarzellen sollen in der Karosserie des PKWs verbaut werden – nicht nur im Dach, sondern auch auf der Fronthaube, in den Türen, der Heckklappe und den Seitenpartien. Dadurch soll extra Energie für 112 Kilometer pro Woche generiert werden.

Obwohl 112 Kilometer Reichweite pro Woche gerade für Berufspendler:innen nicht viel sind, liegen mittlerweile über 16.000 Reservierungen für den Sion vor, so die Angaben des Unternehmens. Der Start für dessen Produktion musste jedoch seit 2019 bereits mehrfach verschoben werden. Zudem stieg der Preis von ursprünglich 16.000 Euro plus Batteriekosten auf mittlerweile 28.500 Euro.

Nach ihrem gerade gelungenen Börsengang, sollte ihr finanziellen Spielrahmen jedoch nun erstmal für die kommende Zeit gesichert sein. Derzeit hofft Sono Motors, dass der Sion ab 2023 in die Produktion gehen wird und die ersten Exemplare an die über 16.000 Vorbesteller:innen ausgeliefert werden können.

Das Management von Sono Motors hofft, dass der Sion ab 2023 in die Produktion gehen wird ©Sono Motors GmbH

Solarenergie auch im Warenverkehr

Nicht nur für private PKWs ist der Antrieb aus selbst generierter Solarenergie interessant. So möchte beispielsweise Sono Motors zukünftig auch andere Fahrzeuge, wie Busse und Lieferwagen, mit der Solar-Technologie ausrüsten. 

Ein Beispiel aus der Praxis zeigt, dass der Traum vom selbstladenden Gefährt schon langer keine mehr ist. Bei dem 2017 gegründete Unternehmen Ari Motors wurde aus dem Traum bereits Realität. Seit 2020 stattet das Unternehmen seine Elektrotransporter gegen einen Aufpreis mit einem Elektromotor aus. Somit können laut Angaben des Herstellers durch die Solaranlage bei starker Sonneneinstrahlung immerhin bis zu 30 Kilometer mehr gefahren werden.Außerdem könnte der zusätzliche Strom die Benutzung einer Klimaanlage in den elektrischen Fahrzeugen ausgleichen, um so die Reichweite stabil zu halten. 

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Zukünftige Entwicklung bleibt spannend

Wie diese Unternehmen zeigen, werden Solarfahrzeuge immer weiter in der Praxis ankommen. Und somit auf den heimischen Straßen. 

Beispiele wie Sono Motors zeigen jedoch, wie anspruchsvoll und langwierig der Prozess bis zur Marktreife noch sein kann. Gerade die bisher geringe Reichweite und die Abhängigkeit von idealen Wetterbedingungen, machen den Antrieb rein aus Sonnenkraft in unseren Breitengraden noch nicht alltagstauglich.

Auch andere Fragen stehen noch im Raum, beispielsweise wie es um die versprochene Reichweite steht, wenn dass Auto nach stundenlangem Ausharren in der prallen Sonne erstmal per Klimaanlage gekühlt werden muss. 

Aber als Ergänzung zum Laden an der Ladesäule sind die drapierten Solarzellen auf dem Wagen sicher sehr interessant. Ob tatsächlich in der Zukunft Autos unterwegs sein werden, die ohne weiteres Laden emissionsfrei fahren können, wird sich darüber hinaus zeigen. Ohne Zweifel ist dies jedoch ein Feld, das noch viel Potential hat. Und eines, über das in der kommenden Zeit noch viel zu hören sein wird.

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