Krisenmanagement

Solaris: 178 Millionen Euro-Verlust des deutschen FinTechs führt zu Stellenabbau

Vor drei Tagen gab Solaris-CEO Carsten Höltkemeyer bekannt: Das FinTech Unicorn muss sich strategisch neu ausrichten und deshalb Stellen streichen. © Solaris
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Es zählt zu den wertvollsten FinTech-Startups Deutschlands: Solaris. Noch im ersten Quartal 2024 wurde eine Finanzierungsrunde in Höhe von 96 Millionen Euro abgeschlossen. Doch das 2015 gegründete Unicorn hat im Vorjahr hohe Verluste geschrieben. Insgesamt geht es um 178 Millionen Euro, weshalb das Berliner FinTech nun Mitarbeiter:innen gehen lassen muss.

Kerngeschäft des FinTech-Unicorns

Das Geschäftsmodell von Solaris besteht darin, anderen Startups mittels seiner Banklizenz die Abwicklung von Geschäften zu ermöglichen. Für etablierte Unternehmen besteht die Möglichkeit, Bankdienstleistungen wie etwa die Ausstellung von Kreditkarten zu nutzen. Dafür hat Solaris Partnerschaften mit Bitpanda und anderen Fintechs geschlossen, aber auch mit dem großen Deutschen Autofahrer-Club ADAC, berichtete Trending Topics.

Abschreibung der britischen Tochter Contis

2021 übernahm Solaris den britischen Wettbewerber und Finanzdienstleister Contis für einen Betrag von 153 Millionen Euro. Contis schrieb damals schwarze Zahlen, verlor jedoch im vergangenen Jahr die Kryptoplattform Binance als einen seiner wichtigsten Kunden. Der Grund: Binance hat seine Tätigkeit als Aussteller von Visa-Debitkarten eingestellt – Contis war der Herausgeber.

Laut einem Update aus dem Solar-Newsroom von CEO Carsten Höltkemeyer führte die durchgeführte Abschreibung von Contis erheblich zum Gesamtverlust bei. Die britische Tochter wurde mit 123 Millionen Euro abgeschrieben. Insgesamt fuhr das Berliner Fintech einen Fehlbetrag von 178 Millionen Euro ein, bei einem Nettoumsatz von 137 Millionen. Schon 2022 wurde ein Verlust von 56 Millionen Euro geschrieben. Dass das Contis-Geschäft eingestellt wird, ist erst seit letzter Woche öffentlich bekannt.

Solaris verklagt Binance

Das Jahr hätte eigentlich ein neues Kapitel für das FinTech markieren sollen. Stattdessen ist jetzt die Rede von “herausfordernden Marktbedingungen“ im Rahmen des Contis-Geschäfts gewesen, weshalb es letztendlich eingestellt wurde. Dazu kommen laut Höltkemeyer auch noch andere Faktoren: Solaris habe wichtige Partner verloren. So läuft laut Handelsblatt gerade eine Klage von Solaris gegen Binance wegen “unrechtmäßiger Vertragsbeendigung“, bei der Schadenersatz in Höhe von 144 Millionen Euro gefordert wird.

Stellenabbau notwendig

Insgesamt beschäftigt Solaris derzeit 700 Mitarbeiter:innen. Wie viele davon letztendlich das Unternehmen verlassen müssen, wurde nicht kommuniziert. Es soll jedenfalls eine strategische Unternehmensreorganisation geben, die auch die Führungsriege betreffen wird. “Im Rahmen dieser Umstrukturierung werden wir entsprechende Stellen abbauen und bedauern zutiefst, dass wir im gesamten Team von Solaris SE Entlassungen vornehmen“, so CEO Höltkemeyer. Dies betrifft demnach nicht nur die Angestellten des E-Geld-Instituts, zu dem Solaris vor allem sein Contis-Geschäft zählt, sondern Stellen im gesamten Unternehmen.

Hintergrund: Geldwäscheverdachtsmeldungen

Höltkemeyer hat die Rolle des CEO bei Solaris erst seit Mai 2023 inne und versucht seitdem, das Unternehmen grundlegend umzubauen. Nach eigenen Angaben will er den Fokus vor allem auf Compliance legen und dafür sorgen, dass sämtliche Regeln und Vorschriften eingehalten werden. Denn: Die deutsche Finanzaufsicht BaFin stellte in der Vergangenheit schwerwiegende Mängel fest. Konkret ging es um die Bekämpfung von Geldwäsche und die Überprüfung von Kunden. Erst im März 2024 verhängte die Finanzaufsicht eine Geldstrafe von 6,5 Millionen Euro wegen verspäteter Geldwäscheverdachtsmeldungen sowie weiterer Auflagen.

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