Solhyd Project: Solarpanele sollen grünen Wasserstoff gewinnen
Photovoltaik-Anlagen sind allgemein dafür bekannt, aus Sonnenlicht sauberen Strom zu erzeugen. Doch zwei Wissenschaftler der belgischen Universität Leuven arbeiten mit ihrem Jungunternehmen Solhyd Project daran, auch grünen Wasserstoff aus solchen Panelen zu gewinnen. Das Element Hydrogen soll in in Zukunft ebenfalls eine äußerst wichtige klimaneutrale Energiequelle sein. Laut t3n wollen die beiden Forscher bis 2030 so weit sein, ihr Produkt auf Dächern installiert zu sehen.
AVL fördert mit voestalpine Startup-Innovationen für grünen Wasserstoff
„Wasserstoff ist Energielösung der Zukunft“
Jan Rongé und Tom Bosserez arbeiten als Bioingenieure an der Katholieke Universiteit Leuven (KU Leuven). Dort haben sie mehr als zehn Jahre lang an Prototypen von Solarpanelen geforscht, die nicht Strom, sondern Wasserstoff als Produkt erzeugen. „Wasserstoffgas wird als Energielösung der Zukunft wichtig sein“, sagt Jan Rongé. „Es kann für viele Anwendungen genutzt werden. Wir denken dabei in erster Linie an den Schwerlastverkehr, die Industrie und Notstromaggregate. Bei der Kraft-Wärme-Kopplung kann man damit auch Strom und Wärme erzeugen“.
Nach einem Jahrzehnt der Forschung wollen die beiden Wissenschaftler die Panele nun in die industrielle Fertigung überführen. Dazu hat die KU Leuven das Solhyd Project als Spin-off ausgegründet. Wasserstoff ist das kleinste und leichteste aller chemischen Elemente. Es kommt weltweit praktisch überall in unerschöpflichen Mengen vor. Allerdings findet sich Wasserstoff selten in reiner Form, weil sich Wasserstoffatome an alle möglichen anderen Atome anlagern – etwa an Sauerstoffatome.
Hy24: Fonds für sauberen Wasserstoff sammelt 2 Mrd. Euro ein
Energiegewinnung aus Licht und Luft
Das macht sich Solhyd Project zunutze. Ihr Panel fängt Licht und auch Luft ein. Es führt mithilfe der Solarenergie eine Spaltung der in der Luft vorhandenen Wassermoleküle in Wasserstoff und Sauerstoff durch. Das Hydrogen lässt sich dann unter Druck speichern oder über Verrohrungen abtransportieren. Der Sauerstoff wird wieder in die Luft abgegeben. Bis zu 250 Liter Wasserstoff soll ein einziges Panel pro Tag produzieren können, versprechen die Forscher.
15 Prozent des Sonnenlichts soll in die erforderliche Energie umgesetzt werden können. Bei diesem Wert beginnen auch moderne Photovoltaik-Module. Dann hängt es natürlich noch vom Feuchtegrad der Luft ab. Die Erfinder sagen jedoch, dass selbst Wüstenluft noch genügend Luftfeuchtigkeit hätte, um effektiv Wasserstoff zu produzieren.
Deutschlands neueste Züge tanken Wasserstoff, aber sie tanken nicht grün
Zweifel und Kritik an Solhyd-Lösung
Doch die Panele von Solhyd Project sind nicht unumstritten. Kritiker:innen werden dem Projekt aus mehreren Gründen mit Vorbehalten begegnen. Zum einen stellt sich die Frage, ob es nicht effektiver wäre, die Panele, die offenbar für die Dachinstallation gedacht sind, direkt zur Erzeugung von Strom zu nutzen. Zwar ist Wasserstoff eine sehr vielversprechende Energiequelle, doch durch die zusätzlichen Schritte, die durch die Panele entstehen, könnte viel Energie unnötig verloren gehen.
Auch stellt sich die Frage, wie man mit dem stark dezentral entstehenden Wasserstoffgas letztlich sicher umgehen soll. Immerhin ist Wasserstoff leicht entflammbar. Die Forscher schlagen für die Nutzung einen hausnahen Tank vor, dessen Inhalt eine Brennstoffzelle im Haus antreiben soll, die wahlweise Energie oder Wärme erzeugen würde. Die Gefahr des Betriebs sei dabei nicht höher als bei Erdgas.
Grüner Wasserstoff: Österreich hat jetzt eine Strategie zur Nutzung
Forscher geben sich optimistisch
Rongé und Bosserez geben sich trotz dieser möglichen Probleme sehr optimistisch, was ihr Projekt angeht. „Letztendlich gehen wir davon aus, dass die Kosten für ein Wasserstoff-Panel in der Nähe der heutigen Kosten für ein Solarpanel liegen werden“, heißt es von den Solhyd Project-Gründern. Ob die Lösung wirklich effizient bei der Energiegewinnung ist und auf dem mit Konkurrenten übersäten Markt Anklang finden kann, muss sich noch weisen.