Speedinvest will Hunderte Millionen für 4. Startup-Fonds aufstellen
Der Markt ist weiterhin heiß, und neue Fonds für Startup-Finanzierungen schießen weiter wie Pilze aus dem europäischen Boden. Bald wird auch einer der größten Early-Stage-Investoren Europas, nämlich Speedinvest aus Wien, mit einem neuen Fonds auf den Markt kommen. Wie CEO Oliver Holle gegenüber Bloomberg bestätigte, sei ein neuer Fonds in der Höhe von mehreren hunderten Millionen Euro im Aufbau.
Eine konkrete Summe wurde nicht genannt, aber das Closing werde in den nächsten Monaten angestrebt. Ziel sei, diesmal im Unterschied zu den früheren Fonds mehrheitlich (etwa zwei Drittel) bei institutionellen Investor:innen zu holen, den Rest bei Family Offices. Für Speedinvest ist es der vierte Fonds. Bisher waren die Fonds in folgender Größenordnung:
- Speedinvest I: ca. 10 Mio. Euro (2011)
- Speedinvest II: ca. 90 Mio. Euro (2015)
- Speedinvest III: ca. 190 Mio. Euro (2020)
Mit mehreren hundert Millionen Euro und einem Start für Investments 2022 oder 2023 erhöhen die Wiener also die Schlagzahl ordentlich. Das aktuelle Portfolio kann sich sehen lassen, umfasst es immerhin mittlerweile mehrere europäische Tech-Unicorns – darunter Bitpanda, GoStudent, Tier Mobility, WeFox Billie oder Wayflyer. Speedinvest hat eigenen Angaben zufolge Assets im Wert von etwa 600 Millionen Euro „under Management“.
Zombies, Inflation, Zinswende: Schwieriges Umfeld
Doch die aktuelle Wirtschaftslage (US-Zinswende, hohe Inflation, Gefahr der Rezession, Blutbad bei Tech-Aktien, drohende Zombie-fizierung bei Unicorns) ist auch für das Portfolio von Speedinvest nicht einfach. „Wir haben einige Scale-ups oder Unicorns, die eindeutig auf dem Weg an die Börse waren“, so Holle gegenüber Bloomberg. „Das wird in diesem Jahr nicht passieren.“
Wie berichtet ist die Lage für Wachstumsunternehmen im Tech-Bereich mehr als angespannt. So geht 2022 niemand mehr davon aus, dass das Rekordjahr 2021 geschlagen werden könnte. 2021 wurden in Europa mehr als 100 Milliarden Euro in Tech-Unternehmen investiert, es wurden etwa 100 neue Unicorns geschaffen. Nun aber ist die Ära des billigen Geldes zu Ende, und Investor:innen werden bei Risiko-Assets – und dazu zählen eben auch Shares in Startups – wieder vorsichtiger.
Die Unicorns von 2021 könnten zu den Zombies von 2022 werden
Österreichs Institutionen im Fokus
Laut Holle seien Early-Stage-Startup resistenter in Krisen, meinte der Speedinvest-CEO gegenüber Bloomberg, weil sie erst in mehreren Jahren größere Summen brauchen. Aber auch: „Diese verrückte Welle, bei der jede Woche ein neuer Seed-Fonds auftauchte, könnte zu einem gewissen Halt kommen“, sagte Hole. „Das alles wird nicht mehr so lustig sein.“
Der Heimatmarkt von Speedinvest, Österreich, ist für große Investor:innen spannend geworden. Erst vergangene Woche verkündete Tesla-Großinvestor Baillie Gifford, den Markt der österreichischen institutionellen Investor:innen (v.a. Pensionskassen, Versicherungen) intensiver beackern zu wollen (Trending Topics berichtete). Österreichische institutionelle Investoren haben laut AVCO etwa 200 Milliarden Euro „under Management“.
Baillie Gifford: Tesla-Investor jagt nun gezielt Österreichs institutionelle Investor:innen