VC-Markt

Speedinvest: “Wir stehen wahrscheinlich vor einem der größten Liquiditätsengpässe“

Markus Lang, General Partner bei Speedinvest, einem der größten Frühphaseninvestoren in Europa: "Mit 11 Fonds investieren wir heute europaweit vor allem in Software." © Klaus Vyhnalek
Markus Lang, General Partner bei Speedinvest, einem der größten Frühphaseninvestoren in Europa: "Mit 11 Fonds investieren wir heute europaweit vor allem in Software." © Klaus Vyhnalek
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Die Anzahl der Deals – sprich, Investitionen in Startups im DACH-Raum – nehme weiterhin ab. Markus Lang sprach bei den Calm/Storm Days 2025 über die Chancen und Herausforderungen des europäischen Venture-Capital-Markts. Obwohl der Markt grundsätzlich gesund sei und die europäische Tech-Szene von den Entwicklungen in den USA profitiere, habe der globale VC-Sektor derzeit mit einem Liquiditätsengpass zu kämpfen. Dennoch gebe es Grund zur vorsichtigen Zuversicht.

Ein grundsätzlich gesunder Markt

Europas Marktstimmung würde signifikant durch den Erfolg der Tech-Aktien angetrieben: “Wer in den öffentlichen Aktienmarkt investiert hat, hatte ein großartiges Jahr: Nasdaq +30 %, die „Magnificent 7“ im letzten Jahr +67 %“, so Lang. Die „Magnificent 7“ sind die sieben größten US-Technologieunternehmen – Apple, Microsoft, Alphabet (Google), Amazon, Nvidia, Tesla und Meta (ehemals Facebook) – die maßgeblich das Wachstum an den Aktienmärkten in den letzten Jahren vorangetrieben haben.

Zudem würden die Zinsen langsam sinken, die Inflation stetig zurückgehen und das BIP – besonders in den USA – übertreffe alle Erwartungen.

Der Struggle des globalen VC-Bereichs

Im globalen Venture-Capital-Sektor sehe es jedoch anders aus. “Wir stehen wahrscheinlich vor einem der größten Liquiditätsengpässe, der es Investor:innen erschwert, Renditen zu realisieren“, so Lang. Viele Großanleger:innen hätten in den letzten Jahren zu stark investiert. Dadurch würde aktuell weniger Kapital in VCs fließen, was laut dem Speedinvest-Partner auch noch in den nächsten Jahren spürbar bleiben wird.

Für Lang steht fest: Das Versprechen, dass keine Exits möglich sind, weil sich die öffentlichen Märkte schlecht entwickeln, hat sich nicht erfüllt.

Die Zahl der Deals in Europa sinkt weiter

Die Investitionsaktivitäten seien zurückgegangen, wobei das durchschnittliche Quartalsvolumen bei etwa 3 Milliarden Euro liegt – deutlich unter dem Höchststand von 7 Milliarden Euro Ende 2021. Lang beschrieb die Lage als “stabil”. Ein interessanter Trend zeige sich beim Dealvolumen: Während die Bewertungen in frühen Phasen (Pre-Seed und Seed) leicht steigen, sind sie im Growth-Segment deutlich gesunken.

Die Anzahl der Deals im DACH-Raum nehme weiterhin ab. “In den ersten drei Quartalen 2024 gab es etwa 1.050 Deals, was einem Rückgang von 30 Prozent im Vergleich zu 1.350 Deals im Vorjahr entspricht. Besonders besorgniserregend ist, dass dieser Rückgang von Q1 bis Q3 weitergeht. Wir haben also wahrscheinlich noch nicht den Boden erreicht“, so Lang.

Besonders auffällig sei: Über 400 der 600 europäischen Software-Einhörner haben zuletzt keine Kapitalrunden abgeschlossen.

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Vorsichtige Zuversicht trotz anhaltendem Kapitalmangel

Die Perspektiven für Venture Capital in Europa seien „vorsichtig optimistisch“. “Ich würde sagen, es ist Optimismus mit Wolken, die sich entweder auflösen oder zu massiven Stürmen entwickeln können.“ Immerhin gab es in den letzten 12 Monaten rund 12 Tech-IPOs.

Der Mega-Trend KI treibe weiterhin Investitionen an, und es sei noch nie so einfach gewesen, ein Unternehmen zu gründen. „Europa bringt mit Spotify, Revolut und Klarna bereits erste Generationen global erfolgreicher Unternehmen hervor“, so Lang. Zudem sei Europa mit über 6 Millionen Entwicklern, 1,3 Millionen STEM-Absolventen pro Jahr und einem BIP von etwa 20 Billionen Dollar gut aufgestellt.

Zukunftsaussichten und Handlungsbedarf

Als größte Herausforderungen nennt Lang die langsame Regulierung, geopolitische Spannungen und den anhaltenden Kapitalmangel in Europa. Besonders in Österreich und Deutschland gibt es große Bedenken, wie es weitergeht.

Europa muss laut Speedinvest:

  • Heimisches Kapital stärker in private Märkte lenken
  • Akademische Forschung besser in Produkte umwandeln
  • Das unternehmerische Talent fördern
  • Die Verfügbarkeit von Wachstumskapital verbessern

Die Grundlagen für einen erfolgreichen europäischen VC-Markt seien vorhanden. Die Herausforderung liege nun darin, diese Komponenten effektiv zu aktivieren und zu einem sich selbst verstärkenden Ökosystem zu entwickeln. Nur so könne ein funktionierender „Flywheel-Effekt“ stattfinden, der Kapital, Talent und Innovation effektiv verbindet.

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