Spin-off Austria: Universitäre Ausgründungen sollen mit insgesamt 15 Millionen Euro gefördert werden
2016 waren es nur 23 Spin-offs, die die 22 österreichischen Universitäten hervorgebracht haben. Zu wenig laut Wirtschafts- und Wissenschaftsminister Harald Mahrer (ÖVP). Deswegen sollen es mit der neuen Initiative „Spin-off Austria“ ein neues Fellowship-Programm geben, dass Wissenschaftler in Österreich mit jeweils bis zu 500.000 Euro unterstützt, um ihre Forschungsergebnisse zu konkreten Geschäftsideen weiterentwickeln zu können. Zusätzlich zu der finanziellen Unterstützung soll es in einem bis zu 18 Monate langen Programm Mentoring, Coaching und Weiterbildungen geben.
„In den nächsten drei Jahren könnten 40 bis 50 zusätzliche Spin-offs entstehen“, so Mahrer. Ziel des Programms ist vor allem, dem „Brain Drain“ entgegenzuwirken und Know-how im Land zu halten. „Es geht nicht um normale Startups, sondern um konkret um universitäre Ausgründungen. Wir gehen davon aus, dass 75 Prozent der Teams dann wirklich gründen.“ Mahrer betonte auch, nicht „Durchschnitt fördern zu wollen“. Deswegen sei der Auswahlprozess streng und es gebe klare Kenngrößen, die die Gründer erreichen müssten, ansonsten würden sie aus dem Programm ausscheiden. „Wir haben nichts zu verschenken“, so Mahrer.
Fonds für Anschlussfinanzierungen in Planung
Das Programm ist mit insgesamt 15 Millionen Euro dotiert und wird von der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) koordiniert. Zielgruppe sind Absolventen, Assistenten, Professoren und wissenschaftliches Personal an österreichischen Universitäten, Fachhochschulen und anderen Forschungseinrichtungen. Bewerben können sich Teams ab sofort bis zum 18. Jänner 2018, weitere Ausschreibungen sind im August 2018, im Jänner 2019 und im August 2019 geplant. Als Mentoren im Programm sind unter anderem Oliver Holle und Marie-Helene Ametsreiter (Speedinvest), Sabine Herlitschka (Infineon), Martin Herdina (Wikitude), Eva Prieschl-Grassauer (Marinomed) oder Tom Peruzzi (Global Incubator Network).
„Wenn die dann gegründet haben, soll es ab 2018 Anschlussfinanzierungen für die Projekte geben“, sagt Mahrer. 2018 soll es einen Fonds für Anschlussfinanzierungen geben, der international ausgeschrieben werden soll. Laut Mahrer wäre das Ziel, den Fonds in „dreistelliger“ Millionenhöhe auflegen bzw. sich stufenweise an diese Zielgröße annähern zu wollen. Das Geld solle nur zu einem kleinen Teil von der öffentlichen Hand kommen, zusätzlich wolle man ein Konsortium an internationalen Fonds nach Österreich holen.
Vorbild ETH Zürich
„Die Schweiz lässt sich am besten mit der österreichischen Situation vergleichen“, so Mahrer. Deswegen hat man die ETH Zürich als Vorbild für „Spin-off Austria“ gewählt. „Nachahmung ist die höchste Form der Anerkennung“, witzelte Tomas Brenner, Head of Innovation & Entrepreneurship Lab an der ETH Zürich, bei der Präsentation des österreichischen Programms. An seiner Forschungseinrichtung bekommen Forscher im „Pioneer Fellowships„-Programm jeweils 150.000 Franken und ein 18 Monate langes Programm, aktuell gibt es 18 geförderte Projekte. Zehn der Top 100 Startups der Schweiz seien aus dem Programm hervorgekommen. Die Überlebensrate der ETH-Spin-offs nach fünf Jahren betrage 92 Prozent, während Schweizer Startups generell im Schnitt nur eine Überlebensrate von 50 Prozent hätten, so Brenner. Seit 2010 wurden 72 Fellowships vergeben, aus 43 davon wurden Firmen. Das Geld für die ETH-Fellowships stammt von Industriepartnern.
„Uns hat bisher die Chance gefehlt, jungen Wissenschaftler ihre Ideen in wirtschaftliche Projekte weiterzuentwickeln zu lassen“, sagt Sabine Seidler, Rektorin der TU Wien. Von dem Fellowship-Programm erwartet sie sich viel. An ihrer Universität gebe es eigene Patent-Scouts, die den Forschern helfen würden, Geschäftsideen zu identifizieren. Das universitäre Gründerzentrum INiTS, das von der TU Wien mit betrieben wird, hat heuer mit „Start:IP“ ein Programm gestartet, dass Technologien, die an Unis entwickelt wurden, zu Startups machen soll (Trending Topics berichtete).
„Es war ein Riesenproblem, sich vom Institut freizuspielen“, sagt Iris Filzwieser, Gründerin und Geschäftsführerin von METTOP. Sie hatte bei ihrer Gründung vor einigen Jahren nicht die Möglichkeit, die Forschung weiter an der der Universität zu betreiben, sondern musste eine Förderung der FFG in Anspruch nehmen. Bei dem neuen Programm sei es möglich, weiter an der Uni forschen zu können.