Stablecoin-Krieg in den USA entbrennt zwischen USD Coin und Tether

Bei Krypto-Unternehmen wie Bitpanda, Crypto.com oder Kraken bekommt man ihn als EU-Bürger nicht mehr – und jetzt muss das Stablecoin-Unternehmen Tether für USDT fürchten, es in den USA künftig schwerer zu haben. Denn neue Gesetzesinitiativen zielen darauf ab, dass durch den US-Dollar gedeckte Stablecoins bzw. ihre Herausgeber strenge Regeln erfüllen müssen.
Und das wäre für Tether, das mit seinem Stablecoin USDT (Market Cap: 140 Mrd. Dollar) im Jahr 20242 satte 10 Milliarden Dollar Gewinn (!) machte, eine harte Nuss. Das Unternehmen, das zuvor in einem undurchsichtigen Geflecht zwischen den British Virgin Islands und Hongkong angesiedelt war, ist kürzlich nach El Salvador gegangen – und beobachtet dort unruhig, was sich in den USA zusammen braut.
Denn in den USA befinden sich derzeit zwei Gesetzesentwürfe zur Regulierung von Stablecoins in der Entwicklung. Im Repräsentantenhaus wird der „STABLE Act“ und im Senat der „GENIUS Act“ diskutiert. Beide Entwürfe zielen darauf ab, verbindliche Richtlinien für Stablecoin-Emittenten zu schaffen, insbesondere in den Bereichen Lizenzierungsanforderungen, operatives Risikomanagement und die vollständige Absicherung durch Reserven im Verhältnis 1:1.
Die Gesetzesentwürfe unterscheiden sich vor allem in ihren Anforderungen an die zulässigen Reserven. Der STABLE Act verfolgt einen strengeren Ansatz und erlaubt nur versicherte Einlagen, US-Staatsanleihen, kurzfristige Treasury-Repos und Zentralbankreserven. Der vom Senat vorgeschlagene GENIUS Act ist etwas flexibler und gestattet zusätzlich Geldmarktfonds und Reverse-Repos als Reserveformen.
Tether: Das Krypto-Geschäftsmodell, das 10 Milliarden Dollar Gewinn abwirft
STABLE Act und GENIUS Act würden Compliance-Probleme für Tether bringen
Diese höheren Anforderungen an die Reservehaltung könnten unterschiedliche Auswirkungen auf die Marktteilnehmer haben. Für das in New York ansässige Unternehmen Circle würden die neuen Vorschriften laut JPMorgan-Daten voraussichtlich vorteilhaft sein. Für den größeren Wettbewerber Tether hingegen könnten Schwierigkeiten entstehen, da dessen selbst ausgewiesene Reserven den Anforderungen nur teilweise entsprechen würden – nach aktuellen Schätzungen nur zu 66 Prozent beim STABLE Act bzw. zu 83 Prozent beim GENIUS Act.
Ein gefundenes Fressen für Tethers großen Rivalen Circle, das den zweitgrößten Stablecoin USD Coin (USDC) herausgibt (Market Cap: 56 Mrd. Dollar). „Das sollte doch kein Freifahrtschein sein, oder? Man kann das US-Gesetz einfach ignorieren und tun, was immer man will, und in die Vereinigten Staaten verkaufen“, sagte Circle-CEO Jeremy Allaire gegenüber Bloomberg News. „Das Stablecoin-Gesetz ist die erste Priorität der Regierung“. Und weiter: „Hier geht es um Verbraucherschutz und finanzielle Integrität. Egal, ob Sie ein Offshore-Unternehmen sind oder Ihren Sitz in Hongkong haben, wenn Sie Ihren Dollar-Stablecoin in den USA anbieten wollen, sollten Sie sich in den USA registrieren lassen müssen, so wie wir uns überall sonst auch registrieren lassen müssen.“
Der Seitenhieb auf Tether ist offensichtlich. Circle, das Coinbase zu seinen großen Investoren zählt, sieht sich derzeit im Vorteil, weil es seinen Weg in den europäischen Markt über eine Lizenz suchte, während Tether unter den Regeln der MiCA hinausgedrängt wurde.
„Ihre eigentliche Absicht lautet: Kill Tether“
Bei Tether sieht man sich – natürlich ungerechtfertigt – ins Fadenkreuz geraten. „USDT ist das erfolgreichste Werkzeug für die Hegemonie des US-Dollars und die Verbreitung in Schwellenländern“, schrieb CEO Paolo Ardoino auf X. „Jeden Tag sind unsere Teams und Portfoliounternehmen mit ihren Stiefeln auf dem Boden in unzähligen Gebieten in Entwicklungsländern, um Gemeinschaften zu helfen und die Nutzung, das Vertrauen und die Bildung in USDT und durch Reflexion in die US-Wirtschaft zu erhöhen.“
USDT habe mehr als 400 Millionen User und wachse mit 35 Millionen Wallets pro Quartal, wobei der Schwerpunkt auf Entwicklungsländern liege und dort US-Dollar gestärkt werde. Tether hält mehr als 115 Milliarden Dollar in US-Staatsanleihen zur Deckung von USDT und ist damit der 18. größte Inhaber, vergleichbar mit Nationen wie Südkorea, Mexiko und Deutschland.
„Während das Geschäftsmodell unserer Konkurrenten darin bestehen sollte, ein besseres Produkt und ein noch größeres Vertriebsnetz aufzubauen, lautet ihre eigentliche Absicht ‚Kill Tether““, sagte Ardoino, ohne eine bestimmte Firma zu nennen. „Jedes einzelne geschäftliche oder politische Treffen, das sie haben, gipfelt in dieser Absicht“. Bekannt ist, dass Circle im Wahlkampf den US-Präsidenten Donald Trump finanziell unterstützte.
Dass es künftig schwieriger wird, das ursprüngliche Geschäftsmodell weiter zu verfolgen, ist den Tether-Verantwortlichen schon länger klar. So startete man vor geraumer Zeit Anstrengungen, das Geschäftsmodell in Bereiche wie Energie, EduTech oder Investments zu diversifizieren.