Warum Finanzriesen wie Mastercard, Visa und PayPal auf Stablecoins setzen
Roman Przibylla ist Head Investments bei Maverix Securities (ehemals CAT Financial Products), einem der führenden Schweizer Wertpapierhäuser. In diesem Gastbeitrag beschäftigt er sich damit, warum Mastercard, Visa und PayPal so stark auf Stablecoins setzen.
Die Payment-Branche befindet sich in einem beispiellosen Wandel. Mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 12 Prozent pro Jahr steuert der Markt bis Ende des Jahrzehnts auf einen Wert von über 4 Billionen US-Dollar zu. Angetrieben durch Digitalisierung, global verändertes Konsumentenverhalten und eine zunehmende Vernetzung, drängen Blockchain-Technologien in den Markt und stellen traditionelle Zahlungsanbieter vor neue Herausforderungen. Doch statt Konkurrenzdenken entwickeln sich Synergien, die die Branche transformieren.
Tradition trifft auf Innovation: Der neue Zahlungsverkehr
Die Blockchain-Technologie hat sich zu einem Gamechanger im Zahlungsverkehr entwickelt. Sie ermöglicht schnelle, sichere und kostengünstige Transaktionen, die unabhängig von zentralen Intermediären abgewickelt werden können. Kryptowährungen bieten eine Transparenz und Sicherheit, die traditionelle Systeme oft nicht erreichen können. Besonders im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr eröffnen sie enorme Einsparpotenziale. Laut einer Studie von Ripple könnten die Kosten internationaler Transaktionen durch Blockchain-Lösungen um bis zu 40 Prozent gesenkt werden, während die Abwicklungsgeschwindigkeit deutlich steigt.
Mastercard und Visa: Blockchain als Katalysator
Etablierte Zahlungsdienstleister wie Mastercard und Visa haben das Potenzial der Blockchain erkannt und intensivieren ihre Bemühungen, diese Technologie zu integrieren. So hat Visa Abwicklungen über die Ethereum- und Solana-Blockchain getestet, um grenzüberschreitende Zahlungen effizienter zu gestalten. Mastercard hat hingegen ein CBDC-Pilotprojekt gestartet, das auf der Ethereum-Blockchain basiert. Ziel ist es, Zentralbanken bei der Einführung digitaler Währungen zu unterstützen und gleichzeitig Verbindungen zu Blockchain-Projekten wie Ripple und Chainlink zu schaffen.
Erfolgreiche Partnerschaften: Ein Ökosystem entsteht
Die Zusammenarbeit zwischen traditionellen Zahlungsdienstleistern und Blockchain-Unternehmen zeigt, wie fruchtbar Partnerschaften sein können. Visa arbeitet mittlerweile mit über 65 Krypto-Wallet-Partnern zusammen, darunter namhafte Akteure wie Coinbase und Binance. Diese Partnerschaften ermöglichen Verbrauchern, Kryptowährungen nahtlos in Fiat-Währungen umzuwandeln und weltweit für Einkäufe zu verwenden.
Auch Mastercard hat sein Engagement im Krypto-Bereich verstärkt. Gemeinsam mit Bakkt bietet das Unternehmen Krypto-Dienstleistungen für Banken und Händler an. Zudem hat Mastercard das Multi-Token Network (MTN) entwickelt, das es ermöglicht, verschiedene Token-basierte Transaktionen sicher und skalierbar abzuwickeln.
PayPal als weiterer Vorreiter
Ein weiterer bedeutender Akteur in der Payment-Branche ist PayPal, das zunehmend in den Krypto-Markt vordringt. Im Jahr 2020 führte das Unternehmen die Möglichkeit ein, Kryptowährungen zu kaufen, zu verkaufen und zu halten. Seitdem hat es sein Angebot kontinuierlich erweitert. Mit dem Start von „PayPal USD“, einem eigenen Stablecoin, demonstriert das Unternehmen sein Engagement für Blockchain-basierte Lösungen. Der Stablecoin ermöglicht nicht nur schnelle Transaktionen, sondern bietet auch eine Brücke zwischen traditionellen Fiat-Währungen und der Krypto-Welt.
Darüber hinaus arbeitet PayPal eng mit Blockchain-Netzwerken wie Ethereum und Solana zusammen, um seine Infrastruktur zu modernisieren. Diese Partnerschaften ermöglichen es dem Unternehmen, eine breite Palette von Dienstleistungen anzubieten, die von sofortigen Peer-to-Peer-Transaktionen bis hin zu grenzüberschreitenden Überweisungen reichen. PayPal plant zudem, seine Stablecoin-Lösung in weitere Länder auszuweiten und somit den Zugang zu digitalen Währungen weltweit zu fördern.
Zahlungsverkehr der Zukunft
Stablecoins wie USDT, USDC und der neue PayPal USD spielen eine immer wichtigere Rolle im Zahlungsverkehr. Sie kombinieren die Vorteile von Kryptowährungen – schnelle Transaktionen und niedrige Kosten – mit der Stabilität traditioneller Währungen. Diese Entwicklung schafft eine Brücke zwischen der alten und der neuen Welt der Zahlungen.
Visa und Mastercard haben ebenfalls ihre Stablecoin-Strategien erweitert. Visa hat kürzlich die Integration von USDC für Abwicklungen angekündigt, während Mastercard Partnerschaften mit Stablecoin-Emittenten eingeht, um die Akzeptanz dieser digitalen Vermögenswerte zu fördern. Durch diese Massnahmen wird eine Infrastruktur geschaffen, die sowohl für Konsumenten als auch für Unternehmen Vorteile bietet.
Zahlen, die den Wandel belegen
Studien zeigen, dass die Payment-Branche vor einem gewaltigen Umbruch steht. Laut Capgemini wird das bargeldlose Transaktionsvolumen bis 2025 jährlich um 18,6 Prozent wachsen. Die Boston Consulting Group prognostiziert, dass Konto-zu-Konto-Zahlungen (A2A) bis 2030 weltweit einen Marktanteil von 30 Prozent erreichen werden. Gleichzeitig wird erwartet, dass bis 2026 etwa 25 Prozent aller globalen Transaktionen auf Blockchain-Technologien basieren.
Trotz des Wachstums birgt die Integration von Blockchain-Technologien auch Herausforderungen. Regulierungen wie die EU-Verordnung über Märkte für Krypto-Assets (MiCA) schaffen zwar einen klaren Rechtsrahmen, stellen Unternehmen jedoch vor die Aufgabe, sich an neue Standards anzupassen. Darüber hinaus erfordern die technologischen Anforderungen erhebliche Investitionen, um bestehende Infrastrukturen zu modernisieren und die Sicherheit zu erhöhen.
Die Payment-Branche entwickelt sich rasant weiter und wird in den kommenden Jahren durch die Integration von Blockchain-Technologien entscheidend geprägt. Investoren, die frühzeitig auf diesen Wandel setzen, können langfristig von den immensen Wachstumschancen profitieren. Die Zusammenarbeit zwischen traditionellen und innovativen Akteuren wird dabei eine Schlüsselrolle spielen.
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