Gastbeitrag

Stablecoins, Staatsanleihen, dApps: Die wichtigsten Krypto-Trends für 2025

Tether-Münze. © DrawKit Illustrations
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Ed Prinz fungiert als Vorsitzender von DLT Austria, der renommiertesten gemeinnützigen Organisation in Österreich, die auf Blockchain-Technologie spezialisiert ist. In seinen Gastbeiträgen beschäftigt er sich mit den führenden Krypto-Assets und ihrer Rolle in der Finanzwelt.

Wird das Jahr 2025 die nächste große Veränderung in der Krypto-Welt bringen? Neue Technologien, wachsendes Vertrauen in Blockchain-Systeme und bahnbrechende Anwendungen könnten die Finanzwelt und darüber hinaus revolutionieren – von Stablecoins bis hin zu tokenisierten Vermögenswerten. Ein Jahr voller Potenziale steht bevor.

Stablecoins 2025 – Jetzt wirklich der Durchbruch für kostengünstige globale Zahlungen?

Stablecoins haben sich in den vergangenen Jahren als kostengünstigste Methode etabliert, einen digitalen Dollar global zu transferieren. Sie ermöglichen blitzschnelle Zahlungen ohne Zwischenhändler, Mindestguthaben oder geschlossene Software-Entwicklungskits, was insbesondere Unternehmern eine flexible Basis für innovative Zahlungsprodukte bietet. Im Jahr 2025 könnte sich dieser Trend deutlich intensivieren.

Trotz der wachsenden Akzeptanz im Peer-to-Peer-Bereich scheuen sich viele große Unternehmen noch immer davor, Stablecoins in ihre Zahlungsströme zu integrieren. Dabei könnten solche Unternehmen mit einem Wechsel von herkömmlichen Kartenzahlungen auf Stablecoin-basierte Systeme erhebliche Einsparungen erzielen. In den USA etwa belaufen sich die Kreditkartengebühren im Einzelhandel auf über 100 Milliarden Dollar pro Jahr, was rund 2–3 % des Gesamtumsatzes entspricht. Diese Kosten belasten vor allem Unternehmen mit niedrigen Margen: Lokale Cafés oder kleine Restaurants, die für jedes verkaufte Getränk oder Stück Kuchen etwa 30 Cent an Gebühren abführen, verlieren dabei beträchtliche Teile ihres Gewinns.

Auch in Europa bestehen ähnliche Herausforderungen, wenn auch in anderer Form. Die Europäischen Union hat mit der Interchange Fee Regulation (IFR) zwar Obergrenzen für Interbankenentgelte eingeführt, um die Kosten für Einzelhändler zu senken (0,2 % für Debitkarten- und 0,3 % für Kreditkartentransaktionen). Dennoch summieren sich die Gebühren aufgrund der hohen Transaktionsvolumina auf Milliardenbeträge jährlich.

Allein im Euroraum werden Kartenzahlungen in einem Umfang von mehreren Billionen Euro jährlich getätigt, sodass selbst geregelte Obergrenzen zu erheblichen Gesamtgebühren führen. Diese Belastungen treffen besonders Branchen mit vielen Kleinsttransaktionen oder ohnehin knappen Margen. Vor diesem Hintergrund könnte eine zunehmende Integration von Stablecoins – mit günstigeren, direkteren Zahlungswegen und weniger Zwischenstufen – einen Anreiz für Unternehmen schaffen, ihre bisherigen Zahlungsprozesse zu überdenken.

Für kleine und mittelständische Unternehmen mit starkem Markenprofil und treuer Kundschaft – wie Cafés, lokale Geschäfte oder Bäckereien – könnten Stablecoins eine Lösung für diese Herausforderungen bieten. Es ist zu erwarten, dass sich diese Unternehmen als erste von herkömmlichen Kreditkartenlösungen abwenden und Stablecoins als bevorzugte Zahlungsmethode nutzen. Zudem könnten größere Unternehmen beginnen, die direkte Einsparung dieser 2–3 % als Gewinnmarge in Betracht zu ziehen, was eine Revolution in der Kostenstruktur auslösen könnte.

Staatsanleihen auf der Blockchain – Ein Paradigmenwechsel im Finanzsystem

Staatsanleihen auf Blockchain-Basis könnten im Jahr 2025 eine neue, digitale Form von Wertpapieren etablieren, die Zinsen abwerfen, ohne dass dafür die mit zentralbankgestützten Digitalwährungen (CBDCs) verbundenen Überwachungsmechanismen notwendig wären. Anders als etwa eine Bitcoin-Reserve, bei der ein Unternehmen, eine Privatperson oder gar ein Staat einfach nur Bitcoin aufbewahrt, handelt es sich bei Staatsanleihen um staatlich garantierte Schuldscheine. Das bedeutet, ein Land leiht sich Geld von Anlegern und verpflichtet sich, über einen festgelegten Zeitraum Zinsen zu zahlen und am Ende den ursprünglichen Betrag zurückzuerstatten. Bei einer Bitcoin-Reserve gibt es keinen solchen staatlichen Rückzahlungsanspruch, da Bitcoin nicht von einer Regierung ausgegeben oder abgesichert wird.

Tokenisierte Staatsanleihen übertragen diese staatliche Verpflichtung in ein digitales Format auf einer Blockchain. Dies bietet den Vorteil, dass sich der Handel damit deutlich effizienter, transparenter und möglicherweise kostengünstiger gestalten lässt, als dies auf traditionellen Finanzmärkten der Fall ist. Zudem lassen sich diese digitalen Anleihen im dezentralen Finanzökosystem (DeFi) als Sicherheit für Kredite oder Derivate einsetzen, was ihren Nutzwert über klassische Anleihen hinaus erweitert.

Weltweit werden derzeit die Einsatzmöglichkeiten von Blockchain im Staatsanleihenhandel erprobt. In Großbritannien testet man in regulierten Umgebungen bereits digitale Wertpapiere, um rechtliche und technische Fragen frühzeitig zu klären. In den USA wiederum, wo 2023 Staatsanleihen im Wert von über 23 Billionen US-Dollar im Umlauf waren, könnten schon geringe Effizienzgewinne durch automatisierte und transparentere Prozesse große Kostenersparnisse mit sich bringen. Auch in der Europäischen Union ist das Potenzial erheblich. Zwar sind hier die Anleihemärkte vielfältiger, da zahlreiche Länder eigene Papiere herausgeben, doch der Gesamtumfang lag Ende 2022 im Euroraum bereits zwischen 11 und 12 Billionen Euro. Sollte es gelingen, erste Pilotprojekte mit Blockchain-basierten Staatsanleihen umzusetzen, könnte dies langfristig die Handelsstrukturen vereinfachen, Risiken reduzieren und insgesamt für mehr Effizienz und Transparenz im europäischen Finanzsystem sorgen.

Standardisierung als Schlüssel zur Effizienz in der Blockchain-Infrastruktur

In den zurückliegenden Jahren wurde die Blockchain-Entwicklung häufig von Insellösungen bestimmt: Unzählige neuartige Konsensmechanismen, Validierungsprotokolle und Programmiersprachen führten zu spezialisierten, aber untereinander nur schwer kompatiblen Systemen. Diese Zersplitterung erschwerte nicht nur den Wissensaufbau in der Branche, sondern verlängerte vor allem die Entwicklungszeiten, bis eine neue Anwendung marktreif war.

Im Jahr 2025 dürfte sich dieses Bild deutlich wandeln. Statt immer wieder neue Plattformen von Grund auf zu erfinden, werden Entwickler verstärkt auf etablierte und verlässliche Infrastrukturkomponenten zurückgreifen. So ist es beispielsweise für ein junges Start-up in den USA naheliegender, ein bestehendes Netzwerk wie Ethereum oder Solana zu nutzen, als selbst einen völlig neuen Standard einzuführen. Ähnlich verhält es sich in Europa: Dort könnte die stärkere Orientierung an erprobten Technologiestandards aus dem Ethereum-Ökosystem oder an Protokollen, die von europäischen Forschungsprojekten und Konsortien weiterentwickelt werden, dazu beitragen, Innovationen schneller voranzubringen.

Durch diese Hinwendung zu Bewährtem sparen Entwickler Zeit und Ressourcen und können sich stattdessen auf die eigentlichen Anwendungen konzentrieren. Ob es um Zahlungsabwicklungen, digitale Identitätslösungen oder tokenisierte Wertpapiere geht – die technische Basis steht bereit, ohne erst mühsam von Null an neu entwickelt werden zu müssen. Dadurch verlagert sich der Fokus von der Technologie auf den konkreten Nutzen für den Endanwender.

Während in den USA große Technologieunternehmen und Finanzinstitute bereits heute stark auf interoperable Standards setzen, werden auch in Europa zunehmend Richtlinien und Rahmenwerke geschaffen, um den Einsatz von Blockchain-Anwendungen zu vereinfachen. Auf diese Weise könnte das Jahr 2025 tatsächlich als Wendepunkt in die Geschichte eingehen, an dem die Branche ihre Fragmentierung überwindet und ihre Kräfte auf echte Wertschöpfung für Nutzer konzentriert.

Benutzerfreundlichkeit – Die Brücke zur Massenadoption

Die Blockchain-Technologie gilt vielen Menschen immer noch als kompliziert, weil sie mit Fachbegriffen und Konzepten wie „zkRollups“ oder „DeFi“ um sich wirft, die für Einsteiger schwer zu erfassen sind. Bis 2025 dürfte sich diese Situation ändern, da Unternehmen verstärkt darauf abzielen, die Nutzerfreundlichkeit in den Vordergrund zu stellen und die technischen Details weitgehend im Hintergrund verschwinden zu lassen. Nutzer sollen von den Vorteilen profitieren können, ohne erst ein Fachstudium für Kryptotechnologie absolvieren zu müssen.

Anstatt die interne Funktionsweise einer Blockchain oder einzelner Protokolle in den Mittelpunkt zu rücken, werden Produkte immer stärker auf intuitive Bedienkonzepte ausgerichtet sein. In den USA haben bereits erste Wallet-Anbieter begonnen, ihre Benutzeroberflächen so zu gestalten, dass sie an vertraute Apps aus dem Finanzbereich erinnern, während in Europa neue Digitalstrategien dazu beitragen, Standards für verbesserte Nutzererlebnisse zu setzen. Initiativen, die aus Programmen zur Digitalisierung in Deutschland oder den skandinavischen Ländern hervorgehen, zeigen, wie klar strukturierte Oberflächen und einfach zugängliche Services das Interesse am Web3-Ökosystem steigern können.

Dies könnte über All-in-One-Lösungen geschehen, die ähnliche Komfortfunktionen bieten wie bekannte Anwendungen aus dem E-Commerce oder Online-Banking. So ließen sich zum Beispiel direkt in einer App Token verwalten, Versicherungen abschließen oder Darlehen aufnehmen, ohne jemals tief in die technischen Feinheiten der Blockchain eintauchen zu müssen. Dies erlaubt es Nutzern aus Paris, Berlin oder New York, problemlos an der Blockchain-Welt teilzunehmen, ohne sich von komplizierter Terminologie abschrecken zu lassen. Die Technologie läuft dabei im Hintergrund – wie bei E-Mail-Protokollen oder Streaming-Plattformen – und die Anwender fokussieren sich auf den eigentlichen Nutzen: schnelle, sichere und globale Interaktionen.

Das App-Ökosystem der Zukunft

Der Zugang zu Blockchain-basierten Anwendungen war lange durch zentrale Plattformen wie den Apple App Store oder Google Play begrenzt. Diese digitalen „Gatekeeper“ bestimmten, welche Apps für Nutzer überhaupt erreichbar waren, und schränkten damit die Verbreitung innovativer Anwendungen ein. Doch 2025 könnte sich ein Wandel abzeichnen: Neue, dezentrale App-Stores gewinnen an Bedeutung und machen es Entwicklern leichter, ihre Produkte einem weltweiten Publikum direkt zur Verfügung zu stellen.

Beispiele hierfür sind der DappStore von Solana oder die World App von Worldcoin, die bereits heute alternative Vertriebswege für dezentrale Anwendungen aufzeigen. Auch in den USA entstehen erste Krypto-freundliche Plattformen, auf denen Entwickler ihre dApps direkt platzieren können, ohne von etablierten Technologiekonzernen abhängig zu sein. In Europa wiederum wirkt sich die Digital Markets Act (DMA)-Gesetzgebung der EU positiv auf das Wettbewerbsumfeld aus: Großunternehmen müssen ihre Systemumgebungen stärker öffnen, was Raum für neuartige, blockchainbasierte App-Märkte schafft. Solche regulatorischen Impulse können dazu führen, dass europäische Unternehmen – ob in Berlin, Zürich oder Paris – eigene Krypto-Marktplätze etablieren, um eine breitere Nutzerschaft zu erreichen und Innovationen voranzutreiben.

Neben der Software-Ebene spielt auch Hardware eine wachsende Rolle. Spezielle Blockchain-Smartphones oder biometrische Scanner für die Identitätsprüfung machen es Anwendern leichter, dezentralisierte Anwendungen sicher und unkompliziert zu nutzen. Dadurch können Nutzer etwa aus den USA, Deutschland oder Frankreich künftig problemlos auf ein vielfältiges Angebot an Web3-Apps zugreifen, ohne von einzelnen App-Stores abhängig zu sein. Diese neuen Ökosysteme fördern nicht nur die Innovation, sondern sichern auch eine größere Vielfalt, die letztlich allen Marktteilnehmern zugutekommt.

Tokenisierung als Motor für neue Wirtschaftsmodelle?

Die Tokenisierung von Vermögenswerten verspricht, bislang unerschlossene Märkte und Werte zu aktivieren. Dies könnte von klassischen Finanzinstrumenten wie Immobilien oder Kunstwerken bis hin zu neuartigen, digitalen Konzepten wie tokenisierten biometrischen Daten reichen. Bereits heute gibt es Beispiele, die erahnen lassen, wie sich dieser Trend in den kommenden Jahren entwickeln könnte. In den USA etwa experimentieren Start-ups mit der Tokenisierung von Immobilien, um Teileigentum an Gebäuden über die Blockchain zu ermöglichen. Anleger können so bereits mit kleineren Beträgen in Objekte investieren, die zuvor nur Großanlegern offen standen. In Europa haben erste staatliche Institutionen und etablierte Finanzakteure Pionierarbeit geleistet: So hat die Europäische Investitionsbank bereits 2021 eine digitale Anleihe auf Basis der Blockchain-Technologie emittiert. Auch in der Schweiz arbeiten Finanzdienstleister an Lösungen für die Tokenisierung von Wertpapieren und nutzen dabei den flexiblen und innovationsfreundlichen Rechtsrahmen des Landes.

Die Grundlagen für diesen Wandel sind gelegt, und 2025 könnten erste standardisierte Modelle entstehen, bei denen Individuen sogar ihre persönlichen Daten – etwa im medizinischen oder biometrischen Bereich – über Smart Contracts zur Verfügung stellen. Sie würden dadurch zusätzliche Einnahmen generieren und mehr Kontrolle über ihre eigene Datenökonomie erhalten. Diese Entwicklungen gehen weit über rein finanzielle Anreize hinaus und verändern die Art und Weise, wie Werte in der globalen Wirtschaft betrachtet und genutzt werden. Ähnlich wie das Fracking einst bislang unzugängliche Ressourcen erschloss, könnte die Tokenisierung im digitalen Zeitalter bisher brachliegende Potenziale freisetzen.

Von passiven zu aktiven Nutzern – Die nächste Welle der Krypto-Adoption

Obwohl weltweit über 617 Millionen Menschen Kryptowährungen besitzen, nutzen nur etwa 5–10 % diese aktiv. 2025 könnte der Übergang von passiven Besitzern zu aktiven Nutzern gelingen. Durch verbesserte Infrastruktur, sinkende Transaktionskosten und benutzerfreundlichere Anwendungen könnten mehr Menschen die Vorteile der Blockchain-Technologie direkt erleben.

Neue Anwendungen in den Bereichen Stablecoins, DeFi, NFTs, Gaming und DAOs werden dazu beitragen, bestehende Nutzer zu aktivieren und neue Zielgruppen zu gewinnen. Diese Entwicklungen könnten nicht nur die Krypto-Adoption vorantreiben, sondern auch den Weg für innovative Geschäftsmodelle ebnen, die die Blockchain-Technologie voll ausschöpfen.

Fazit

Das Jahr 2025 verspricht, ein entscheidendes Jahr für die Weiterentwicklung und Integration der Blockchain-Technologie zu werden. Von Stablecoins über Staatsanleihen bis hin zu massenmarkttauglichen Apps – die Branche steht vor einem Paradigmenwechsel, der sowohl Wirtschaft als auch Gesellschaft nachhaltig prägen könnte.

Disclaimer: Dies ist meine persönliche Meinung und keine Finanzberatung. Aus diesem Grund kann ich keine Gewähr für die Richtigkeit der Informationen in diesem Artikel übernehmen. Wenn du unsicher bist, solltest du dich an einen qualifizierten Berater wenden, dem du vertraust. In diesem Artikel werden keine Garantien oder Versprechungen bezüglich Gewinnen gegeben. Alle Aussagen in diesem und anderen Artikeln entsprechen meiner persönlichen Meinung.

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