Stablecoins und die wachsende Angst vor ihnen
Vor drei Jahren noch, da spielten Stablecoins in der Welt der Kryptowährungen noch eine untergeordnete Rolle. Doch als der große Bitcoin-Hype über den Globus rollte, kamen immer mehr Menschen, darunter viele Millennials, auf den Geschmack und wollten auch am Kuchen mitnaschen. Die großen Exchanges begrüßten immer mehr Nutzer, die ihr Erspartes in Bitcoin und Co. investieren wollten. Und weil der Wechsel zwischen Fiatgeld und Kryptos mühsam und teuer ist, etablierte sich eine neue Sorte von Token: Stablecoins.
Stablecoins, allen voran Tether (USDT) haben 2020 einen unglaublichen Aufstieg erlebt. Eigentlich hätte man glauben können, dass das Thema vorläufig erledigt ist, weil selbst Facebook mit seinem Libra-Projekte 2019 gehörig ins Stottern geriet und den Stablecoin 2020 nicht an den Start bringen konnte. Ende 2019 sprachen sich EU-Staaten gar für ein Verbot von Stablecoins aus (Trending Topics berichtete), weil man eine Unterwanderung des Euro durch eine Initiative von großen privaten US-Unternehmen fürchtete.
Das ausgebremste Libra-Projekt gab 2020 den Weg für einen anderen Stablecoin frei: Tether (USDT). Dessen Marktkapitalisierung ist dieses Jahr von 4,1 auf 15,4 Milliarden US-Dollar gewachsen – und das, obwohl es erhebliche Zweifel daran gibt, dass die USDT-Token durch die gleiche Menge an echten Dollars gedeckt ist. Der Popularität von Tether tut das keinen Abbruch. Weiterhin setzen Krypto-Trader auf den Token (er basiert auf der Ethereum- bzw. der TRON-Blockchain), um von ihm ausgehend in andere Kryptowährungen wie Bitcoin, Ether und Co zu inverstieren.
Eine Analyse von CoinMetrics zeigt sehr gut, wie stark das Wachstum der Stablecoins 2020 ist. Mit März, also dem Beginn der Corona-Krise in Europa und den USA, fangen die Market Caps plötzlich stark zu wachsen an. USDT macht etwa 80 Prozent des Marktes aus, aber auch andere Stablecoins verzeichnen ordentliche Zuwächse. Der USD Coin (USDC), hinter dem Circle und Coinbase stehen, ist der zweit größte Stablecoin am Markt und hat mittlerweile eine Marktkapitalisierung von etwa 2,6 Milliarden Dollar.
Doch der Boom der Stablecoins hat auch die Regulierungsbehörden und die Politik aufmerksam gemacht. Mit MiCA plant die EU-Kommission ab 2022 neue Regeln für Kryptowährungen in der Europäischen Union – und Stablecoins stehen da im Zentrum des Interesses. Zwar soll es kein generelles Verbot (wie öfters kolportiert) geben, jedoch werden sich die Anbieter strengen Auflagen und Kontrollen unterwerfen müssen, wenn sie Stablecoins weiter in der EU anbieten möchten.
„Weil einige Stablecloins das Potenzial haben, breit akzeptiert zu werden, brauche es Finanzstabilität und eine geordnete Geldpolitik, um auf sich daraus ergebende Risiken reagieren zu können“, heißt es seitens der EU-Kommission (Trending Topics berichtete). Die aktuellen Pläne sehen vor, dass Unternehmen mit Stablecoins eine Zulassung der Europäischen Bankaufsicht (EBA) benötigen, wenn sie bestimmte Grenzwerte überschreiten – unter anderem auch, wenn die Marktkapitalisierung über 2 Milliarden Dollar steigt (Trending Topics berichtete).