Hardware

Stabylizr: Wiener Start-up baut Stabilisator für Action-Kamera GoPro, damit Videos nicht ruckeln

Gründer Wolfgang Fallmann filmt seine Mitgründerin Miriam Boubachta. © Stabylizr
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Eine Start-up-Geschichte, die mit einem Klodeckel beginnt, muss erzählt werden. Als der heute 33-jährige Maschinenbauer Wolfgang Fallmann 2014 Material für seinen ersten Prototypen eines Kamerastabilisators für die Action-Cam GoPro suchte, wurde er im Baumarkt in der Sanitärabteilung fündig. Denn in manchen Klodeckeln sind Rotationsdämpfer verbaut, damit der Deckel langsam zuklappt und nicht auf die Klobrille knallt. Aus einer dieser Dämpfungen, einem Fahrradgriff, einer Blumentopfhalterung und den Kugellagern seiner Inline-Skates bastelte er anschließend den ersten Prototypen seines heutigen Projekts Stabylizr – seiner Meinung nach die „kleinste Steadycam für Action-Kameras“ (den ersten Prototypen versenkte er dann später beim Wakeboarden, Anm.).

Wolfgang Fallmann und Miriam Boubachta. © Stabylizr

14 Prototypen und eine Kündigung später (Fallmann hängte im Sommer 2014 seinen Job an den Nagel, um sich voll auf voll auf sein Projekt fokussieren zu können) kann der gebürtige Tiroler, der in Kärnten aufwuchs und dann zum Studieren nach Wien kam, ein funktionierendes Gerät vorzeigen – und zwar eines, dessen Bauteile aus dem 3D-Drucker stammen. Stabylizr ist für GoPro-Kameras gedacht und sorgt bei Aufnahmen dafür, dass das Bild nicht mehr ruckelt – immerhin werden GoPros häufig dort eingesetzt, wo die Kamera schnellen Bewegungen und Stößen ausgesetzt ist, etwa im Sportbereich. In diesem Video sieht man einen Vergleich mit und ohne dem Kamerastabilisator:

https://www.youtube.com/watch?v=3gtDLOJrcO4

Fallmann hat aber nicht nur einen funktionierenden Prototypen, sondern weitere wichtige Meilensteine für sein Start-up geschafft: In Miriam Boubachta hat er eine Mitgründerin gefunden, die sich unter anderem ums Social-Media-Marketing kümmert; er hat Stabylizr im September zum Patent beantragt; und er hat im Frequentis Gründerzentrum günstige Büroräumlichkeiten und Nähe zu anderen Hardware-Start-ups gefunden. Investoren oder Business Angels hat Stabylizr noch keine, bis dato hat Fallmann alles aus eigener Tasche finanziert. „Ich probiere es einfach, was soll schon passieren“, so Fallmann.

Crowdfunding-Kampagne ab Februar

Der nächste logische Schritt für das Hardware-Start-up ist eine Kickstarter-Kampagne, die im Februar 2016 starten soll. Dann sucht das Start-up genug Geld, um die erste Produktlinie bei einer auf Spritzguss spezialisierten Firma in Wien in Auftrag geben zu können. Willige Unterstützer werden sich dann einen Stabylizr um etwa 150 Euro vorbestellen können. Fallmann will mit seinem Produkt vor allem jene ansprechen, die mit ihrer GoPro professionellere Videos drehen möchten, die eben ruckelfrei sind. Einsatz gefunden hat das Gerät bereits, und zwar bei Dreharbeiten zu dem Film „Hotel Sacher“ in Wien (Co-Produktion von ORF, arte und Geyrhalter Film). Dort fungierte Stabylizr als günstiger Ersatz für eine herkömmliche Steadycam.

© Stabylizr

Von anderen Kamerastabilisatoren unterscheidet sich Stabylizr durch die rein mechanische Funktionsweise – es sind weder elektronische Bauteile noch Software noch Akku notwendig. So könne man auch günstiger sein als die Konkurrenz, so Fallmann. Abhängig ist man in jedem Fall von der US-Firma GoPro, für deren Kameras man das Zubehör macht. Diese verkauft viele Millionen Geräte pro Jahr – wenn Stabylizr auch nur wenige Prozent dieser Kunden vom Produkt überzeugt, ist man im Geschäft.

Dass man bei schnellem Erfolg auch Gefahr läuft, von chinesischen Firmen kopiert und im Preis unterboten zu werden, weiß Fallmann. Seine Strategie: Er will in schnellem Rhythmus immer wieder neue Zubehörprodukte für GoPros (und vielleicht auch einmal andere Kameras) nachliefern, um den Copycats einen Schritt voraus zu bleiben. Ideen dafür hat er schon – etwa eine Version seines Stabilisators, den man sich auf die Brust schnallen kann.

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