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Stadt-Wien-CIO Huemer: „In Wien gibt es für Digitalisierung die höchste politische Unterstützung“

Ulrike Huemer ist CIO der Stadt Wien. © Bohmann/PID
Ulrike Huemer ist CIO der Stadt Wien. © Bohmann/PID
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Zu Gast im Trending Topics Podcast: Ulrike Huemer, CIO der Stadt Wien. Sie spricht mit Podcast-Host Martin Giesswein über die digitalen Agenden der Stadt Wien.

Startups, Innovatoren, Neudenker: Im Trending-Topics-Podcast sprechen wir mit herausragenden Persönlichkeiten über ihre Unternehmen und Challenges. Eine Couch, ein Mic, ein Thema – wir blicken mit Experten hinter Kulissen. Von und mit den beiden Hosts Martin Giesswein und Max Lammer. Abonniere uns auf Spotify oder YouTube!

Martin Giesswein: Wie ist dein Werdegang?

Ulrike Huemer: Ich musste CIO erst lernen, ich bin ja ausgebildete Juristin. Ich habe in Linz Rechtswissenschaften studiert und war dann Uniassistentin für Staatsrecht und politische Wissenschaften. Ich habe dann in Wien im Finanzbereich gearbeitet und viel mit öffentlichen Budgets zu tun gehabt. Durch das Thema E-Government bin ich dann mit der Begeisterung für Digitalisierung und IT infiziert worden.

Arbeiten für die Stadt – welche Motivation steckt dahinter?

Öffentliche Verwaltungen haben den Ruf, dass alles sehr träge ist und wenig innovativ. Ich sehe das gar nicht so und schöpfe auch Kraft daraus, dass ich es als gesellschaftliche Aufgabe sehe. Ich sehe es als meine Aufgabe, den Wienerinnen und Wienern zur Verfügung zu stehen, indem wir gute Produkte machen. Aber es ist auch wichtig, insgesamt als Organisation effizienter zu werden. Ich habe zu Weihnachten das Buch von Michelle Obama gelesen und es hat mich sehr berührt, weil auch sie in einer Rechtanwaltskanzlei gearbeitet hat und sich dann bewusst für die Arbeit für die Stadt Chicago entschieden, wo sie viel weniger verdient hat. Sie hat auch gesagt, dass man extrem viel Energie daraus schöpft, für eine öffentliche Institution tätig zu sein.

Was hat sich denn in der Verwaltung und IT der Stadt in den letzten fünf Jahren getan?

In der Verwaltung hat sich ein großer Veränderungsprozess in Gang gesetzt. Es geht zum Beispiel um Transparenz – das ist bei uns das Projekt Open Government Data. Es geht aber auch darum, sich für die Zusammenarbeit mit Startups zu öffnen, mit Forschungseinrichtungen, mit Unternehmen. Natürlich ist auch die Verwaltung gefordert, wenn es darum geht, Prozesse zu optimieren. Jeder ist es von seinem Privatleben gewohnt, alles online machen zu können – da sind wir auch als öffentliche Verwaltung gefordert. Da sind wir auf einem sehr guten Weg.

Welche Rolle hat die Stadt im globalen Digitalisierungs-Ökosystem?

Eine der wesentlichsten Aufgaben der Stadt ist, auf die Menschen aufzupassen, dass sie in dieser digitalisierten Welt der Großkonzerne und Plattformen nicht zu Verlierern werden. Es geht um die Vermittlung von digitalen Kompetenzen und darum, aufzuklären bei Themen wie Fake News, Hass im Netz, Datenschutz. Das Kapital der großen Konzerne sind Daten – in dem Moment, in dem ich mich entschließe, auf diesen Plattformen aktiv zu sein, bezahle ich mit meiner Privatsphäre. Ich sehe es als unsere Aufgabe auch immer wieder darauf hinzuweisen. Der dritte Bereich in dem Zusammenhang ist letztendlich, dass wir gefordert sind, niemanden von Services auszuschließen. Wenn wir digitale Produkte zur Verfügung stellen, müssen wir darauf achten, dass es immer auch ein analoges Produkt gibt. Wir wollen, dass der Mensch im Mittelpunkt steht und Technologien nicht um ihrer selbst Willen eingesetzt werden.

Seit über fünf Jahren gibt es auch die Initiative DigitalCity.Wien – als Kooperation aus Wiener IT, Digitalwirtschaft und Verwaltung. Was steckt da dahinter?

Es geht uns dabei nicht darum, nur zu Reden, sondern um ganz konkrete Projekte. Der Ausgangspunkt war die berechtigte Kritik, dass es einen großen Fachkräftemangel gibt und auch damals zu wenig getan wurde. Daraus sind viele konkrete Projekte entstanden. Bei der Bildungsinitiative gehen Mitarbeiter aus Unternehmen an Schulen und halten Kurse. So entsteht etwas Gemeinsames. Auch Industry Meets Makers, wo Industriekonzerne mit Startups vernetzt werden – auch hier geht es darum, eine Plattform für Innovation zu schaffen. Das Besondere an DigitalCity.Wien ist also, dass es ganz konkrete Projekte gibt.

Für diese Vernetzung der Digitalszene gibt es mittlerweile auch eine Reihe an Events – es ist auch wichtig, sich an einen Tisch zu setzen. Wie siehst du diese Event-Szene, die sich bildet?

Ich glaube, dass diese Szene sehr wichtig ist und dass es einen großen Bedarf gibt. Wien tut es sehr gut, dass sich da so viel tut. Es zeigt auch, dass Wien das Ziel, Digitalisierungshauptstadt zu werden, berechtigt verfolgt. Die Digital Days zum Beispiel sind insofern etwas Besonderes, weil sie nicht kommerziell sind. Sie sind offen für alle Zielgruppen – auch für Kinder gibt es Angebote. Für Seniorinnen und Senioren haben wir seit letztem Jahr auch das Projekt Waalter, wo es um Assisted Living geht. Die Digital Days richten sich an alle, die das Thema Digitalisierung interessiert. Besonders ist auch, dass die Programmgestaltung ein großes Partizipationsprojekt ist. Jeder, der sich einbringen möchte, findet dort seinen Platz. Jeder, der eine Idee hat, kann im Programm berücksichtig werden. Wir sind sehr wirksam: letztes Jahr waren 4.000 Gäste auf den Digital Days.

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Jeder kann mitmachen – entsteht da nicht ein Chaos?

Es ist Chaos mit Struktur. Die großartige Organisation liegt bei der Smart-City-Agentur Urban Innovation – dort gibt es hochengagierte Kolleginnen und Kollegen, die versuchen dieses Chaos zu professionellen Events zu koordinieren. Sie sind auch Anlaufstelle für Menschen mit Ideen, Projekten oder Produkten. Urban Innovation war auch ein ganz wesentlicher Aspekt, dass wir in den Smart-City-Rankings so weit oben sind.

Wie sieht es mit der politischen Unterstützung dieses Themas aus?

Es gibt in Wien die höchste politische Unterstützung, die man sich wünschen kann. Das Ziel, dass Wien Digitalisierungshauptstadt werden soll, kommt vom Bürgermeister selbst. Er steht mit seinem ganzen Herzen dahinter. Es gibt auch einen Digitalisierungsstadtrat, der sich des Themas angenommen hat. Das Schöne ist, dass sich trotzdem jeder in der Stadtregierung mit dem Thema identifiziert. Es ist nicht nur ein technologisches Thema, sondern auch eines der Wirtschaft und der Gesellschaft. In diesem Spannungsfeld kann sich Europa auch von anderen Regionen absetzen: Wir brauchen mehr Projekte, in denen es um Menschen und die Gesellschaft geht.

Wer wird mit dem Hedy-Lamarr-Preis ausgezeichnet?

Es geht darum, exzellente Forscherinnen auszuzeichnen. Es ist ein Preis, der einmal im Jahr im Rahmen der Digital Days vergeben wird und der mit 10.000 Euro dotiert ist. Es gibt nach wie vor zu wenige Frauen, die in der Technik Forschung betreiben und diejenigen, die es gibt, werden viel zu wenig sichtbar gemacht. Mit dem Hedy-Lamarr-Preis versuchen wir, diese Anerkennung zu geben.

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Was sind deine drei Top-Learning aus deiner Zeit als CIO?

Das Wesentliche für mich war, dass Digitalisierung kein alleiniges Thema der Informatik ist. Es braucht die Verschränkung mit den Fachbereichen ganz stark. Ich sehe meine Rolle als Brückenbauerin zwischen IT und den Fachorganisationen. Das Zweite ist, dass man den Nutzen für die Menschen in den Mittelpunkt stellen muss. Wenn man Services baut, muss man die immer wieder mit der Bevölkerung testen. Es geht darum, Apps zu entwickeln, die gebraucht werden und die alle bedienen können. Das Dritte ist das Agieren im Netzwerk – raus aus den Silos, mit Forschungseinrichtungen, Startups und Unternehmen zusammenarbeiten.

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