Stadt Wien bringt offene Daten auf die Blockchain
„Die Anwendung von Blockchain-Lösungen in der Verwaltung scheint aufs erste paradox, weil sie die Behörde als Vermittler zwischen Staat und BürgerInnen in Frage stellt“, sagt Ulrike Huemer, CIO (Chief Information Officer) der Stadt Wien. Doch die Stadtverwaltung habe sich trotzdem dazu entschieden, Open Government Data auf einer Blockchain abzulegen. So sollen Bürger die Möglichkeit bekommen, diese Daten abzurufen und die Authentizität und Historie der Daten unabhängig von einer zwischengeschalteten Institution selbst einsehen und prüfen zu können.
Automatische Notarisierung von offiziellen Dokumenten
Dieser erste Blockchain-Pilot wird am 14. Dezember in den Produktivbetrieb gehen, präsentiert wird das Projekt im Rahmen einer Veranstaltung der Open Government Plattform Wien. „Wir sehen großes Potential, was die Vereinfachung verwaltungstechnischer Prozesse sowie die demokratische Interaktion betrifft“, sagt Huemer. Der Pilot wurde von der Magistratsabteilung 14 mit Unterstützung von EY (Ernst & Young) umgesetzt. Außerdem sollen weitere Blockchain-Anwendungen umgesetzt werden.
Wiens Stadtrat für Informations- und Kommunikationstechnologie, Andreas Mailath-Pokorny, sieht die Blockchain-Technologie als wichtig für die digitale Strategie der Stadt an und würde dabei helfen, das so genannte „Wiener Bekenntnis“ zu Transparenz, Offenheit und Beteiligung zu erfüllen. Das nun offizielle Dokumenten mit Hilfe von Blockchain einer automatische Notarisierung unterzogen werden, soll die behördliche Verwaltung technisch weiterbringen.
Apps aus offenen Daten
Wien gilt europaweit als Vorreiter in Sachen Open Government Data (OGD). Es gibt ein eigenes Portal unter https://open.wien.gv.at, wo Interessierte Daten verschiedenster Art abrufen können – etwa zu Kurzparkzonen, Haltestellen öffentlicher Verkehrsmittel oder Parkanlagen. Diese Daten wiederum können dazu genutzt werden, um Anwendungen wie Smartphone-Apps zu entwickeln. Bis dato wurden laut Stadt Wien rund 300 Datensätze offen gelegt, daraus wurden rund 200 Apps entwickelt.
Auf Bundesebene gibt es die Initiative Blockchain Austria (Trending Topics berichtete), die von Noch-Wirtschaftsminister Harald Mahrer initiiert wurde und kürzlich mit einem eigenen Summit an der WU Wien bedacht wurde. Als Drehstelle wurde an der Wirtschaftsuniversität ein eigenes Forschungsinstitut für Kryptoökonomie eingerichtet und mit 500.000 Euro gefördert.
Blockchain am Vormarsch
Blockchain ist jene Technologie, die im Zuge des Booms von Kryptowährungen wie Bitcoin weltweit Aufmerksamkeit bekam. Sie lässt sich aber auch zu anderen Zwecken als Krypto-Geld einsetzen. In Schweden etwa wurde das Grundbuchregister mit Blockchain modernisiert und soll dort ordentlich Kosten sparen. Auch im österreichischen Energiesektor wird Blockchain bereits testweise im Großhandel mit Strom bzw. für den Handel von Solarstrom durch Endkonsumenten eingesetzt. Hier gilt die Technologie als kosteneffizientes Transaktions-Tool, weil Zwischenhändler wie Banken, Notare oder Rechtsanwälte wegfallen (Trending Topics berichtete).