EduTech-Startup Areeka: „Wir bootstrappen und sind sehr stolz darauf“

Vor elf Jahren ist Arkadi Jeghiazaryan mit seiner Familie aus Armenien geflüchtet. Dass er aufgrund der Sprachbarriere in der Schule in Wien Schwierigkeiten hatte, hat ihn lange beschäftigt und schließlich auch zum Gründer gemacht. „Ich wollte die Welt verändern“, sagt Jeghiazaryan im Gespräch mit Trending Topics. Mit seinem Bruder gründete er vor zwei Jahren das Software-Unternehmen Amlogy. Die Idee: Inhalte aus Büchern über das Smartphone zu visualisieren und so die Sprachbarriere zu senken.
Amlogy ist auch jenes Jungunternehmen aus dem EduTech-Bereich, dass den Trending Topics-Lesern bei einem Online-Voting am besten gefiel. auf Platz 2 und 3 kamen übrigens goStudent und eSquirrel (mehr dazu hier).
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Areeka: Themenheft und AR-App
2017 versuchte das Jungunternehmen mit Schulbuchverlagen gemeinsame Sache zu machen, musste dann aber alleine starten. Zu der Augmeted-Reality-App Areeka brachte das kleine Team im September ein erstes Themenheft heraus. „Wir wollten den Markt testen und dachten, wir würden bis Jahresende vielleicht 30 Hefte verkaufen“, erinnert sich Jeghiazaryan, dem das Unternehmen alleine gehört. Nach zwei Monaten waren es bereits 200 Hefte.
Die ersten Schulbücher sind im Einsatz
Zu dem ersten Themenheft gesellten sich weitere – Ideen und Umsetzung kamen aus der Community, erzählt der Gründer. Im Jänner hatte Areeka schließlich auch die Verlage an der Angel. Es folgten Pilotprojekte mit dem Österreichischen Schulbuchverlag und dem Verlag Berger, und bei ikon erschienen zwei Mathebücher mit Areeka-Anbindung, die tatsächlich im Einsatz sind.

Wenn Mittelschüler ihr Smartphone darauf richten, werden Geometrie-Beispiele in 3D angezeigt und die Modelle können am Display bewegt und gedreht werden. In Zukunft wird die App auch Übungsbeispiele in den Mathebüchern zum Leben erwecken und Schülern sofort Feedback geben. Getestet hat Areeka das bereits in einem Themenheft zur Verkehrsbildung. Dort gibt es zum Beispiel über die App Quizzes, in denen etwa in einem Schilderwald ein Vorrangtaferl gefunden werden muss.
In den ersten Monaten hatte die Areeka-App etwa 1.000 Zugriffe pro Monat, mittlerweile sind es monatlich 30.000, freut sich Jeghiazaryan. Das Startup arbeitet mit ikon bereits an weiteren Schulbüchern für die Fächer Mathematik und Biologie. Bald ist auch ein Poster vom menschlichen Skelett fertig, das Schulklassen geschenkt bekommen. Über die Areeka-App können sich Schüler dann menschlichen Organe und ihren Funktionen in 3D nähern.
Immer mehr Tablet-Klassen
Dass Smartphones an Schulen ein heiß diskutiertes Thema sind, beschäftigt das Jungunternehmern kaum. „Es gibt mittlerweile viele Tablet-Klassen in Österreich und die sind immer auf der Suche nach geeigneten Inhalten für die Schul-Tablets“, erklärt der Amlogy-Chef. Grundsätzlich gebe es aber auch kein generelles Smartphone-Verbot im Unterricht. „Wir haben uns letztes Jahr bei Ministerien nachgefragt und die waren dem Thema gegenüber sehr positiv eingestellt“.
„Wollen Geld verdienen, bevor Investoren kommen“
Amlogy ist bisher komplett eigenfinanziert. „Wir bootstrappen und sind sehr stolz darauf“, sagt Jeghiazaryan. Der Breakeven sei derzeit noch nicht in Sicht, weil das Startup jeden Cent in das Team und die Weiterentwicklung der Produkte investiert. „Wir wollen zuerst eigenes Geld verdienen, bevor wir Investoren an Bold holen“, so der Gründer. Erste Gespräche habe es mittlerweile schon gegeben.