Einordnung

Startup-Dachfonds: aws und ÖBAG sind im Rennen

Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft Wolfgang Hattmannsdorfer. © cdrehwerk, Peter Mayr
Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft Wolfgang Hattmannsdorfer schließt nicht aus, dass der Dachfonds bei der ÖBAG angesiedelt wird, bejaht diese Möglichkeit jedoch auch nicht. © cdrehwerk, Peter Mayr
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AWS, ÖBAG oder OENB – wo der Dachfonds liegt, sehen wir, wenn das Licht angeht. Dass Österreich einen rot-weiß-roten Dachfonds bekommen soll, steht im Regierungsprogramm. Wo dieser jedoch angesiedelt wird, lässt der neue Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmansdorfer (ÖVP) offen. Eine Einordnung der Möglichkeiten.

Was wir bereits wissen

Der neue Chef der Österreichischen Nationalbank, Ex-Wirtschaftsminister Martin Kocher, sprach sich zuletzt 2024 beim Forum Alpbach in Tirol für den Dachfonds aus. Die Idee geistert seit Jahren durch das Startup-Ökosystem, und Gründer:innen sowie weitere Akteur:innen halten sie für vielversprechend. An der Umsetzung scheiterte es jedoch bisher – das soll sich nun ändern. Jetzt geht es um die Details zur Ansiedlung des von der Bundesregierung geplanten „Fund of Funds“.

Im Regierungsprogramm von Schwarz-Rot-Pink wird der Dachfonds als gemeinsame Anstrengung definiert, um mehr privates Kapital zu mobilisieren. Österreichische Unternehmen sollen „mittelbar leichter an Wachstumskapital kommen“. Geprüft werden Möglichkeiten, Stiftungskapital zu nutzen oder Public-Private-Funds für wesentliche Forschungs- und Transformationsthemen einzurichten.

Angestrebt wird eine aktive Einbindung des Europäischen Investitionsfonds sowie anderer öffentlicher Ankerinvestoren oder Garantien. Darüber hinaus plant die österreichische Regierung die Schaffung eines Venture- und Private-Equity-Hubs, der Fondsfilialen in Österreich etablieren soll – unterstützt durch die Austria Wirtschaftsservice GmbH (aws).

Soweit, so gut. Doch was bedeutet das konkret? Für die Hoheit über den Dachfonds kommen im Grunde lediglich zwei staatliche Organisationen infrage, die in der Förderung der Wirtschaft und Verwaltung von Beteiligungen tätig sind.

Option 1: Austria Wirtschaftsservice GmbH (aws)

Die 2002 gegründete aws ist die Förder- und Finanzierungsbank der Republik Österreich. Ihr obliegt die Abwicklung der unternehmensbezogenen Wirtschaftsförderungen des Bundes. Sie berichtet direkt an das kürzlich neu strukturierte Bundesministerium für Wirtschaft, Energie und Tourismus sowie an das ebenfalls neu zusammengesetzte Landwirtschaftsministerium unter Norbert Totschnig, das nun auch für Klima- und Umweltschutz zuständig ist.

Die aws gilt als Favorit, da sie über umfangreiche Erfahrung mit Finanzierungsinstrumenten verfügt und bereits erfolgreich die Gründungsfonds 1 und 2 verwaltet hat. Diese Fonds fokussieren auf Investitionen in Startups in der Früh- und Wachstumsphase. Ein wichtiger Punkt: Innerhalb der aws gibt es organisatorische Trennlinien zwischen Abteilungen, die Fördermittel verwalten, und solchen, die für Fonds wie den Gründungsfonds zuständig sind – damit sozusagen nichts vermischt wird.

Auch Ex-Minister Kocher hatte vorgeschlagen, den Dachfonds beim Austria Wirtschaftsservice (aws) anzusiedeln.

Option 2: Österreichische Beteiligungs AG (ÖBAG)

Die ÖBAG bezeichnet sich selbst als unabhängige Holding mit einem breit aufgestellten Portfolio. In ihrer Ursprungsform wurde sie 2015 als Österreichische Industrieholding Aktiengesellschaft (ÖIAG) gegründet. Heute liegt ihr Fokus auf dem aktiven Beteiligungsmanagement – sprich, sie verwaltet zehn Beteiligungen der Republik Österreich an börsennotierten Unternehmen, wie etwa OMV, Österreichische Post und Telekom Austria mit einem Gesamtwert von rund 29,85 Milliarden Euro (Stand: 31.12.2024).

Ihr gesetzlicher Auftrag lautet: Sicherung und Steigerung des Werts dieser Beteiligungen im Interesse des Wirtschafts- und Forschungsstandortes Österreich. Außerdem soll ihre Struktur die Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen gewährleisten. Genau wie die aws ist auch die ÖBAG im Wirtschaftsministerium angesiedelt.

In ihrer Struktur orientiert sich die ÖBAG an erfolgreichen internationalen Beispielen, wie aus den neuen OECD-Leitsätzen für Corporate Governance in staatseigenen Unternehmen hervorgeht. Diese Leitsätze finden auch in Vorreiterländern wie Dänemark Anwendung und könnten Vertrauen in das System schaffen.

Ziel der Leitsätze ist es, “den Staat als Eigentümer zu professionalisieren, sicherzustellen, dass staatseigene Unternehmen bei ihrer Geschäftstätigkeit ein ähnliches Niveau an Effizienz, Transparenz, Integrität und Rechenschaftspflicht aufweisen wie nach empfehlenswerter Praxis handelnde privatwirtschaftliche Unternehmen, zu gewährleisten, dass der Wettbewerb zwischen staatseigenen und privatwirtschaftlichen Unternehmen fairen Bedingungen unterliegt, und zur Nachhaltigkeit, Resilienz und langfristigen Wertschöpfung staatseigener Unternehmen beizutragen.“

Bei einem Pressegespräch am Donnerstag schloss der neue Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft, Wolfgang Hattmannsdorfer, nicht aus, dass der Dachfonds bei der ÖBAG angesiedelt werden könnte. „Formal bin ich noch nicht für die ÖBAG zuständig, sondern erst ab 1. April. Und dann werden wir uns das ganz genau anschauen“, sagte Hattmannsdorfer in Bezug auf den Dach-Fonds.

Keine Ansiedlung bei der OeNB

Eine Ansiedlung des Dachfonds bei der Österreichischen Nationalbank ist unwahrscheinlich. Ex-Minister Kocher erklärte im Trending Topics Podcast: „Die Nationalbank bringt in diesem Bereich die Expertise nicht mit, einen Fonds zu verwalten.“ Es gäbe auch international keine Beispiele, bei denen ein solcher Fonds bei einer Zentralbank angesiedelt wäre. Wolfgang Hattmannsdorfer äußerte sich nicht zu diesem Szenario. 

Fazit

Die ÖBAG könnte den Dachfonds mit Kapital versorgen, dank der staatlichen Beteiligungen, die sie verwaltet. Ihr Fokus liegt jedoch auf dem Management von Beteiligungen an großen, börsennotierten Unternehmen und deren Wertsteigerung – also auf etablierten, risikoärmeren Investments. Ein Dachfonds, der private Risikokapitalinvestitionen in junge Unternehmen fördern soll, braucht einen Akteur, der auf Frühphasenfinanzierung und Innovationsförderung spezialisiert ist – wie es eher bei der aws der Fall ist.

Je nachdem, wo der Dachfonds angesiedelt wird, entscheidet das zuständige Management-Team, welche Mittel künftig an welche österreichischen Venture-Capital-Firmen fließen.

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