Startup-Fonds: „Für uns ist Österreich zu klein“
Da kommt Geld in Bewegung: In Österreich entstehen immer mehr neue Fonds, die Risikokapital für Startup-Investments aufstellen. capital300 aus Linz will für ein erstes Closing 20 Millionen Euro aufstellen, Apex Ventures ging wie berichtet mit 10 Millionen an den Start. Gemeinsam mit dem Platzhirsch Speedinvest, der 100 Millionen Euro verwaltet, nähern sich die privaten Kapitalgeber respektablen Größen.
Wir haben mit Daniel Keiper-Knorr (Speedinvest) und Peter Lasinger (Capital300) über die Startup-Szene gesprochen und uns der Frage genähert, ob es in Österreich ausreichend gute Startups für all das Geld gibt.
Zur Startup-Landschaft
Daniel Keiper-Knorr: „Speedinvest ist in 17 Ländern aktiv. Österreichische Startups sind in unserem Dealflow nur mehr zu 40 Prozent vertreten. Wir sehen uns als europäischer VC. Es könnten viel mehr Startups hier zum Dealflow beitragen.“
Peter Lasinger: „Auch für uns ist Österreich zu klein. Wir haben unsere Wurzeln in Linz, aber wir schauen natürlich stark ins Ausland. Das startup300-Netzwerk beginnt natürlich in Oberösterreich zu wirken. Hansi Hansmann hat schon recht. In Großbritannien gibt es dreimal so viele Gründungen, aber auch 27mal so viel Kapital, das investiert wird. Setzt man das in Relation, gibt es dort 9 mal mehr Kapital pro Unternehmen. Allerdings gibt es in Österreich pro Einwohner genauso viele Gründungen wie in Deutschland. So schlecht sind wir also beileibe nicht aufgestellt. Es gibt tolle Gründer, aber für spätphasige Investments fehlte bislang das Kapital.“
Über die Rahmenbedingungen
Lasinger: „Auf Investorenseite wäre eine steuerliche Absetzbarkeit der Verluste ein sehr kluger Schritt. Für die Fonds sollten die Regulationen nicht ganz so kompliziert sein. Wir stehen im internationalen Wettbewerb. Mit überbordender Bürokratie verschaffen wir uns da keinen Vorteil. Auch für Gründer sollten bei Lohnnebenkosten, Gewerbeordnung und bei der Gründung selbst Konzepte entwickelt werden, die allen das Leben leichter machen könnte. Wir müssen wettbewerbsfähig bleiben, gerade in Konkurrenz zu den englischsprachigen Ländern.“
Keiper-Knorr: „Wir versuchen in der Zusammenarbeit mit der Politik die Bedingungen zu verbessern, dass sich privates, verdientes und versteuertes Geld leichter tut, junge Unternehmen zu finanzieren. Je mehr wir sind, desto mehr steigert sich die politische Wahrnehmung. Wir sind jetzt im dreistelligen Millionenbereich, um junge Unternehmen zu unterstützen. Wir schaffen Resultate und erhöhen unsere Sichtbarkeit. Nachhaltig wird sich nur etwas ändern, wenn die Rahmenbedingungen konstant verändert werden und diese Regeln dann auch konstant beibehalten werden. Wir sind seit sechs Jahren hier in Wien und wir erleben die vierte oder fünfte Änderung der Rahmenbedingungen. Das macht die Arbeit nicht leichter. Unser Job ist, Ideen zu finden und diese zu unterstützen und aufzubauen. Es kostet Energie, immer wieder auf neue Rahmenbedingungen zu reagieren. Unsere Arbeit hat volkswirtschaftliche Relevanz. Wir unterstützen die Transformation zu einer digitalen Gesellschaft.“
Kooperationen mit internationalen VCs
Lasinger: „Wir haben acht Partner in UK und den USA mit unterschiedlichen Ausprägungen. Wir haben enge Vereinbarungen: Wir schauen uns gemeinsam Unternehmen an und schauen, wo ein gemeinsames Investments Sinn macht. Momentan ist die Stimmung sehr positiv. Die internationalen Partner müssen sich auch nach neuen Cases umschauen.“
Keiper-Knorr: „Wir haben mit NEA (New Enterprise Associate) einen US-Investor an Bord, der 28 Milliarden Dollar verwaltet. Daran erkennt man die unterschiedliche Größenordnung zwischen dem Silicon Valley und Europa. Die Kooperation ist sehr eng. Wir telefonieren alle zwei Wochen. Die Motivation von NEA ist, mit uns zusammenzuarbeiten, damit wir europäischen Tech-Dealflow auftreiben sollen. Wir investieren Pre-Seed, Seed und Early Stage, sie steigen ab Series A oder eher Series B mit Tickets ab fünf Millionen Dollar ein. Noch kam es zu keinem Anschlussinvestment aus unserem Portfolio heraus. Wir haben rund ein Viertel der Belegschaft in einem Büro in San Francisco. Viele Startups nutzen das und schauen sich die dortige Investoren-Landschaft genauer an. Das ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Arbeit bei Speedinvest.“
Wertschöpfung
Keiper-Knorr: „Die Wertschöpfung wandert dort hin, wo es die beste Finanzierung für ein Unternehmen gibt. Solange es diesen Größenunterschied gibt, kann man es den Gründern nicht verwehren, dass sie sich nach den besten Möglichkeiten für ihre Firma umschauen. Unsere Aufgabe ist es, dass Chancenumfeld zu verbessern. Natürlich ist es schade, wenn aussichtsreiche Startups abwandern, aber es gibt andere Fälle wie Shpock, mySugr, Runtastic, die gemeinsam viele Millionen Euro von großen europäischen Konzernen bekommen haben, blieb der Standort in Österreich. Das ist die Herangehensweise, die wir replizieren wollen. Gibt es überhaupt österreichische Unternehmen, die über 100 Millionen in ein Startup investieren? Sich nur auf die österreichischen Landesgrenzen zu beschränken, macht überhaupt keinen Sinn.“