Startup-Taufe: Warum Firmen in der Gründerszene heißen wie sie heißen
Das Team steht, der Business-Plan schaut solide aus, die Programmierer schieben Nachtdienst – doch wie soll man das Baby bloß nennen? Einen guten Markennamen für sein Produkt oder seine Dienstleistung zu finden, das fällt Startup-Gründern manchmal schwer. Selbst wenn die Kreativität sprudelt, macht einem oft die Suche nach einer freien Domain einen Strich durch die Rechnung oder die Marke ist bereits vergeben. Das Ergebnis ist dann manchmal ein exotisch klingender Fantasiename. Oft steckt hinter scheinbar Startup-Namen aber auch eine wohl durchdachte Geschichte. Wir haben einige zusammengetragen.
42.cx
Multimillionär Daniel Mattes ist 2015 aus dem Silicon Valley zurückgekehrt, um in seiner Heimat Österreich ein AI-Startup zu gründen. Seit heuer ist mit einem Bundle aus Rechner und Finanzmarkts-KI das erste Produkt auf dem Markt. Auch wenn das Startup für viele Beobachter noch Fragen offen lässt, der knappe Name muss keine davon sein. 42 ist schlicht eine Zahl aus der Roman-Reihe “Per Anhalter durch die Galaxis”. Der Supercomputer Deep Thought beantwortet mit der Zahl 42 die Frage nach dem “life, the universe and everything”. Mattes scheint kurze Markennamen zu mögen: Das erste Produkt von 42 heißt K1 – eine Anspielung auf KI, das Kürzel für Künstliche Intelligenz.
Amabrush
Mit dem neuartigen Zahnputzgerät Amabrush hat der Wiener Gründer Marvin Musialek einen Überraschungserfolg erzielt und über eine Crowdfunding-Kampagne viele Millionen Euro für die Produktion der ersten Geräte eingeholt. Der Name ist eigentlich sehr einfach zu erklären und soll eigentlich “ I Am A Brush” heißen – verkürzt wurde er dann auf Amabrush.
busuu
Die Sprachlern-App von Gründer Bernhard Niesner mit Sitz in London feierte kürzlich zehnjähriges Jubiläum. Der ungewöhnliche Name kam folgendermaßen zustande: “Unser Name „busuu“ kommt von der Sprache Busuu in Kamerun, die traurigerweise vom Aussterben bedroht ist. Vor einigen Jahren hat ein Team von busuu die letzten Busuu-Muttersprachler in Kamerun besucht, um das Überleben der Sprache zu sichern. Wir haben jetzt einen Busuu Sprachkurs bei busuu, damit die Sprache der Welt erhalten bleibt.”
Celum
Celum-CEO Michael Johann Kräftner erklärt die Geschichte der Namensfindung der Softwarefirma so: „Entstanden ist der Name CELUM deshalb weil der ursprüngliche Firmenname werk3 schwer internationalisierbar war. werk3 wiederum war an die drei ursprünglichen (geplanten) Gründer angelehnt und einer gemeinsamen langen Autofahrt hinter einem Rettungswagen mit dem Kennzeichen WE-RK-3 geschuldet. Sujet von werk3 war eine Wolke in der Form Österreichs vor blauem Himmel – und CELUM ist an das lateinische Wort CAELUM – für Himmel – angelehnt. So schließt sich der Kreis.“
Conda
Die Crowdinvesting-Plattform der beiden Gründer Daniel Horak und Paul Pöltner hat seit dem Start 2013 rund 21 Millionen Euro Gesamtinvestitionsvolumen in Crowdinvesting-Projekte auf seiner Plattform verzeichnet. Insgesamt wurden bisher 94 Projekte erfolgreich finanziert. Conda ist ein Kunstwort, das bei einem kreativen Brainstorming mit Hilfe eines Latein-Wörterbuchs erdacht wurde. Denn “condere” steht im Lateinischen für “gründen” oder “bauen” und passt dementsprechend gut zu dem Startup.
Domonda
Domonda ist ein das Kunstwort aus dem Esperanto. „Domo“ bedeutet Haus und „monda“ steht für weltweit. Mit dem Namen will das Wiener FinTech den internationalen Anspruch unterstreichen und den sicheren Hafen und das zuverlässige Zuhause für die Finanzen symbolisieren. Denn das Startup digitalisiert die Buchhaltung: Sämtliche Abläufe – von den Finanzprozessen der Unternehmen bis hin zur Belegverarbeitung erfolgen vollautomatisch. Die Softwarelösung spart Zeit und Geld, indem es die Kosten für die Belegverarbeitung um mindestens 80 Prozent reduziert.
JFDI GmbH
Die JFDI GmbH, die hinter der österreichischen Startup-Konferenz Pioneers steckt, von Jürgen Furian und Andreas Tschas gegründet wurde und kürzlich in einem Millionen-Deal von startup300 übernommen wurde, hätte eigentlich zuerst Pioneers GmbH heißen sollen. Doch dann musste man sich kurzerhand für einen anderen Namen entscheiden, man entschied sich für das Kürzel. Es steht für “Just Fucking Do It”.
FoodNotify
„Die eigentliche Idee des im April 2014 ursprünglich als „CookWanted GmbH“ und im Februar 2017 auf „FoodNotify GmbH“ geänderten Unternehmens war es, eine Rezeptplattform für Endkunden zu entwickeln“, sagt FoodNotify-Gründer Thomas Primus. „Dieses Projekt scheiterte jedoch an einer nicht erhaltenen Förderung im Juni 2014. Im Anschluss richtete sich das Startup strategisch neu aus und fokussierte sich auf die digitale Erfüllung der Lebensmittelinformationsverordnung.“ Mit dem neuen Fokus des Unternehmens klappte es auch mit der Förderung: INiTS, ein universitärer Inkubator, unterstützte die Jungfirma.
HADI.App
Gründer Levi Akgün baut mit HADI.App eine Plattform auf, über die Nutzer und Auftraggeber Handwerker und Dienstleister in ihrer Umgebung finden können. Daraus leitet sich auch der Name ab: HADI ist das Kürzel für die Zielgruppen “Handwerker” und “Dienstleister”.
MoonVision
Für die erste gemeinsame Firma haben Florian Bauer und Filip Zganjer lange nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner gesucht und diesen in „Moonshine“, zu Deutsch „Schnapsbrennen“, gefunden. Nachdem „Moonshots“ oder „Moonshot Companies“ gleichzeitig eine von Google verwendete Bezeichnung für erfolgreiche Unternehmen ist, waren die beiden Grüner kurzerhand darin bestätigt ihr Firmenkonsortium nach dem Mond zu benennen. Insofern war die Namensfindung für das Computer Vision-Startup MoonVision, eine weitere logische Konsequenz. Gepaart mit der „Vision“ deren Tragweite sodann bis zum Mond reicht wurde ein Firmenname gefunden dessen Bildsprache für sich spricht und zeigt wo das Unternehmen hinstrebt.
N26
Mit Maximilian Tayenthal und Valentin Stalf haben zwei Österreicher in Berlin eines der erfolgreichsten europäischen FinTechs hochgezogen. Ursprünglich wollten sie mit Papayer, ein Wortspiel aus der Frucht und “pay”, eine Kreditkarte für Teenager anbieten. Daraus wurde die Banking-App Number26 und schließlich die Online-Bank N26. Auf den Namen kamen die Gründer durch das Puzzle Rubik’s Cube, das aus 26 kleinen Würfeln besteht. Die Parallele? Obwohl Rubik’s Cube sehr komplex ist, kann man ihn in wenigen Schritten lösen, wenn man die richtige Strategie kennt. Das soll das N26-Team inspirieren, auch für das komplexe Banken-System einfache Lösungen zu finden.
Nuki
Mit einem Ergebnis von 385.000 Euro war es 2015 eine der erfolgreichsten Crowdfunding-Kampagnen eines österreichischen Startups. Noki, kurz für “no key” hat ein Türschloss entworfen, das sich über Smartphones öffnen lässt und bei fast jedem herkömmlichen Türschloss einfach nachgerüstet werden kann. Noch im selben Jahr musste sich das Jungunternehmen von seinem Markennamen trennen. Der alternde Handy-Gigant Nokia fürchtete eine Verwechslungsgefahr und drohte mit einer Markenrechtsklage. Dieser Rechtsstreit wäre für ein kleines Startup zu viel gewesen, deshalb musste ein naheliegender neuer Name her: Nuki steht für “new key”.
primeCROWD
Markus Kainz, Gründer und CEO von primeCROWD, kommt selber aus Gründerszene und hat 2010 Courseticket, ein Amazon für Weiterbildung, aufgebaut. Als Gründer hat er damals am eigenen Leib erlebt, wie schwierig es ist, in Österreich Geld aufzustellen bzw. an Investoren zu kommen. Die israelische Plattform OurCrowd hat Kainz letztlich zu primeCROWD inspiriert. Seit der Gründung im Dezember 2015 wächst Österreichs größtes Investoren-Netzwerk stetig weiter und hat mit Beteiligungen in der Höhe von über 5 Millionen Euro bereits 14 Startups (Stand Juni 2018) erfolgreich finanziert.
rudy games
Man würde vielleicht vermuten, dass einer der Gründer oder deren Kinder Rudolf heißt und das Brettspiel-Gaming-Startup deshalb rudy games heißt. Der Name hat aber einen viel verspielteren Hintergrund. Gerti Kurzmann, Manfred Lamplmair und Reinhard Kern kennen sich nämlich schon seit Kindestagen. Damals haben sie einen Comic-Orc namens Rudi gezeichnet und auf T-Shirts drucken lassen. Das war der Beginn der Rudi Bande aus der eben später ein erfolgreiches Startup-Team wurde.
Shpock
Die Flohmarkt-App Shpock ist eines der erfolgreichsten Startups Österreichs. 2015 gelang dem Team um die Gründer Katharina Klausberger, Armin Strbac und Stefan Fleig ein Exit in Millionenhöhe. Der Name des Startups hat nichts mit dem Vulkanier Spock aus Star Trek zu tun. Es handelt sich vielmehr um eine Abkürzung aus dem Satz “Shop in your pocket”, denn die Idee war es, einen Marktplatz zu schaffen, der auf die Nutzung am Smartphone maßgeschneidert ist.
startup300
Das Business-Angel-Netzwerk startup300 wurde 2015 gegründet und hat seither eine steile Karriere hingelegt. Mittlerweile haben die Gründer Michael Eisler und Bernhard Lehner das Portfolio um den Coworking-Space Factory300, den Fonds Capital300 und die Unternehmensberatung Think300 ergänzt und sind mit der Übernahme von Pioneers und der Beteiligung an Talent Garden auch nach Wien vorgedrungen. Zum Vorbild haben sich die beiden Gründer die Spartaner-Armee aus der Comicverfilmung “300” genommen – daher rührt auch der Markenname.
Swell
Ursprünglich sind Peter Buchroithner, Philipp Holly und Manfred Strasser mit ihrem Startup unter dem Namen Dvel (bezog sich auf das “Duell” zwischen zwei Fotos, zwischen denen Nutzer der App und des Chatbots wählen können). Doch nach dem Schritt in die USA stellte das Team fest, dass der Name nicht passt. „Nach über 200 Gesprächen mit US-Amerikanern haben wir aber festgestellt, dass der Name Dvel schwierig auszusprechen ist, weil man an ‚development‘ denkt oder noch schlimmer an ‚devil’“, so Buchroithner. Deswegen hat man sich dann für Swell entschieden. “Swell” wird im umgangssprachlichen Englisch dazu verwendete, das alles super ist.
TableConnect
Das Startup TableConnect hat sich auf die Entwicklung von Multitouch-Produkten im Großformat spezialisiert und wurde Ende 2013 von Johann Rath, Lucas Triebl, Stefan Fleig und Nino Leitner gegründet. Der Name „TableConnect“ entstand allerdings bereits 3 Jahre vor der eigentlichen Unternehmensgründung – nämlich zur Zeit des bekannten Viral-Videos „TableConnect for iPhone“.
„Table bezog sich natürlich auf den Tisch und Connect auf den Umstand, dass man sein iPhone an den Tisch anschließen musste. Da es damals ein Spaßprojekt war einigten wir uns auf den Namen innerhalb von 5-10 Minuten ohne lange Diskussion“, so Mitgründer Stefan Fleig. „Als dann 2013 das Unternehmen gegründet wurde, gab es auf Basis des Youtube-Virals bereits hunderte Online- und Zeitungsartikel inklusive Links unter dem Namen „TableConnect (for iPhone)“. Entsprechend wurde der Name weiter beibehalten, immerhin hatten wir die passende Domain vorsorglich in 2010 gesichert.“
Ulmon
Hinter der Reise-App CityMaps2Go, eine der erfolgreichsten Travel-Apps Österreichs, steckt die Ulmon GmbH. Der Name Ulmon ist ein Kunstwort, das sich Gründer Tymon Wiedemair überlegt hat – und ganz einfach Silben aus seinem und dem Vornamen seiner Frau zusammen stöpselt.
Up to Eleven
Der Grazer Company-Builder Up to Eleven der Brüder Jürgen und Martin Pansy ist jene Firma, die vor allem hinter Nuki steckt und außerdem als eine von mehreren Einrichtungen eine Förderung des JumpStart-Programms bekommen hat. Für den Namen haben sich die Pansy-Brüder beim 1980er-Film “This Is Spinal Tap” inspirieren lassen. In dem Film dreht Charakter Nigel Tufnel seinen Marshall-Verstärker demonstrativ auf Stufe 11 auf – ein Schmäh, denn üblicherweise haben die Gitarrenverstärker nur einen Lautstärkeregler, der bis 10 geht.
viRaTec
„Der offizielle Start unseres Projekts war StartUpLive#12. Bei der Suche nach einem Projektnamen schieden Lösungen wie Rainmachine u.ä. aus, weil schon vergeben. Was machen wir? Die Schlagworte sind ganz klar virtuell und regen und Technik – also vi(rtuell)Ra(in)Tec(hnologies). Abgeleitet aus viRaTec war damit auch der ursprüngliche Produktname geboren – der Design-Erstentwurf war ein Würfel, daher viRaCube„, erläutert Roland Grösslich, CEO der viRaTec GmbH. „Nachdem mittlerweile sogar Käse mit dem Namen „Cube“ im Regal liegt, war klar: Wir brauchen für die Markteinführung einen neuen Produktnamen. Also blickten wir über die Grenzen und suchten im Japanischen und bei Esperanto. Und so wurde es MIYO. Klingt Japanisch (hohe Technik- und Gartenkompetenz), kann aber auch mit „My Intelligence Your gardenOasis“ erklärt werden.“
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Offenlegung: startup300 ist ein Investor von Trending Topics.