Startups im Silicon Valley: 8 Tipps, wie Gründer in San Francisco am besten vorwärts kommen
Eine der ersten Adressen, die österreichische Startups in der Hightech-Hochburg San Francisco ansteuern, ist 44 Tehama Street. Dort sitzt der Coworking Space Galvanize, die Heimat der Initiative Open Austria, die das Außenministerium und die Wirtschaftskammer im Sommer 2016 gestartet haben. Ihr Ziel: Jungunternehmern und allgemein Vertretern von Firmen eine „Landezone“ in der kalifornischen Metropole bieten, von der aus man den wichtigen US-Markt angehen kann.
Die beiden Direktoren des Programms, Georg Fürlinger und Martin Rauchbauer, haben mittlerweile ein siebenköpfiges Team vor Ort, das sich um Events und Kontaktpflege mit dem Silicon-Valley-Ökosystem kümmert. Fürlinger und Rauchbauer geben euch wertvolle Tipps, wie man den Aufenthalt in San Francisco möglichst effizient gestaltet.
1. In Coworking Spaces arbeiten
Mindspace, WeWork, Impact Hub, The Vault, Anchor und viele viele mehr – In kaum einer anderen Stadt gibt es eine derart hohe Dichte an Coworking Spaces, Inkubatoren und Accelerators wie in San Francisco. „Die Auswahl sollte sich demnach nach dem Sektor in dem man tätig ist bzw. Entwicklungsstadium in dem man sich befindet stattfinden“, sagt Fürlinger. Eine einfache Möglichkeit für den Start ist, einfach bei Open Austria anzufragen.
„Das Büro von Open Austria befindet sich im Coworking Space Galvanize, mitten in San Franciscos Stadtteil SoMa“, sagt Rauchbauer. „Gerne bieten wir österreichischen Startups bzw. Vertretern etablierter Firmen die Möglichkeit, von hier aus zu arbeiten, wenn sie sich in der Stadt befinden. Ideal wäre es uns schon vor der Ankunft zu kontaktieren, um sicher zu stellen, dass auch Verfügbarkeit besteht.“
2. Ein günstiges Quartier finden
Um die frühzeitige Buchung einer Unterkunft kommt man bei einem längeren Aufenthalt in San Francisco nicht umhin, wenn man nicht die vergleichsweise teuren Hotels zahlen möchte. Vorwarnung: Billig wird das nicht. „Unter den Titel ‚günstig‘ gibt es leider so gut wie keine Unterkunft in San Francisco bzw. Silicon Valley zu finden“, sagt Fürlinger. „Die Wohnkosten sind zusammen mit Manhattan die höchsten der gesamten USA, und man muss für eine eigene Einzimmerwohnung mehr als 2.500 Dollar im Monat veranschlagen. Für ein einzelnes Zimmer in einer WG muss man mitunter auch um 1.000 Dollar im Monat einplanen.“ Open Austria stehe jedenfalls beim Finden einer geeigneten Unterkunft zur Seite.
3. Events besuchen
Networken, also das persönliche, ungezwungene Gespräch mit anderen Gründern oder mit Investoren auf Veranstaltungen, ist das Um und Auf im Silicon Valley. Um die richtigen Events zu finden, kann man Webseiten wie Eventbrite, Meetup oder Startupdigest konsultieren, die Veranstaltungen unter anderem auch nach Thema sortieren lassen bzw. ohnehin maßgeschneidert für Gründer angelegt sind.
„Neben den täglichen Meetups und Netzworking-Events finden fast im Wochentakt auch grosse, namhafte Konferenzen in der Region statt“, sagt Rauchbauer. Ein Highlight sei jedes Jahr die TechCrunch Disrupt-Konferenz in San Francisco (5. bis 7. September). Dort wird es wie auch in den letzten beiden Jahren einen Gruppenstand für österreichische Startups geben.
4. Kontaktaufnahme zu großen Investoren
Einen Termin bei Andreessen Horowitz, Sequoia Capital, Accel Partners oder New Enterprise Associates zu bekommen, davon träumt jeder Startup-Gründer. Kein Wunder, sind diese nur sehr schwer zu bekommen. „Top-Investoren bzw. VCs bekommen jede Woche Hunderte von Business Plänen und Pitch Decks zugeschickt. Aufgrund dieser grossen Anzahl von Anfragen richten sie sich oft nach persönlichen Empfehlungen von Personen, die sie kennen und schätzen, um auf spezifische Startups aufmerksam zu werden“, sagt Fürlinger von Open Austria. „Das Ziel sollte es demnach sein, Personen zu finden, die die jeweiligen Investoren persönlich kennen und eine ‚Introduction‘, also ein gegenseitiges Vorstellen, vornehmen können.“
Intros bekommt man etwa, indem man bereits bekannte Risikokapitalgeber oder befreundete Startups mit entsprechenden Kontakten um eine Vorstellung bittet. „Hier können Plattformen wie Crunchbase hilfreich sein, die anzeigen welcher Investor in welches Startups zuvor investiert hat“, rät Fürlinger.
Ein solches Intro ist dann aber nur etwas wert, wenn ein ausländisches Startup bestimmte Voraussetzungen erfüllt, damit US-Investoren ein Investment überhaupt in Betracht ziehen. So muss in den meisten Fällen eine US-Firma errichtet worden sein. „Das Registrieren bzw. Gründen einer US-Firma, z.B. im Bundesstaat Delaware, ist prinzipiell schnell erledigt“, sagt Rauchbauer von Open Austria. „Ein weiterer wesentlicher Punkt ist, ob man mit seinem Produkt bzw. Service bereits Umsätze macht oder Kunden bzw. Nutzer vorweisen kann – idealerweise bereits in den USA.“ Weil im Silicon Valley reger Wettbewerb herrscht, wollen die Investoren wollen sehen, dass die Idee vom Markt angenommen wird, bevor sie in das weitere Wachstum der Firma investieren.
5. Sein Budget planen
San Francisco ist aus mitteleuropäischer Sicht sehr teuer und gilt auch innerhalb der USA als eines der teuersten Pflaster (siehe Punkt 2). Das ist aber längst nicht alles, was Gründer einplanen sollten. „Neben den Reisekosten ist der Großteil des Budgets sicherlich für Wohnung und Transport vor Ort aufzubringen“, sagt Fürlinger. „Weitere Kostenpunkte sind Repräsentationsaufwand, wie gemeinsame Mittags- bzw. Abendessen und Getränke.“ Für eine Hauptspeise muss man mit 20 Dollar aufwärts rechnen, ein Glas Wein ist auch selten unter 10 Dollar zu finden. Auch wenn viele Networking-Events kostenlos sind, sollte man für die größeren Konferenzen Teilnahmegebühren einrechnen. Damit schlägt ein zweiwöchiger Aufenthalt in San Francisco mit mehreren tausend Dollar zu Buche.
6. Von A nach B kommen
In San Francisco kommt man mit öffentlichen Verkehrsmitteln, Lyft oder Uber (besonders günstig ist der „Express Pool“-Service) einfach von A nach B. Wer nur in der Stadt bleibt, sollte auf ein Mietauto verzichten, da Parkplätze rar gesät und teuer sind. Zu Fuß gehen lohnt sich auch oft, wenn man die Stadt sowieso neu kennenlernen will.
„In der South Bay bzw. Peninsula, die Region zw. San Mateo Jose und San Jose, dem ursprünglichen Silicon Valley, verhält es sich anders mit der Verkehrssituation“, sagt Rauchbauer. „Die einzige öffentliche Verbindung zwischen San Francisco und San Jose ist die Caltrain, die je nach Wochentag und Uhrzeit zumindest 1 Mal in der Stunde fährt.“ Sollte man jedoch in dieser Region seine Zelte aufschlagen oder dort die meisten Termine haben, sei es aber ratsam, sich ein Auto zu mieten. Die Vorabanmietung eines Leihwagens von Österreich aus ist oft preisgünstiger als eine Anmietung vor Ort. Die Preise variieren stark, bewegen für einen Mittelklasse-Wagen aber meist zwischen 500 und 1.200 Dollar pro Monat (inklusive Steuer, exklusive Versicherungen).
7. Die Sache mit dem Visum
Für kurze Besuche kann man entweder im Rahmen des Visa-Waiver-Programms oder mit einem B1/B2-Visum (Nichteinwanderungsvisum für Personen, die zu geschäftlichen Zwecken oder zu privaten Zwecken kommen) einreisen. Das Visa Waiver-Programm ermöglicht einen ununterbrochenen Aufenthalt in den USA von 90 Tagen, eine Verlängerung ist aber nicht möglich. Um erneut eine 90-Tage-Periode zu starten, muss man die USA verlassen und erneut einreisen. Doppelt kniffelig, da ein Trip in die Nachbarländer (Kanada, Mexiko, karibische Inseln, etc.) nicht zählt.
Das B1/B2-Visum, welches relativ problemlos von der US-Botschaft ausgestellt wird, erlaubt einen ununterbrochenen Aufenthalt von bis zu 6 Monaten. Das B1/B2-Visum wird fast immer als „multiple entry“ vergeben, d.h. man kann beliebig oft ein- und ausreisen, also immer wieder nach Österreich zurückkehren.
Wichtig ist zu wissen, was man im Rahmen des Visa-Waiver-Programms bzw. eines B1/B2-Visums tun und was man nicht tun darf. Erlaubt sind die Geschäftsanbahnung für eine österreichische Firma, Vorbereitungstätigkeiten für die Gründung einer US-Niederlassung und die Teilnahme an Vorstandssitzungen (Board of Directors) für die US-Niederlassung. Nicht erlaubt ist die Bezahlung durch US-Quellen, d.h. man kann nicht von der US-Niederlassung bezahlt werden und eine Management-Tätigkeit vor Ort ausüben.
8. Förderungen anzapfen
Wie erwähnt ist der Aufenthalt in den USA nicht günstig. Allerdings kann man sich um Förderungen bemühen, die das Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW) und die Wirtschaftskammer Österreich (WKO) im Rahmen des go-international-Programms bereitstellen. „Wichtig ist zu wissen, dass man sich vor der Abreise um die Förderungen bewirbt und dafür qualifizieren muss“, sagt Fürlinger. „Hierzu tritt man am besten mit der lokalen Landeskammer in Kontakt, die einem auch Informationen zu weiteren potentiellen Förderungen zukommen lassen kann.“