Startups: Investment-Landschaft in Europa trocknet zunehmend aus
Dunkle Wolken über Europa – das ist wohl das beste Bild, das man aktuell von der Finanzierungslage am Alten Kontinent zeichnen kann. Nach dem Rekordjahr 2021 kam im zweiten Halbjahr 2022 der Einbruch, und 2023 fällt deutlich hinter die Vorjahre zurück. Ein neuer Report von Pitchbook, das auf Startup-Daten spezialisiert ist, sieht die Lage besonders drastisch.
„Der Wert der Deals ist im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 um 60,8 % gesunken, und das Augenmerk wurde verstärkt auf Folgefinanzierungen und die Umstrukturierung der Geschäftstätigkeit von Portfoliounternehmen gelegt, um die Barreserven zu erhöhen“, heißt es in einer neuen Studie. Bleibt es bei der aktuellen Investment-Rate wird das Gesamtjahr voraussichtlich 37 % unter dem Niveau von 2022 liegen. Warum? Das zweite Halbjahr 2022 war deutlich schlechter als das erste.
Wie viel wird dieses Jahr nun investiert werden? Laut Pitchbook wurden in der ersten Jahreshälfte 2023 insgesamt 8,9 Milliarden Euro investiert, was sehr wenig gerechnet ist. Der Analyse von Atomico „State of European Tech“-Report zum Halbjahr zufolge wird sich die Gesamtzahl der Investments in die europäische Startup- und Tech-Branche 2023 bei etwa 51 Milliarden Dollar einpendeln.
Licht am Ende des Tunnels – an den Börsen
Die Gründe für den Rückgang wurden vielfach diskutiert. Die Zinswenden in den USA und der Eurozone haben Geld, das zuvor sehr billig war, teuer gemacht, weswegen riskante Tech-Investments für Business Angels, VCs und PEs weniger attraktiv wurden; Die Wirtschafts- und Energiekrise brachte viele Firmen in Schieflage, was ihren Investor:innen abverlangte, sich ums Bestandsportfolio kümmern zu müssen, anstatt neue Deals zu machen; und die Unsicherheiten durch den Ukrainekrieg sorgten für einen teilweisen Rückzug von US-Investor:innen aus Europa, die bisher sehr viel Geld in den Markt pumpten.
Das hat auch zur Folge, dass viele Startups verkaufen müssen, weswegen man derzeit einige Exits am Markt sieht. „Die Exit-Aktivitäten in Europa haben sich auf ein Jahrzehntestief verlangsamt, wobei Akquisitionen trotz eines Rückgangs des Exit-Wertes um 93,2 % gegenüber 2022 der beliebteste Liquiditätsweg bleiben“, heißt es dazu seitens Pitchbook. Gibt es trotz der Misere aber einen positiven Ausblick? Zumindest an den Börsen könnte sich wieder mehr tun. Die Zahl der Venture-Deals in Europa ist in der ersten Jahreshälfte deutlich zurückgegangen, doch die Erholung der öffentlichen Märkte könnte ein Licht am Ende des Tunnels sein“, heißt es.
2023 werden voraussichtlich nur 51 Mrd. Dollar in Europas Tech-Sektor investiert