Hintergrund

Ein Gespenst geht um in der Startup-Branche, und es heißt Rezession.

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In den Zahlen ist davon noch nichts zu merken, aber in den Gesprächen mit Investoren schon. Das aktuelle Startup-Barometer (PDF) von Unternehmensberater EY für das erste Halbjahr 2019 zeigt, dass der Gesamtwert der Startup-Finanzierungen in Europa im Vergleich zum Vorjahr um 62 Prozent auf 16,9 Milliarden Euro gestiegen ist. Auch die Zahl der Deals ist wieder gestiegen, und zwar um zehn Prozent auf insgesamt rund 2.300. Doch wie lange wird die Lust der Startup-Investoren noch anhalten?

Vor allem in Deutschland, dem Wirtschaftsmotor der EU, sprechen Ökonomen bereits von einem drohenden Abschwung, der viele Ursachen hat – der Handelskrieg zwischen China und den USA, ein harter Brexit, Spannungen zwischen der EU und den USA. Dieses Klima könnte sich auch negativ auf die Laune von Investoren auswirken, die derzeit noch ordentlich viel Geld springen lassen.

„Die gute Phase wird nicht ewig dauern“

“Das Pendel wir sicher in eine andere Richtung ausschlagen, die Frage ist nur wann. Wir sind in einer sehr guten Phase, aber die wird nicht ewig dauern”, so Markus Lang, Associate Partner des Wiener VCs Speedinvest, im Rahmen des Business Angel Day 2019, bei dem Investoren über die aktuellen Trends am Startup-Markt diskutierten. Derzeit sei noch sehr viel Geld am Markt zu holen, aber: “Das führt auch dazu, dass teilweise absurde Bewertungen gezahlt werden. Auch wir zahlen diese Bewertungen manchmal”, so Lang. Gerade erfahrene Serial Entrepreneurs würden wissen, wie und wo sie große Investments holen können, und Risikokapitalgeber müssten manchmal bei ihnen pitchen und nicht umgekehrt.

+++ Europas Startups bekommen so viel Geld wie nie zuvor. Doch Österreichs Szene stagniert. +++

“Es gibt mehr Kapital am Markt. Aber die Transaktionen, die stattfinden, werden eher kleinteiliger”, beobachtet Ralf Kunzmann, Geschäftsführer des aws Gründerfonds. Der Fonds des Austria Wirtschaftsservice hat gemeinsam mit Co-Investoren (u.a aus den USA, Deutschland oder der Schweiz) rund 220 Millionen Euro in 32 Unternehmen investiert.

Selbigen Trend beobachtet auch der Unternehmensberater EY in seiner aktuellen Studie für Österreich. „Auf der einen Seite sehen wir eine steigende Anzahl an Finanzierungsrunden, immer mehr heimische Jungunternehmen erhalten frisches Kapital. Auf der anderen Seite sehen wir aber einen klaren Trend zu immer kleinteiligeren Finanzierungen“, so Thomas Gabriel, Partner und Leiter der Start-up-Initiative bei EY Österreich.

Qualität der Startups steigt

Der Dealflow – also die Zahl der Investitionsmöglichkeiten, die Angels und VCs auf den Tisch bekommen – dürfte europaweit stimmen. Speedinvest sichtet pro Jahr laut Markus Lang zwischen 6.000 und 8.000 Startups, investiert wird dann in weniger als ein Prozent. “Gründer zu sein ist gerade in, und an Universitäten wird es ein immer größeres Thema”, so Lang. “Es war schon mal noch mehr da, dafür ist die Qualität der Startups gestiegen”, sagt Doris Agneter Geschäftsführerin von tecnet equity. Als der „Hype so richtig losgegangen ist“, hätte man viele „mittelprächtige“ Startups mit wenig Substanz gesehen, doch mittlerweile würde man kaum mehr Startups treffen, die jemanden im Team haben, der überhaupt keine Erfahrung hat.

Trending Topics‘ Take

  • In Gesprächen mit Investoren haben wir schon gehört, dass man besser in den nächsten sechs Monaten eine Finanzierungsrunde machen sollte, danach könnte es zu spät sein.
  • Es gibt auch Meinungen am Markt, dass eine Rezession positiv für Startups und Investments sein kann. Investoren könnten einen Wirtschaftsabschwung als Chance sehen, um mit neuen Projekten voll da zu sein, wenn es nach einer schwachen Phase wieder nach oben geht.
  • Gerade in Europa dürfte in den nächsten Jahren viel öffentliches Geld für Innovationsfinanzierung locker gemacht werden. Das sieht man etwa in Frankreich (Macrons berühmte fünf Milliarden Euro), aber auch in Brüssel, wo die Rede von einem European Future Fund in der Größenordnung von 100 Milliarden Euro ist, den die neue EU-Kommission auflegen könnte.
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