Meinungsverschiedenheit

„Werbeartikel der Microsoft“: Stiftung Warentest kontert „absurde“ Kritik von Startup-Gründer

© Photo by Chris Montgomery on Unsplash
© Photo by Chris Montgomery on Unsplash
Startup Interviewer: Gib uns dein erstes AI Interview Startup Interviewer: Gib uns dein erstes AI Interview

Das sei kein objektiver Testbericht, sondern „lese sich wie ein bezahlter Werbeartikel“: Der unlängst von Stiftung Warentest veröffentlichte Vergleich von 12 Video-Telefonie-Tools hat einen österreichischen Startup-Gründer ordentlich erzürnt – so sehr, dass er seinem Ärger jetzt in einem YouTube-Video Luft macht. Felix Häusler, CEO und Mitgründer von Grape, kritisiert an dem Test nicht nur, dass er sich wie eine Werbung für Microsoft lese, sondern auch, dass europäische Anbieter nicht ausreichend im Testfeld repräsentiert sind.

„Wir werden gerade jetzt mit Werbung aus den USA überlaufen, die Marktanteil der europäischen IT-Wirtschaft angreift. Wenn man hier amerikanische Anbieter als alternativlos positioniert und die europäischen Produkte ignoriert, hat man keinen unabhängigen Test verfasst, sondern einen Werbeartikel der Microsoft“, so Häusler. Seine Firma bietet eine Software für Unternehmen an, mit der sich interne Video-, Telefon- und Chat-Konversationen machen lassen.

Den Test von Stiftung Warentest hat Microsoft Teams vor Skype (gehört ebenfalls Microsoft), Jitsi, TeamViewer Blizz, Discord, Cisco Webex, Google Hangouts, Slack, Zoom, Bitrix 24, GoToMeeting und Mikogo gewonnen.

„Eine deutsche Testinstanz, die sogar eine Bewertung für Datenschutz mit einbezogen hat, sollte vermehrt auf heimische Produkte hinweisen“, so Häusler weiter. Ihm zufolge gebe es bessere EU-Tools, etwa Eyeson, Matrix, Teamwire, Wire oder Stashcat – und natürlich sein eigener Messaging-Dienst Grape.

„Wo Produkte herkommen, spielt keine Rolle“

Bei Stiftung Warentest stößt die Kritik auf Unverständnis. „Über Testergebnisse lässt sich natürlich trefflich streiten, die Vorwürfe, die in dem YouTube-Video angesprochen werden, sind aber unsubstantiiert“, heißt es seitens einer Sprecherin. „Hilfreich ist es dabei zu wissen, wie wir arbeiten. Wir testen Produkte und Dienstleistungen, die auf dem deutschen Markt angeboten werden. Wo diese Produkte und Dienstleistungen herkommen, spielt dabei keine Rolle. Um für einen Test eine möglichst große Marktabdeckung zu haben und auch, um ein unabhängiges Kriterium zu haben, warum ein Produkt in einen Test kommt, ermittelt unsere Abteilung Marktanalyse, welche Produkte auf dem deutschen Markt die größte Marktrelevanz haben bzw. welche sich am häufigsten verkaufen. Dies ist auch das Kriterium bei den Videochat-Programmen gewesen.“

Nachdem ein Projektleiter ein umfassendes Testprogramm entwirft, werde dieses von einem Fachbeirat besprochen. Dieser Beirat setzt sich bei Stiftung Warentest drittelparitätisch aus Anbietervertretern, neutralen Sachverständigen und Verbrauchervertretern (z.B. Mitarbeitern von Verbraucherzentralen) zusammen. „Dieser Fachbeirat hat eine beratende Funktion, d.h. die endgültige Entscheidung über das Prüfprogramm liegt bei uns. Doch sehr häufig ergeben sich aus den Diskussionen wertvolle Hinweise, die wir dann gerne aufnehmen“, heißt es weiter.

„Vorwurf ist völlig absurd“

Die Kritik, dass der Testartikel Werbung für Microsoft sei, will man bei Stiftung Warentest nicht verstehen. „Der Vorwurf, dass wir im Artikel Namen genannt haben, z.B. von den Testsiegern, ist völlig absurd, denn der komplette Artikel ist bei uns kostenfrei abzurufen. Selbstverständlich werden dann auch die Ergebnisse genannt. Bei kostenpflichtigen Artikeln werden die Ergebnisse natürlich nicht vor der Bezahlschranke genannt. Deshalb vergleicht der Kollege auf YouTube hier Äpfel mit Birnen“, heißt es.

Auch würde man „anders als bei nahezu alle anderen Testanbietern“ bei jedem Test aufs neue darlegen, wie getestet wird. „Wie Tests bei uns ablaufen, wird ausführlich auf unserer Webseite beschrieben. Für Vermutungen, dass wir einzelne Anbieter bevorzugen würden (warum eigentlich?) besteht kein Anlass“, so die Sprecherin.

Rund um Grape wird im Netz seit kurzem Stimmung für europäische Online-Dienste gemacht. Erst kürzlich hat der österreichische Investor Venionaire Capital ein Verzeichnis online gestellt, in dem europäische Alternativen für US-amerikanische Online-Dienste empfohlen werden. Dort wird Grape, in das Venionaire investierte, als Alternative zu Microsoft Teams, Slack oder Zoom angeführt. Währenddessen werden in der Phase des Hochfahrens der Wirtschaft nach dem Lockdown immer mehr Stimmen laut, dass man die heimische Wirtschaft auch stärken sollte, indem man heimische Software nutze.

Werbung
Werbung

Specials unserer Partner

Die besten Artikel in unserem Netzwerk

Deep Dives

#glaubandich CHALLENGE Hochformat.

#glaubandich CHALLENGE 2025

Österreichs größter Startup-Wettbewerb - 13 Top-Investoren mit an Bord
© Wiener Börse

IPO Spotlight

powered by Wiener Börse

Austrian Startup Investment Tracker

Die Finanzierungsrunden 2024

Trending Topics Tech Talk

Der Podcast mit smarten Köpfen für smarte Köpfe

2 Minuten 2 Millionen | Staffel 11

Die Startups - die Investoren - die Deals - die Hintergründe

The Top 101

Die besten Startups & Scale-ups Österreichs im großen Voting

BOLD Community

Podcast-Gespräche mit den BOLD Minds

IPO Success Stories

Der Weg an die Wiener Börse

Weiterlesen