Nachfrage

Stopp-Corona-App: Dafür wird die Million Euro verwendet

Die Stopp-Corona-App. © Österreichisches Rotes Kreuz (ÖRK) / Thomas Holly Kellner
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Rund eine Million Euro will das Gesundheitsministerium laut Rudolf Anschober für Betrieb und Weiterentwicklung der Stopp-Corona-App zur Verfügung stellen. Die App soll ein Update bekommen und damit „verbessert und ausgebaut“ werden. Offen blieb allerdings eine transparente Aufschlüsselung der Kosten – wir haben deshalb beim Projektleiter der Anwendung nachgefragt.

Bisherige Kosten der Stopp-Corona-App

Die Stopp-Corona-App sorgt weiterhin für Diskussionen: Sorgten zu Beginn der Pandemie Fragen zur Freiwilligkeit der Nutzung für besorgte Bevölkerungsteile, ließ bei der Pressekonferenz vor zwei Wochen die Kostenaufschlüsselung für die Weiterentwicklung einige Punkte offen. Eine Million Euro für die Finanzierung von Betrieb und Weiterentwicklung – wofür wird das Geld benötigt? Das Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz könne dahingehend keine nähere Auskunft geben, hieß es auf Nachfrage von Trending Topics.

Immerhin konnte es aber zumindest eine grobe Einschätzung der bisher angefallenen Kosten liefern: „Initial standen für Entwicklung, Weiterentwicklung und den laufenden Betrieb der App zwei Millionen Euro aus einer dafür zweckgewidmeten Spende der UNIQA-Stiftung zur Verfügung. Für die Weiterentwicklung, den laufenden Betrieb und den First- und Second Level-Support für das zweite Halbjahr 2020 stellt die Bundesregierung eine Förderung in der Höhe von knapp einer Million Euro zur Verfügung.“

Im internationalen Vergleich seien die insgesamt rund drei Millionen Euro verhältnismäßig geringe Kosten, heißt es aus dem Kabinett des Bundesministers. Die Gesamtkosten der Corona-Warn-App in Deutschland seien zum Vergleich mit rund 70 Millionen Euro veranschlagt.

Auch zu den Kosten für Marketing, Werbung und Bekanntmachung kann das BMSGKP nur bedingt Auskunft geben: „Die Stopp-Corona-App war und ist in die Regierungskampagne ‚Schau auf Dich, schau auf mich‘ integriert“. Zudem kommuniziere der Gesundheitsminister im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit bei jeder Gelegenheit die Vorteile der App.

Die Förderung im Detail

Christian Winkelhofer, Managing Director bei Accenture Österreich und Projektleiter der Stopp-Corona-App, weiß, wofür die Fördermittel genau eingesetzt werden: „Der Zuschuss des Bundesministeriums an das Österreichische Rote Kreuz beträgt gesamt rund eine Million Euro. In dieser Summe sind ca. 200.000 Euro Mehrwertsteuer und eine Förderung der Europäischen Union über rund 100.000 Euro enthalten, um die Interoperabilität der App mit anderen Ländern sicherzustellen.“ Damit sei sichergestellt, dass die Anwendung künftig Infektions-Nachrichten mit Apps anderer europäischer Länder austauschen kann. Winkelhofer weiter: „Dann bleiben noch rund 700.000 Euro. Dieser Restbetrag deckt zu zwei Dritteln den fachlichen und technischen Betrieb (Serverkosten, 7/24h Monitoring, Helpdesk) für die 2. Jahreshälfte und zu einem Drittel die Verbesserungen der App ab.“

Die App werde laufend auch funktional erweitert. Das wurde auch in der Pressekonferenz vor zwei Wochen erklärt, ebenso wie der Umstand, dass die Apps künftig länderübergreifend miteinander funktionieren. Dafür gebe es einen Server, auf dem die anonymisierten „Schlüssel“ zur Kennung auch europaweit abgeglichen werden sollen. Abseits dieses Updates werde „aktuell an einer weiteren Verbesserung der Barrierefreiheit und der Usability gearbeitet.“

Probleme mit der Kommunikation

Unter dem Strich bleibt dennoch ein etwas fahler Beigeschmack. Die App ist mittlerweile seit Monaten im Einsatz, nur etwa zwölf Prozent der Bevölkerung haben sie aber auch installiert – und die Anzahl an gemeldeten Infektionsfällen ist dementsprechend fast verschwindend gering, wenngleich sich die Nutzungszahlen in den letzten vier Monaten verdoppelt hätten. Auch Christian Winkelhofer sieht hier noch weiteres Potential in der Verbreitung – ab ca. 15 Prozent Verbreitung dämpft die App laut Studien das Infektionsgeschehen bereits um sechs bis acht Prozent.

Deutschland hat eine etwa doppelt so hohe Rate, Finnland erreicht gar eine Verteilung von über 50 Prozent. Woran liegt es, dass in Österreich eine derartige Skepsis herrscht? Das Sozialministerium gesteht eine Teilschuld, vor allem die Kommunikation sei misslungen: „Mittlerweile sind die Downloadzahlen gut. Mehr User wären natürlich besser und könnten einen größeren Beitrag in der Bekämpfung der Pandemie leisten. Die politische Debatte rund um die Freiwilligkeit der App im Frühjahr hat geschadet. Die Freiwilligkeit wird aber seither nicht mehr in Frage gestellt.“ Auch Winkelhofer ist der Meinung, dass diese anfängliche Intransparenz Unsicherheiten geschürt habe.

Mittlerweile versucht das Gesundheitsministerium, diesen Rückstand aufzuholen – erst heute Vormittag riefen Prominente im Rahmen einer Pressekonferenz zur Installation der App auf. Und auch Gesundheitsminister Rudolf Anschober appellierte nochmal an die österreichische Bevölkerung, die App zu installieren und so bei der Kontaktnachverfolgung mitzumachen. Das koste „30 Sekunden“, koste nichts und habe danach aber einen „großen Nutzen“.

Stopp Corona: Emotionale Bindung fehlt

Christian Winkelhofer vermutet noch einen zweiten Grund für die vergleichsweise schwachen Installationszahlen. Aufgrund der hohen Datenschutz-Standards, die auch von Google und Apple gefordert werden, fehle nach wie vor die Emotionalität des Produkts, die Bindung zu den Nutzern. Das liegt laut Winkelhofer auch daran, dass man die App so gut wie nie zu sehen bekommt. Hierzu gebe es aber schon erste Ideen in Richtung einer „aktiveren“ App, die die Interaktion mit den Nutzern fördert: „Wenn sich die App beispielsweise einmal am Tag meldet und sagt, du hast so oder so viele Kontakte heute gehabt, ist das schon eine gute Sache.“ Derzeit bekomme man schließlich gar kein Gefühl dafür, ob andere die App verwenden oder nicht.

Nutzer-Verdoppelung bis Sommer

Die Zukunft der App sieht er trotz der Probleme positiv: „Wenn man sich die Zahlen anschaut, dann sieht man, dass seit Ende August bis jetzt die faktischen Nutzer verdoppelt haben. Jetzt stehen wir bei 1,3 Millionen. Wenn uns in den nächsten vier Monaten noch eine Verdoppelung gelingt, wäre das gut. Die Technik würde das jedenfalls vertragen, die „skaliert sehr gut mit“. Bis Sommer wünscht er sich eine weitere Verdoppelung, das wäre eine „wunderbare Sache“.

+++Die Stopp Corona-App ist kein Erfolg. Aber diese Zahl ist am enttäuschendsten.+++

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