Interview

Rene Benkos Investment war „für Storebox sicher ein Game Changer“

Storebox-CEO und Mitgründer Johannes Braith. © Storebox
Storebox-CEO und Mitgründer Johannes Braith. © Storebox
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Er hat sich auf der Bühne letztendlich gegen andere österreichische Scale-up-Größen wie neoom, Blockpit, Metaloop oder byrd durchgesetzt und konnte schließlich den Titel „Scale-up des Jahres 2024“ holen: Johannes Braith und sein Team haben für das Self-Storage- und Logistik-Scale-up Storebox den begehrten Titel geholt und gehört nun neben Planradar und refurbed zu den Preisträgern.

Im Interview spricht Braith jetzt darüber, wie es nach der Prämierung weitergeht, warum der Fokus des Unternehmens immer stärker Richtung Logistik geht, warum man 2024 ein wenig vom Gas geht und wie man mit den 17 Prozent, die Rene Benko gehören, umgehen wird.

Trending Topics: Nochmals Gratulation zu dem Preis, Herzlichen Glückwunsch!

Johannes Braith: Ja danke, wir freuen uns sehr darüber auf jeden Fall. Wir haben wirklich einen sehr schönen Award bekommen, der bei uns im Office neben zwei, drei anderen sehr coolen Preisen steht. Wir gehen da jeden Tag vorbei und freuen uns darüber, ihn zu sehen.

Was denkst du, mit was konntet ihr am Ende punkten? Was hat euch zu Platz 1 gemacht?

Es werden wahrscheinlich viele Dinge gewesen sein. Das eine ist die Traction einfach über die letzten Jahre, die wir aufweisen konnten. Neben den rein finanziellen Aspekten sind es auch die Dinge, die wir nicht nur umgesetzt haben, sondern auch sehr laut getrommelt haben, was Diversität zum Beispiel betrifft. Wie du vielleicht weißt, sind wir ein sehr diverses Team. Wir haben 50 Prozent, sogar darüber, mittlerweile Male-Female-Split, im Management-Team sind es bald 80 Prozent Frauen.

Wir haben über 20 Nationen, wir haben Menschen mit Behinderung bei uns angestellt. Also wir versuchen da wirklich viel zu machen. Ich denke schon, dass all diese Dinge und die ganzen Bemühungen, die wir die letzten Jahre angestellt haben, dass die das in Summe dann ausgemacht haben. Wenngleich ich auch sagen muss, das schmälert natürlich nicht die Leistung von den anderen, weil da war schon harte Competition.

Kommen wir gleich zu Storebox selbst. Es dürfte ja ganz gut laufen.

Letztes Jahr war für uns wirklich ein sehr, sehr starkes Wachstumsjahr, auch in absoluten Zahlen wahrscheinlich das stärkste. In relativen Zahlen sind jetzt umsatzseitig an die 90 Prozent gewachsen. Wir haben 120 Filialen eröffnet in 2023, das heißt 10 Stück jedes Monat. Wenn man sich das auf Werktage herunter rechnet, ist das schon eine ziemliche Aufgabe gewesen. Ich bin jetzt niemand, der mit dem Status quo zufrieden ist, aber ja, ich denke, wir haben gute Umsatzzahlen geliefert, auch wenn das Marktumfeld, und betrifft jetzt nicht nur uns, schon durchwachsen ist, vor allem das erste Halbjahr 2024.

Zum Wachstum 2023,, was ist der Treiber? Ist das die immense Nachfrage oder, weil ihr mal 120 Standorte eröffnet und dann mal schaut, ob die voll werden?

Wir haben ja drei Revenue-Streams. Das eine ist das Thema Franchising, das heißt, da wachsen wir über den Verkauf von neuen Franchise-Lizenzen, aber vor allem, wenn unsere Franchise-PartnerInnen erfolgreich ihre Standorte betreiben, dann ist die Storbox-Franchise-Zentrale umsatzbeteiligt. Das heißt, je mehr Standorte eröffnet sind, desto besser für uns, das ist sozusagen das eine Stream.

Dann haben wir natürlich unser Consumer-Self-Storage-Konzept, das heißt wirklich die Kunden, die auch bei unseren Company-Locations einlagern. Von den 340 sind es ungefähr 200 Company-Locations, der Rest sind die Franchise-Locations.

Das dritte ist das Thema Logistics Solutions, da haben wir ja vor zwei Jahren fokussierter damit begonnen, das Produkt an den Markt zu bringen. Da wachsen wir auch sehr stark, da haben wir Wachstumsraten von an die 300% gehabt.Und da geht zum Beispiel um unseren Kunden Ikea, wo du ja im Onlineshop von Ikea ein Möbelstück bestellen kannst und das Ganze dann in eine Storebox liefern lässt. Da sind wir als Storebox für die komplette Logistik verantwortlich, von der Bestellung bis zur Zustellung. Das ist ein sehr vielversprechender Bereich.

Auf der Bühne des Scale-up Award hast du gesagt, dass Storebox mittlerweile zweistellige Millionenumsätze macht, ist das richtig?

Genau richtig, ja. Wir haben 2023 erstmalig zweistellige Millionenumsätze gemacht. Im Innenumsatz, der Außenumsatz ist natürlich deutlich höher. 2024 werden wir auch natürlich weiter wachsen, aber nicht in dem Ausmaß wie 2023, das möchten wir dieses Jahr auch nicht. Wir haben ja jetzt auch gerade zwei Unternehmen erfolgreich übernommen und integriert, und das wird auch ein Teil unserer zukünftigen Wachstumsstrategie sein.

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen 2023 und 2024? Man könnte ja sagen, Ukraine-Krieg, Inflation, hohe Zinsen, Wirtschaftswachstum mehr oder weniger bei Null in Österreich das war 2023 auch schon so?

Naja, leider wahrscheinlich wenig, das ist das Problem. Ich bin grundsätzlich wirklich ein grenzenlos optimistischer Mensch, aber es ist schon so, dass vor allem in 2024 in manchen Bereichen das Konsumverhalten schon etwas gedrückt bleibt und nicht deutlich angezogen hat. Jetzt sehen wir natürlich, dass die Inflation hoffentlich weiter sinken wird und sich auch die Zinslage entspannt und somit die Finanzierungssituation auf der einen Seite, aber natürlich auch das Konsumverhalten auf der anderen Seite dadurch entspannt.

Das Thema ist, dass es halt nicht deutlich besser ist. Ich bin kein außenpolitischer Experte, aber ich sehe aktuell noch keine Lösung im Ukraine-Russland-Konflikt, und das ist schon etwas, das über Europa wie ein Damoklesschwert hängt. Da muss man glaube ich durchaus vorsichtig agieren. Bei Storebox ist es so, wenn wir Standorte platzieren am Markt, neue Standorte eröffnen, dann haben wir auf der einen Seite initial sehr hohe Investitionskosten und andererseits lasten sich diese Standorte dann über 12, 18, 24 Monate aus. Das heißt, unsere Entscheidungen, die wir treffen, sind sehr langfristige Entscheidungen.

Ich bin bald 10 Jahre Unternehmer und auch bei Storebox habe ich das immer wieder gesehen. Wir sind jedes Jahr super stark gewachsen, es hat aber auch immer wieder Phasen gegeben, in denen wir ganz bewusst entschieden haben, die Geschwindigkeit ein bisschen zu drosseln und an der einen oder anderen Stelle effizienter zu werden, ein bisschen Fleisch vom Knochen wegzuschneiden bzw. auch neben der Effizienz auch einfach zu stabilisieren.

Ihr habt kürzlich zwei Firmen dazu gekauft, wen habt ihr da gekauft?

Die eine Firma heißt Lager4You, das ist tatsächlich das erste Self-Storage-Unternehmen, das in Deutschland jemals eröffnet hat. Es ist ein sehr erfolgreiches Unternehmen, das wir da in München übernommen haben. Das zweite ist ein kleineres Unternehmen, das in Wien ein ähnliches Produkt wie Storebox auf den Markt bringen wollte.

Ihr habt die kleine aufstrebende Konkurrenz vom Markt weggekauft?

So würde ich es nicht formulieren. Wir waren gar nicht aktiv auf der Suche, sondern der Unternehmer, der das gemacht hat, hat unterschiedliche Projekte und ist auf uns zugekommen. Es hat in unser Portfolio hineingepasst und somit haben wir es auch mit übernommen.

Wie finanziert man die ganze Angelegenheit? Zahlt man da in Cash oder gibt Shares an Storebox?

Im Frühphasen-Startup-Umfeld ist es ja sehr häufig so, dass Share-Deals und Share-Swaps gemacht werden, wo dann Anteile an die Gründer des übernommenen Unternehmens ausgegeben werden. In unserem Fall waren das wirklich Cash-Deals, wir haben die Firmen übernommen gegen Kapital.

Wie viel zahlt man da für diese Firmen?

Das deutsche Unternehmen hat einige tausend Quadratmeter Space, macht EBITDA, das heißt, ist profitabel, macht sehr hohe sechsstellige Umsätze. Das sind schon natürlich Unternehmen, die man jetzt nicht irgendwie um wenige Euro irgendwie abkaufen kann. Das hat schon seinen Preis.

Ich hatte nämlich kurz die Vermutung, dass es vielleicht gerade jetzt eine gute Phase ist, andere Unternehmen zu kaufen, weil es denen vielleicht nicht so gut geht und die würde man dann billig bekommen. Aber das dürfte in dem Fall nicht der Fall sein.

Das, was du sagst, stimmt grundsätzlich. Jetzt nicht für unseren Space gesprochen, aber üblicherweise ist es natürlich so, dass sich die M&A-Aktivitäten in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten erhöhen. Bei den Unternehmen, die wir da jetzt übernommen haben, stellt es sich anders dar, weil die eigentlich sehr gut dastehen. Im Self-Storage-Bereich gibt es zwei, drei große Player, allerdings viele kleine fragmentierte Unternehmen, die ein, zwei Standorte betreiben, wo jetzt auch in den nächsten Jahren Generationenwechsel stattfinden wird, weil die einfach in Rente gehen. So war das zum Beispiel auch bei diesem Unternehmer, der den Standort in München verkaufen wollte, der geht in Rente, sehr wohlverdient, der hat einige Jahrzehnte da investiert und denke, dass es von denen zukünftig auch mehrere geben wird in DACH und Benelux.

Wer sind eigentlich die Konkurrenten, gegen die ihr antreten müsst?

Wenn wir über das klassische Self-Storage sprechen, dann gibt es in Europa zwei große Player neben Storebox. Das eine ist eben MyPlace, auch in Österreich gegründet, die führen das sehr erfolgreich, und dann gibt es einen zweiten Wettbewerber, der heißt ShurGard, die sind in Europa der Marktführer und sind von Public Storage gekauft worden, das ist die größte Self-Storage Plattform aus den USA, die sind eine S&P 500 Company.

Du trittst durchaus gegen Schwergewichte an?

Im Self-Storage Bereich ja, wenngleich man sagen muss, dass wir uns schon durch diverse Dinge unterscheiden von diesen Anbietern. Das zweite ist natürlich das Logistik-Thema, das wir jetzt anbieten, und da treten wir tatsächlich mit traditionellen Logistik-Unternehmen in Wettbewerb.

Was ist Storebox deiner Vision nach in fünf, zehn Jahren?

Wir haben uns alle zwei bis drei Jahre durchaus immer wieder neu gedacht. Das war zum Beispiel das Thema Franchise, das war das Thema Logistics Solutions. Ich denke, wir haben jetzt etwas gefunden und das war schon immer die Vision, dass wir eine physische Plattform zur Verfügung stellen, jetzt eben mit über 340 Locations, in der wir eine neue Kategorie in der Logistik anbieten können. Und Logistik ist extrem vielfältig und hat drei Kernfunktionen: Transport, Umschlag und Lagerei. Diese drei Kernfunktionen können wir entweder in diesen Standorten anbieten oder dazu koppeln.

Das hört sich an, als wenn es immer von B2C weg und immer stärker in Richtung B2B gehen würdet.

Das Logistik-Thema ist eher ein B2B2C-Thema. Self Storage per se eigentlich auch ein logistisches Problem, nämlich ein lagerlogistisches Problem im Consumer-Bereich. Wir können eigentlich durch unsere unterschiedlichen Software-Plattformen, die wir gebaut haben, aussteuern, wie viele Flächen, die wir haben, wir für welchen Use-Case verwenden. Das macht uns einerseits im Wachstum resilienter, weil natürlich Self-Storage möglicherweise in einer Zeit besser wachsen kann, in der vielleicht E-Commerce stagniert und umgekehrt und bietet uns auch die Möglichkeit, da wirklich die Flächen zu optimieren und einen USP anzubieten.

Ich muss natürlich noch eine unangenehme Frage aufstellen. Kannst du dir schon vorstellen, was jetzt kommt?

Ich kann es mir denken. Wir sind ja immer wieder im Austausch.

Der größte Shareholder von Storebox mit etwa 17 Prozent ist die Signa Innovation Selection, diese gehört der Laura Privatstiftung des insolventen Rene Penko. Wie geht es dir damit, das im Cap-Table zu haben? Ist das egal? Ist das ein Problem?

Rene Benko hat damals über seine Privatstiftung bei uns investiert. Das ist jetzt schon wieder fast sechs Jahre her. Das war für Storebox sicher ein Game Changer, das muss man so sagen. Das hat uns wirklich angeschoben damals und uns auch ein Stück weit zu dem gemacht, was wir heute sind.

Aktuell ist der Name Rene Benko natürlich an unterschiedlichen Stellen immer wieder medial negativ konnotiert. Das wissen wir auch. Hat es jetzt einen direkten negativen Einfluss auf uns aktuell? Ehrlicherweise nein. Wir haben insgesamt eine sehr starke Shareholder-Basis. Wir haben über zehn Investoren bei uns mit wirklich großen, guten Namen.

Freue ich mich über die Gesamtsituation? Natürlich nicht. Klar, man muss mit der Situation umgehen, so wie sie ist und es hat aber jetzt für uns keinen direkten Einfluss auf unser operatives Geschäft, muss man auch sagen. Ich traue mich da überhaupt keine Spekulationen zu machen und auch wir alle wissen nicht, wie es in diesen Causen, die man immer wieder liest, weitergeht. Da weiß ich genauso wenig wie du darüber. Da kann man wahrscheinlich an der Stelle jetzt auch gar keine großen Veränderungen vornehmen.

Wie steht Storebox 2025 da?

Ich hoffe, dass ich sagen kann, wir haben 2024 unseren Kurs, den wir eingeschlagen haben, erfolgreich exekutiert haben. Ich hoffe, dass die gesamtwirtschaftliche Situation bis 2025 deutlich entspannt hat. Und was noch viel wichtiger ist, dass wir hoffentlich in Europa wieder Frieden haben.

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