Finanzierungsrunde

Storyblok: 74 Millionen Euro für „Double-Down in Amerika“

Dominik Angerer und Alexander Feiglstorfer, Mitgründer von Storyblok © Storyblok
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Ihre letzte große Finanzierungsrunde war 2022: Das Linzer Scale-up Storyblok hat damals 43 Millionen Euro an Land gezogen (wir berichteten). Nun kommt das bislang größte Investment für die auf „Headless CMS“ spezialisierte Firma. 74 Millionen Euro hat die Firma in der neuen Series C eingesammelt. Lead-Investor ist Brighton Park Capital, zudem sind die bestehenden Investoren HV Capital, Mubadala Capital, 3VC und firstminute capital beteiligt. Mit dem frischen Kapital will das Scale-up vor allem seine Präsenz in den USA ordentlich ausbauen. Insgesamt hat Storyblok nun 138 Millionen Dollar aufgenommen, die frischen 80 Mio. Dollar sind die aktuell größte Finanzierungsrunde für ein Scale-up mit Hauptsitz in Österreich dieses Jahr.

Darüber und über weitere Themen haben wir uns mit  Dominik Angerer, dem CEO und Co-Founder von Storyblok, unterhalten.

Storyblok: Linzer Software-Scale-up holt 43 Millionen Euro

80 Millionen Dollar oder eben 74 Millionen Euro in einer frischen Finanzierungsrunde: Wie kam es dazu? 

Dominik Angerer: Wir haben mit den 47 Millionen Dollar vor zwei Jahren einen Double-Down in Europa gemacht. Das heißt, gerade im DACH-Raum und UK haben wir unser Team vermehrt und extrem viele neue Kunden dazugewonnen. Für uns war jetzt ganz klar, dass wir irgendwann mal ein bisschen stärker nach Amerika müssen. Unser Umsatz ist in den letzten zwei Jahren relativ gut gewachsen, deswegen machen wir jetzt einen Double-Down in Amerika. Knapp 20 Prozent des Umsatzes kommen bereits aus Amerika. Die Investmentrunde ist mehr oder weniger ein Auftrag für mehr Arbeit, dementsprechend freuen wir uns schon. 

Wer sind die Investoren? 

Es kommt Brighton Park Capital dazu. Das ist ein Growth-Investor direkt aus New York, der gerade im Bereich der B2B-SaaS extrem viel Erfahrung hat. 

Was ist Storyblok, für die, die es noch nie gehört oder gesehen haben? 

Wir sind ein Content-Management-System (CMS). Wir sind quasi die Datenhaltung von ganz vielen Websites und Apps. Sobald man irgendwie ein digitales Projekt umsetzen möchte und Inhalte irgendwo pflegen möchte als Marketing-Team oder als Content-Creator, dann ist Storyblok eine ideale Lösung dafür. Und das Spannende bei uns ist, wir liefern keine fertige Webseite und kein fertiges Design, wir hören quasi bei der Datenschnittstelle auf. Das heißt, Entwickler:innen können sich die Daten dann über diese Datenschnittstelle abholen und dann jedes Design umsetzen, ganz egal auf welcher Plattform und mit welcher Technologie. Und wir kümmern uns hauptsächlich darum, dass diese Workflows direkt im System für die Marketer und Content-Creator wirklich top sind und dass die Datenschnittstellen immer konstant gleich gut bleiben und weltweit verfügbar sind. 

Einer von euren Kunden ist Tesla: Was macht Tesla mit Storyblok? 

Eine Agentur aus Deutschland hat ein komplettes Display für sie gebaut. Das heißt, wenn man in den Tesla-Store reingeht, die ganzen Displays, an denen die Teslas konfiguriert werden können, laufen über Storyblok. Also mal ein ganz anderer Use-Case, keine Webseite oder ähnliches, sondern wirklich ein Point-of-Sale-Produk. 

Wie sieht euer Geschäftsmodell aus, ist es Software as a Service, oder ist es komplexer? 

Genau, wir bieten SaaS, eine monatliche oder jährliche Subscription. Wir haben da zwei Bereiche. Wir haben einen Self-Service-Bereich, der quasi bei null Dollar anfängt, also wirklich gratis für einen User und das Projekt, das umgesetzt werden soll. Und dann geht es hoch bis 849 Dollar pro Monat im Self-Service-Bereich. Und im Enterprise-Bereich starten wir bei 3.299 Euro pro Monat. Unsere Enterprise-Kunden sind auf jeden Fall am oberen Ende, aber dann geht es tatsächlich um mehrere Projekte bzw. mehrere Seiten in 70-plus Sprachen. 

Und jetzt bekommt ihr sehr viel Geld aufs Firmenkonto. Was macht ihr damit? 

Wir haben jetzt am 1.1.2024 unsere Delaware Company gestartet, also Storyblok Inc. existiert jetzt. Wir beschäftigen mittlerweile acht Prozent unseres Personals in den USA.  Wir werden dort jetzt Agenturpartnerschaften eingehen. Mittlerweile haben wir 2.600 Agenturpartner weltweit. Gerade in Amerika müssen wir unsere Bekanntheit steigern. Das erfordert ziemlich große Events, aber natürlich auch Paid Ads und ähnliches. Zudem wollen wir weitere Produkte und Integrationen bauen und da gibt es natürlich extrem viele Marktführer in Amerika, die wir auch integrieren möchten, gerade im Digital Asset Management Bereich und im E-Commerce Bereich.

Es ist ja als Startup aus Linz nicht allzu naheliegend, CMS-Software global skalieren zu wollen. Wie kam es dazu eigentlich?

Wir haben oft gehört, hey Dominik, hey Alex (Feiglstorfer Mitgründer von Storyblok, Anm. der Red.): Warum zur Hölle baut ihr schon wieder ein CMS? Jede:r Entwickler:in auf dieser Welt hat schon mal ein CMS gebaut oder zumindest den Ansatz eines CMS. Wir haben damals in der Agentur Natural eigentlich gesagt, wir wollen kein CMS bauen. Doch schließlich haben wir einen Prototypen gebaut, mit Blöcken, die man reorganisieren kann.

Das haben wir dann den ersten paar Kunden gegeben und die fanden das eigentlich ganz gut. Wir haben dann ein bisschen weiter gearbeitet, das ging dann bis 2017 so, wir haben zwei Jahre lang innerhalb der Agentur dieses Produkt gebaut. Dann haben wir Storyblok gelauncht und sind dann nach knapp einem Monat auf 1.000 Views auf der Plattform gelandet, und das ohne Marketing, dann knapp drei Monate später waren es 3.000 Views. Wir waren dann profitabel nochmal ein Jahr später waren es 10.000 bis  25.000 Views. Es ist also quasi eskaliert und wir haben gemerkt, das ist ein Markt, auf dem wir weitermachen können. 2020 kam die erste Investmentrunde. 

Der massive Trend Generative AI wird euch wahrscheinlich auch betreffen. Wie siehst du das? Ist es künftig ein Pflichtteil eines CMS, aufs Knöpfchen drücken zu können, um ein Bild zu generieren? 

Ja, ich glaube, das ist so der simpelste Use Case, den man sich vorstellen kann. Das ist jetzt keine große Herausforderung. Das Gleiche gilt, wenn es darum geht, Text zu generieren. Ich glaube, spannend wird es dann, wenn wir ein bisschen tiefer reingehen. Jede:r Content Creator da draußen hasst es eigentlich, diese Hausarbeiten zu machen und die alten Inhalte nach sechs, sieben Monaten mal wieder upzudaten. Gerade wenn man eine Corporate-Website betreibt, dann ändert sich immer wieder das Messaging, weswegen man eigentlich alle Press Releases anpassen muss. Und das will eigentlich niemand machen. Und genau dort macht es eigentlich total Sinn, eine AI damit zu beauftragen. 

Bezüglich der neuen Finanzierung: Ist der Unicorn-Status für euch ein Ziel?

Valuations sind uns ziemlich egal, muss ich gestehen. Sie sind immer nur eine aktuelle Snapshot-Thematik vom Markt. Wenn der Markt heiß ist, gehen die Valuations nach oben. Wenn der Markt kälter wird, dann gehen sie nach unten. Was ich dir sagen kann, und da bin ich stolz darauf, alle unsere Investoren sind mit dieser Upround auf jeden Fall sehr happy. 

Gib uns bitte noch einen Ausblick in die Zukunft. Ihr habt jetzt viel Cash auf dem Konto. Was sind die großen Herausforderungen die auch ihr meistern müsst? 

Eine große Challenge ist die Umstellung vom kompletten Messaging Richtung Amerika. Natürlich wird dort anders Storytelling betrieben und anders erzählt und dementsprechend legen wir jetzt einen stärkeren Fokus auf Wachstum in Amerika, wenn es darum geht, neues Personal einzustellen. Aber es ist auch eine nette Challenge, auf die wir uns freuen.

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