Studie: Anzahl der achtlos weggeworfenen Masken enorm gestiegen
In vielen öffentlichen Räumen weltweit ist es inzwischen gesetzlich vorgeschrieben, medizinische Gesichtsmasken zu tragen, um die Verbreitung des Corona-Virus einzudämmen und das Ansteckungsrisiko gering zu halten. Während sich Menschen mit den Masken vor dem Virus schützen, stellen sie für die Umwelt ein großes Problem dar – besonders, wenn sie nicht korrekt entsorgt werden und auf der Straße oder in den Flüssen landen, die sie schlussendlich bis ins Meer tragen. In einer aktuellen Studie, die in der Zeitschrift „Nature Sustainability“ erschienen ist, haben britische Forschende der Universität Portsmouth dieses Problem genauer untersucht.
Im Mittelpunkt der Untersuchung, die in elf Ländern durchgeführt wurde, stand die Frage, welche Menge an achtlos entsorgten medizinischen Masken oder anderer Schutzausrüstung durch die von Regierungen gesetzten Corona-Maßnahmen entsteht. Das Forscherteam analysierte dazu Daten aus öffentlich zugänglichen Datenbanken und betrachtete dabei den Zeitraum zwischen September 2019 und den des ersten Monaten mit Covid-19. Elf Länder untersuchten das Team genauer, darunter neben Großbritannien etwa Deutschland, Frankreich, Australien, Spanien und Schweden.
Anstieg um das 84-Fache
Was die Forschenden entdeckten, war ein enormer Anstieg des Abfalls, der durch achtlos weggeworfene Masken und andere Schutzausrüstung anfällt: Vom Beginn der Pandemie im März 2020 bis hinein in den Oktober stieg die Zahl der Masken, die nicht ordnungsgemäß entsorgt wurden, den Forschenden zufolge um das 84-fache an. Im Ländervergleich schnitt Großbritannien am schlechtesten ab, das Land machte mit knapp sechs Prozent den größten Anteil aller achtlos weggeworfenen Abfälle aus. In Ländern wie Australien und Neuseeland lag dieser Anteil unter 0,2 Prozent, da es in den Ländern geringere Einschränkungen zur Bekämpfung der Pandemie gab. Österreich wurde in der Studie nicht untersucht.
Was die Forschenden überraschte war, dass das Müllproblem während der strengeren Lockdowns im Frühjahr 2020 langsam zunahm. Größer wurde es jedoch dann, als im Sommer und Herbst wieder mehr Reisen und soziale Aktivitäten möglich waren, während in vielen Ländern weiterhin die Maskenpflicht galt.
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Masken erhöhen Infektionsgefahr und Plastikflut
Die nicht korrekt entsorgten Masken bringen einige negative Auswirkungen auf Mensch und Umwelt mit. In den ersten Stunden und Tagen stellen weggeworfene Masken oder Hygienetücher laut der Untersuchung einen potenziellen Überträger von Covid-19 dar, wenn sie von einer infizierten Person benutzt werden. Abgelegte Gegenstände stellen eine visuelle Verschmutzung dar, die weiteren Abfall in dem betreffenden Gebiet verursachen kann – laut der Studie werfen Menschen die Masken eher achtlos auf die Straße, wenn diese schon zuvor stark verschmutzt ist.
Weiterhin tragen die Abfälle zum existierenden Plastikproblem bei, so die Forschenden in einem Artikel im Fachjournal The Conversation. Hergestellt sind die Masken meist aus langlebigem Plastik, das sich Jahrhunderte in der Umwelt halten kann. Tiere können sich etwa an großen Maskenresten verschlucken, oder das durch langsamen Zerfall entstehende Mikroplastik kann in Erde und Wasser und letztendlich in die menschliche Nahrungskette gelangen.
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Forschende empfehlen Maßnahmen
Laut der Studie ist davon auszugehen, dass die Verwendung von Masken 2022 auf hohem Niveau bleiben wird und dass es weiterhin zu einer Vermüllung mit Masken kommen wird. Um den Schutzausrüstungsabfall zu bekämpfen, seien lokale und nationale Maßnahmen nötig, so die Forschenden. So schlagen sie etwa vor, die Gesetzgebung anzupassen, die Hersteller:innen mehr in die Verantwortung zu nehmen, die Infrastruktur für die Abfallbewirtschaftung zu verbessern, aber auch gezielt Aufklärungskampagnen durchzuführen.
Künftige Maßnahmen sollen laut den Forschenden zudem darauf abzielen, die Verwendung von wiederverwendbaren Gegenständen zu fördern, die Sammlung und Entsorgung von Einwegartikeln an Stellen zu erleichtern, an denen ihre Verwendung obligatorisch ist, und die Abfallentsorgungsinfrastruktur bei der Rückgewinnung und anschließenden Entsorgung des Materials zu unterstützen.