Studie: Investitionen in Kohle steigen trotz Pariser Klimaziele weiter an
Nachhaltigkeit ist eines der Reizwörter momentan. Das zumindest im internationalen Finanzsektor eine tatsächliche Kehrtwendung weg von unnachhaltigen Investitionen hin zu Zukunftsinvestionen nicht immer stattfindet, zeigt eine aktuelle veröffentlichte Studie der von der deutschen Umweltorganisation Urgewald initiierten Urgewald`s Global Coal Exit List (GCEL) in Zusammenarbeit mit 28 weiteren internationalen NGOs. Sie haben eine Top 30 der „dreckigsten“ Unternehmen erstellt. An den Daten zeigt sich: Einige wenige internationale Unternehmen, halten ein Großteil der finanzkräftigsten Investitionen in die Kohleindustrie und die Anzahl der Investitionen sind seit der Verabschiedung der Pariser Klimaziele noch gestiegen.
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Meisten Investitionen aus den USA
Insbesondere Finanzdienstleister aus den USA, Japan und China sind die großen Unterstützer der Energieerzeuger auf Basis von Kohle. Einer aktuellen Aussendung der GCEL zufolge, halten US-Investoren 58 Prozent der institutionellen Investitionen in die Kohleindustrie, während Japan die meisten Kredite für die Branche vergibt und Chinas Banken die Top-Underwriter ( Prozess, bei dem Banken Investitionskapital für Unternehmen beschaffen, indem sie in deren Namen Anleihen oder Aktien ausgeben und diese an Investoren wie Pensionsfonds, Versicherungen o.ä. verkaufen) sind. Im Januar 2021 haben insgesamt 4.488 institutionelle Investoren, Investitionen in Firmen der Branche von 1,03 Billion US-Dollar gehalten. Zwischen Oktober 2018 bis Oktober 2020 haben der Studie zufolge, 665 Banken Kredite an die Kohleindustrie von 315 Mrd. US-Dollar vergeben und Underwriting-Aktivitäten im Wert von 808 Mrd. US-Dollar an Unternehmen auf der GCEL vergeben. Auf dieser listet die Umweltschutzorganisation seit 2017 jährlich Unternehmen, welche an der Wertschöpfungskette der Kohleindustire maßgeblich beteiligt sind.
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Finanzströme untersucht
Auch bezieht die Studie nach eigenenAussagen erstmalig eine solch große Anzahl an Finanzdiestleistern mit ein: „Dies ist das erste Mal, dass jemand versucht hat, das Engagement von Geschäftsbanken und institutionellen Investoren in der gesamten Kohleindustrie zu analysieren. In den vergangenen Jahren war der Umfang unserer Finanzforschung auf etwa 200 Kohlekraftwerksentwickler beschränkt. Unsere neue Untersuchung hingegen analysiert die Finanzströme zu allen 934 Unternehmen auf der Global Coal Exit List (GCEL)1“, so die Leiterin der Finazforschung bei Urgewald, Katrin Ganswindt.
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Vanguard und Blackrock investieren am meisten
Weltweit die größten institutionellen Investitionen in die Kohleindustrie hält die US-amerikanische Fondsgesellschaft Vanguard mit fast 86 Mrd. US-Dollar der Studie zufolge. An zweiter Stelle landet der amerikanische Investor Blackrock mit über 84 Mrd.US-Dollar. „Während viele große EU-Investoren damit begonnen haben, Kohleunternehmen aus ihren Portfolios auszusieben, hat sich die große Mehrheit der US-Investoren geweigert, eine Kohleausstiegspolitik zu verfolgen. Unsere Untersuchung unterstreicht, wie schlimm die Folgen dieses Versagens sind“, so Ganswindt. Nach den USA kommen die zweitmeisten Investitionen aus Japan, folgend von denen aus Großbritannien. „Während die britische Regierung kürzlich angekündigt hat, dass sie die öffentliche Finanzierung von Projekten für fossile Brennstoffe in Übersee im Jahr 2021 beenden wird, haben die meisten britischen institutionellen Investoren noch nicht einmal damit begonnen, Kohle aus ihren Portfolios zu verbannen“, so Ganswindt.
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Investitionen seit 2016 um 11 Prozent gestiegen
In ihrer Analyse der Finanzströme in der Kohleindustrie stellten die Studienautoren außerdem fest, dass die Investitionen in die Branche durch Kreditvergaben und Underwriting für die Unternehmen seit 2016 gewaschen sind. Der GCEL zufolge, wurden im Jahr 2016 insgesamt 491 Mrd. US-Dollat durch Kreditvergabe und Underwriting investiert. 2019 waren es 543 Mrd. US-Dollar, ein Anstieg von fast 11 Prozent.
Kohleausstieg gefordert
Die beteiligten NGOs fordern nun die Großinvestoren in der Kohleindustrie auf, ihre Unterstützungen in Zukunft zu unterlassen. „Wenn wir die Finanzakteure in den USA, Japan, China, Großbritannien und anderen Schlüsselländern nicht bald zum Kohleausstieg bewegen, werden sie uns in eine Zukunft katapultieren, in der die Pariser Klimaziele nicht mehr erreichbar sind“, so Ganswindt. Ihrer Meinung nach, braucht es von den Unternehmen sofortige und umfassende Kohleausstiegspolitiken.