Recycling von Plastik soll Problem statt Lösung sein
Recycling wurde von der Kunststoffindustrie lange Zeit als ideale Lösung für die negativen Auswirkungen von Kunststoffabfällen angepriesen. Die Studie „The potential for a plastic recycling facility to release microplastic pollution and possible filtration remediation effectiveness“ will nun das Gegenteil beweisen. Die Autor:innen machen darin nämlich deutlich, dass selbst die modernsten Recyclinganlagen die fortschreitende Mikroplastikverschmutzung fördern. Eine Anlage sei in der Lage, jährlich bis zu 1,4 Millionen Kilogramm Mikroplastik auszustoßen und damit Wasser und Luft zu verschmutzen.
Von wegen umweltschonend: Plastik zersplittert durch Recycling
Die Studie von Erina Brown Anna MacDonald, Steve Allen und Deonie Allen verweist darauf, dass Kunststoff, der in einem Recyclingzentrum in kleinere Teile zersplittert Luft und Wasser massiv verunreinigen kann. Die Pilotstudie konzentriert sich bei der Beobachtung auf eine einzige neue Anlage, in der Kunststoffe sortiert, zerkleinert und zu Pellets eingeschmolzen wird. Das Problem dabei: Bei diesem Prozess wird Plastik mehrmals gewaschen, wodurch Mikroplastikpartikel, also Fragmente, die kleiner als fünf Millimeter sind, in das Abwasser der Anlage gelangen.
„Es scheint fast ein wenig rückwärtsgewandt, dass wir Plastikrecycling betreiben, um die Umwelt zu schützen, und dann ein anderes und potenziell schädlicheres Problem verstärken“, sagt Kunststoffwissenschaftlerin und Studienleiterin Erina Brown von der schottischen Universität Strathclyde in Glasgow gegenüber Wired.
Die Studie könnte das Recycling-Problem sogar noch unterschätzen. Die Forschenden fanden nämlich ebenso eine hohe Konzentration von Mikroplastik in der Luft innerhalb der Anlage.
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Filterung macht 50 % Unterschied
Die gute Nachricht: Es wurde berechnet, dass die Recyclinganlage ohne die Verwendung eines Filters bis zu 3,3 Millionen Kilogramm Mikroplastik pro Jahr ausstoßen würde. Jedoch wird diese enorme Menge durch die Filterung um ganze 50 % reduziert.
Allerdings ist anzumerken, dass das Team bei dieser Beobachtung nur Mikroplastik bis zu einer Größe von 1,6 Mikrometern getestet hat. Kunststoffpartikel können sehr viel kleiner werden, wie Nanoplastik, das winzig genug ist, um in einzelne Zellen einzudringen. So waren an zwei der Probenahmestellen etwa 95 Prozent des Mikroplastiks kleiner als zehn Mikrometer und 85 Prozent kleiner als fünf Mikrometer.
Kunststoffproduktion reduzieren als tatsächliche Lösung
Wissenschaftler:innen und Aktivist:innen sollen sich einig darüber sein, dass die ultimative Lösung nicht darin besteht, sich auf Recycling zu verlassen oder Müll aus dem Ozean zu ziehen, sondern darin, die Produktion von Kunststoffen massiv zu reduzieren. Ebenso erwähnenswert: Tatsächlich werden nur neun Prozent der Kunststoffabfälle recycelt, denn das meiste gebrauchte Plastik wird üblicherweise deponiert, verbrannt oder landet in der Umwelt.