Studie: Straßenbäume können Depressionsrisiko der Menschen senken
Innerlich gewusst haben es viele Stadtbewohner wahrscheinlich schon lange. Bei dem Blick aus dem Küchenfenster einen grünen Nadelbaum zu sehen oder auf dem Balkon sitzend dem Rauschen der Laubbäume zu lauschen, beruhigt. Nachgewiesen wurde das jetzt auch in einer aktuellen Studie. Einer Aussendung der deutschen Friedrich-Schiller-Universität Jena zufolge, könnten Straßenbäume, welche sich im direkten Lebensumfeld der Menschen befinden, das Risiko für Depressionen senken.
Daten von fast 10.000 Stadtbewohnern untersucht
In der kürzlich in der Zeitschrift Scientific Reports veröffentlichten Studie, untersuchten Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ), des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv), der Universität Leipzig (UL) und der Friedrich-Schiller-Universität Jena, die Daten von fast 10.000 erwachsenen Einwohnern der deutschen Großstadt Leipzig. Statt, wie in vergangen Studien zu Depressionen dabei die subjektiven Empfindungen der Menschen zu analysieren, werteten die Forscher die Zusammenhänge zwischen verschriebenen Antidepressiva und der Anzahl von Straßenbäumen im Lebensumfeld der Menschen aus.
Forscher: Vogelvielfalt steigert Lebenszufriedenheit von Menschen
Bäume senken Anzahl von Antidepressiva-Verschreibungen
Dabei ergab sich der Studie zufolge ein eindeutiges Bild. Je mehr Straßenbäume sich weniger als 100 Meter zu dem Wohnhaus der Befragten befanden, desto niedriger waren oftmals auch die Anzahl der Antidepressiva-Verschreibungen. Weitere Faktoren die das Risiko für Depressionen erhöhen, wie Beschäftigungsstatus, Geschlecht, Alter, Körpergewicht, wurden nach den Angaben der Universität aus den Ergebnissen herausgerechnet. Der Zusammenhang zwischen der Anzahl von Straßenbäumen und der Anzahl von Antidepressiva wurde in der Studie besonders bei sozial schwachen Gruppen, welche in Deutschland als besonders gefährdet für Depressionen gelten, deutlich. Die Art der Bäume scheint hingegen auf den Effekt keine besondere Bedeutung zu haben.
Straßenbäume genauso wichtig wie Parks
Die Studienautoren hoffen mit ihren Ergebnissen zukünftige Stadtplanungen beeinflussen zu können. Datenanalystin der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Diana Bowler: „Die meisten Planungsrichtlinien für städtische Grünflächen beschränken sich auf Erholungsräume, die extra aufgesucht werden müssen, wie etwa Parks. Unsere Studie zeigt aber, dass die alltägliche Natur in der Nähe des Hauses – die Artenvielfalt, die man beim Blick aus dem Fenster sieht oder wenn man zu Fuß oder mit dem Auto zur Arbeit, zur Schule oder zum Einkaufen geht – genauso wichtig für die psychische Gesundheit ist.“
Der Meinung der Forscher nach lässt sich die Anzahl der Bäume, im Gegensatz zu großflächigen Grünanlagen, ohne großen planerischen Aufwand und verhältnismäßig preiswert erhöhen und könnte so soziale Ungleichheiten verringern. Die Hauptautorin der Studie, Melissa Marselle, empfiehlt dafür auch die gleichmäßige Verteilung von Straßenbäumen in der Stadt, um die gesundheitlichen Vorteile für alle Stadtbewohner sicherzustellen.