Global Entrepreneurship Monitor

Studie zeigt alarmierende Tendenzen bei österreichischen Entrepreneurs

© Austin Distel auf Unsplash
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Der aktuelle Global Entrepreneurship Monitor (GEM) Report 2024/25 offenbart sowohl positive Entwicklungen als auch neue Herausforderungen für Unternehmensgründungen weltweit. Die Studie, die auf Befragungen von über 150.000 Menschen in 51 Volkswirtschaften basiert, gilt als umfassendste Erhebung zur globalen Gründungsaktivität.

Während immer mehr Menschen die Rahmenbedingungen für Unternehmensgründungen als günstig einschätzen, nimmt paradoxerweise die Angst vor dem Scheitern zu. In 35 von 51 untersuchten Ländern stimmen über 40% der Befragten zu, dass Gründungen einfacher geworden sind. Gleichzeitig würden in 43 Ländern mindestens 40% der Menschen trotz guter Geschäftschancen aus Angst vor einem Misserfolg nicht gründen.

    • Geschlechterspezifische Unterschiede bleiben bestehen: In 14 Ländern liegt die Gründungsrate bei Männern um mindestens 5 Prozentpunkte über der von Frauen. In fast der Hälfte der untersuchten Volkswirtschaften haben Gründerinnen keinen gleichberechtigten Zugang zu wichtigen Ressourcen.
    • KI-Bewusstsein ungleich verteilt: Bei der Einschätzung künstlicher Intelligenz zeigt sich ein deutliches Gefälle: In 36 von 49 Ländern sehen weniger als 30% der Gründer:innen KI als „sehr wichtig“ für die nächsten drei Jahre an. Besonders in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen fehlt häufig das Bewusstsein für KI-Geschäftslösungen.
    • Nachhaltigkeit gewinnt an Bedeutung: Ein positiver Trend zeigt sich beim Thema Nachhaltigkeit: In 49 von 51 Ländern geben über 50% der Gründer:innen an, soziale und ökologische Auswirkungen in ihre Geschäftsentscheidungen einzubeziehen. In 40 Ländern priorisiert die Mehrheit Nachhaltigkeit sogar vor Profit und Wachstum.

Zahlen zu Österreich

Für Österreich gibt es hinsichtlich Unternehmertum unterdurchschnittliche Noten. Der Gesamtindex NECI (National Entrepreneurial Context Index) liegt bei nur 4,8/10, was dem Report einem „unzureichend“ („less than sufficient“) entspricht. Damit liegt Österreich in etwa auf dem selben Niveau mit Frankreich oder Deutschland. Anzumerken ist, das es kein Land auch nur annähernd in die Nähe einer 10 schafft:

Zu wenig Nachwuchs

In Hinblick auf künftiges Wachstum geht eine Besorgnis erregende Schere auf: Laut dem Report gibt es in Österreich zu wenig Jungunternehmen (Total Early-stage Entrepreneurial Activity, TEA), um die Zahl an etablierten Unternehmen, die über Zeit wegfallen (Konkurs, Verkauf usw.) auszugleichen.

„Es gibt nur sieben Volkswirtschaften in denen das EBO den TEA überstieg (also ein Verhältnis von weniger als 1), hauptsächlich in Europa (Polen, Griechenland, Ungarn, Österreich und Slowenien) sowie in der Republik Korea und Taiwan. Ein Verhältnis von weniger als eins stellt die Fähigkeit eines stetigen Stroms neuer Unternehmen in Frage, den Bestand an etablierten Unternehmen aufzufüllen“, heißt es in dem Report. Nur etwa 5 Prozent der Österreicher:innen planen, ein eigenes Business in den nächsten Jahren anzufangen. In anderen Ländern wie Frankreich, Italien, der Schweiz, Schweden, den USA oder Israel sind es zwischen 10 und 20 Prozent:

Wenig digital, noch weniger AI

Weiters bedenklich: Die Volkswirtschaften, in denen diese digitalen Werkzeuge von den Jungunternehmern am häufigsten als sehr wichtig angesehen werden, sind die Golfstaaten (Vereinigte Arabische Emirate durchschnittlich 74 %, Katar 68 %), während der Anteil in Österreich und Schweden am niedrigsten ist (jeweils 40 %).

Auch bemerkenswert: Der Anteil der Unternehmer in der Anfangsphase (TEA) und der etablierten Unternehmer (EBO), die erwarten, dass künstliche Intelligenz für ihr Unternehmen in den nächsten drei Jahren sehr wichtig wird, liegt in Österreich bei lediglich 11 bzw. 9 Prozent, in anderen Ländern ist der Anteil sehr viel höher:

Hier ist eine Zusammenfassung der positiven und negativen Bewertungen zu Österreich:

Positiv bewertet:

      • Physische Infrastruktur (7,6/10)
      • Staatliche Förderprogramme für Unternehmer (gut bewertet, Rang 2 von 56 Ländern)
      • Marktzugangsmöglichkeiten/Marktdynamik (gut bewertet)
      • Nachhaltigkeit bei neuen Unternehmen (7,3/10, Rang 3)
      • Resiliente etablierte Unternehmen (auf Vor-Pandemie-Niveau)
      • Steigender Anteil weiblicher Unternehmer
      • 40% der neuen Unternehmer sind international aktiv

Negativ bewertet:

      • Unternehmerische Bildung in Schulen (2,3/10)
      • Staatliche Politik: Unterstützung und Relevanz (schlecht)
      • Soziale und kulturelle Normen (Rang 50 von 56)
      • Wirtschaftliche Rahmenbedingungen (BIP-Rückgang, hohe Inflation)
      • Niedriges Niveau unternehmerischer Aktivität
      • Geringe Gründungsabsichten (nur 5% planen Unternehmensgründung)
      • Zurückhaltende Jobschaffung (nur 10% planen 6+ neue Stellen)
      • Zunehmend negative Medienberichterstattung über Unternehmer

Der GEM-Report wurde unter anderem auch durch ein Team rund um Christian Friedl von der FH Joanneum mit erarbeitet und von Wirtschaftsministerium (BMAW), WKO), Klimaschutzministerium (BMK), aws, FFG, EY Austria, WU Wien sowie der FH JOANNEUM GesmbH University of Applied Sciences unterstützt.

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